EUR/USD: Starker Dollar und steigende US-Renditen machen dem Euro das Leben schwer

Investing.com  |  Autor 

Veröffentlicht am 04.10.2018 08:11

EUR/USD: Starker Dollar und steigende US-Renditen machen dem Euro das Leben schwer

Investing.com - Der EUR/USD konnte seine anfänglichen Kursgewinne am Mittwoch nicht halten und schloss in der Nähe des Tagestiefs von 1,1474 Dollar. Eine Kombination aus einem stärkeren Dollar und steigenden US-Renditen machten der Gemeinschaftswährung am Tag der Deutschen Einheit einen Strich durch die Rechnung.

Für Erleichterung sorgte am Mittwoch im frühen europäischen Geschäft die Meldung, wonach die italienische Regierung zwar weiterhin an einem Defizit von 2,4 Prozent des Bruttoinlandsprodukts festhalten will, dieses jedoch im Jahr 2020 dann auf 2,2 Prozent und 2021 auf 2,0 Prozent abschmelzen lassen will.

Nachhaltig sieht zwar anders aus, aber gut, der Markt hat es gekauft, zumindest wenn man sich die gestrige Performance der europäischen Indizes so anschaut.

Der Mailänder FTSE MIB stieg um 0,84 Prozent auf 20.736,01 Punkte, während der französische CAC 40 um 0,43 Prozent auf 5.491,40 Punkte kletterte. Der spanische Index IBEX 35 marschierte sogar um 0,60 Prozent auf 9.361,10 Punkte nordwärts.

Nichts geändert hat sich jedoch an der Tatsache, dass Italien mit seinem Defizitziel von 2,4 Prozent die Regeln des Stabilitäts- und Wachstumspakts der Europäischen Union verletzt. Schließlich hatte sich die Vorgängerregierung in Rom mit den EU-Verantwortlichen auf ein Defizit von 0,8 Prozent geeinigt. 1,6 Prozent mehr sollen es also jetzt sein, und das bei einem Schuldenberg in Höhe von 2,3 Billionen Euro. Glückwunsch!

Interessant dürfte jetzt werden, welche Überlegungen dem Budgetplan der italienischen Regierung zugrunde liegen. Finanzminister Giovanni Tria sagte, dass Wirtschaftswachstum notwendig sei, um die Schulden abzutragen. Insofern solle ein Teil der Neuverschuldung in Investitionen fließen. Man (DE:MANG) wolle den Arbeitslosen unter die Arme greifen und die Steuern senken, aber nur für Unternehmen, nicht für Privatpersonen, sagte er.

Wie dem auch sei: das letzte Wort zwischen Rom und Brüssel ist noch nicht gefallen und weitere Wortgefechte zwischen beiden Parteien können nicht ausgeschlossen werden, auch wenn man sich am Ende wahrscheinlich auf einen „faulen“ Deal einigt.

Die Rendite zehnjähriger italienischer Staatsanleihen gab am Mittwoch wieder etwas nach und rentierte gut 15 Basispunkte tiefer auf 3,318 Prozent, während die zweijährige Verzinsung der Staatspapiere sogar um mehr als 40 Basispunkte auf 1,222 Prozent sank. Schon amüsant, was so eine Staffelung des Defizits am Rentenmarkt alles so bewirken kann und das, obwohl man mit der EU 2020 eigentlich den Haushaltsausgleich erzielen wollte. Aber gut, was machen da schon 2,2 Prozent 2020 und 2,0 Prozent 2021 Neuverschuldung mehr oder weniger.

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Nach der Erleichterungsrallye im EUR/USD, dank der genialen Budgetplanung der italienischen Regierung, ging dem Paar auch recht schnell wieder die Puste aus. Hauptgrund dafür waren solide Konjunkturdaten aus den USA in Form des ADP-Beschäftigungsberichts und dem ISM-Index für das nicht-verarbeitende Gewerbe. Beide Wirtschaftsindikatoren hatten die Erwartungen deutlich übertroffen, was den US-Dollar-Index in die Nähe der Marke von 96 Punkte beförderte.

Unter die Arme gegriffen hatten den Dollar zudem die steigenden US-Renditen, die mit 3,18 Prozent den höchsten Stand seit sieben Jahren erreichten (10-jährige). Auslöser dafür waren Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell.

Auf einem Event sagte er, dass die Zinsen noch immer akkommodierend sind und noch lange nicht auf einem neutralen Niveau angelangt sind (Anmerkung von Investing.com: das ist eindeutig falkenhaft zu interpretieren). Zudem betonte er, dass die Fed die Zinsen auch noch weiter erhöhen könne, selbst wenn man das neutrale Niveau erreicht habe.

Zu beachten gilt: die Renditen befinden sich jetzt allmählich in einem Bereich, wo die höheren Zinskosten auch negative Auswirkungen auf die Wirtschaft haben könnten.

Der Dow Jones hat gestern zwar noch einmal ein neues Allzeithoch markiert, aber nachdem die zehnjährige Rendite auf den höchsten Stand seit sieben Jahren kletterte, gab der Index um gut 100 Punkte nach. Ein erstes Warnzeichen dafür, dass die steigenden Zinsen allmählich zu einer echten Belastung für die Aktienmärkte werden?

Heute im Fokus stehen in den USA die Zahl der Erstanträge auf Arbeitslosenunterstützung sowie der Challenger Arbeitsplatzabbau und die Zahlen zum Auftragseingang, bevor am Freitag der monatliche US-Arbeitsmarktbericht inkl. Beschäftigungswachstum, Arbeitslosenquote, Löhne und Erwerbsbeteiligungsquote für Furore sorgen dürfte.

Da der EUR/USD deutlich unter der Schlüsselunterstützung bei 1,1525/00 Dollar geschlossen hat, ist auch heute mit weiter fallenden Kursen zu rechnen. Ein Hoffnungsschimmer würde erst aufkeimen, wenn sich die Gemeinschaftswährung zurück über die besagte Unterstützung, die jetzt als Widerstand fungiert, erholen würde.

Geschrieben von Robert Zach

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