Der Schweizer Franken wird immer stärker - Kommt jetzt die Euro-Mindestgrenze?

Investing.com

Veröffentlicht am 13.02.2020 13:00

Aktualisiert 13.02.2020 13:17

von Robert Zach

Investing.com - Der Euro zum Schweizer Franken ist auf Talfahrt. Sehr zum Missfallen der Schweizerischen Nationalbank (SNB) lässt die Furcht vor einer technischen Rezession in Deutschland sowie der grassierende Coronavirus in China mehr und mehr internationale Anleger in den Schweizer Franken flüchten.

Der EUR/CHF, der sehr eng mit der Risikotoleranz der Anleger - "Risk-on" und "Risk-off" - korreliert, markierte am Donnerstag mit 1,0621 Franken den tiefsten Stand seit August 2015. Seit Jahresanfang hat das Devisenpaar mehr als 2 Prozent an Wert verloren.

Auslöser für den jüngsten Kurssturz war die neue Diagnosemethode der chinesischen Behörden zur Feststellung des Coronavirus. So meldete die Provinz Hubei am Donnerstag 14.840 neue Infektionsfälle, nach 1.638 am Dienstag. Die Zahl der Todesfälle in der Provinz stieg sprunghaft um 242 auf 1.310 an. In die Statistik sollen nun auch jene einfließen, bei denen die klinischen Symptome mit dem Krankheitsverlauf von Covid-19 zusammenpassen.

In der Folge flüchteten die Anleger in sichere Häfen wie den Schweizer Franken und/oder den japanischen Yen. Auch der Goldpreis konnte zulegen. Der USD/JPY verlor 0,36 Prozent und der Goldpreis stieg um knapp 6 Dollar auf 1.577 Dollar je Feinunze.

"Die Unsicherheit an der Virus-Front ist der entscheidende Faktor an den Märkten, und die Märkte mögen keine Unsicherheit", sagte Lee Hardman, ein Währungsstratege bei der Mitsubishi (T:7211) UFJ Financial Group in London.

Gestern hatten sich die Märkte noch darüber gefreut, dass die Infektionsrate kontinuierlich zurückgeht. Einige hatten sogar bereits darauf gewettet, dass der tödliche Coronavirus schneller als erwartet besiegt werden kann.

"Solange das Virus nicht unter Kontrolle gebracht ist, ist es unserer Meinung nach leichtfertig, voll investiert auf die eventuell goldene Zeit danach zu wetten", schrieben die Finanzexperten von apano in einer Notiz. "Bevor es besser wird, kann es durchaus erst noch mal schlimmer werden – nochmal sei an die Ansteckungsgefahr der 160 Mio. Chinesen erinnert, die diese Woche nach den Neujahrsferien ihre Arbeit in den Megacities wieder aufnahmen", fügten sie hinzu.

Gestern hatte die Deutsche Bank (DE:DBKGn) die deutsche Konjunktur als "immer anfälliger" beschrieben. Das in China grassierende Coronavirus stellt hierbei "ein Risiko für die globale Erholung dar". Die Experten um den Chefökonom Stefan Schneider erwarten, dass dieser Faktor auch das Wachstum der deutschen Wirtschaft im Auftaktquartal 0,2 Prozentpunkte kosten dürfte. "Eine technische Rezession im Winterhalbjahr erscheint durchaus möglich", hieß es in einer aktuellen Studie. Am Freitag legt Destatis die erste Schätzung für das vierte Quartal vor.

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Eine schwache Konjunktur der Eurozone belastet in der Regel den Euro. Da Deutschland als Motor Europas gilt, wiegt hier ein Konjunkturabschwung besonders schwer.

Der Franken-Stärke ein Dorn im Auge ist vor allem der Schweizerischen Nationalbank (SNB), schließlich ist sie eine Belastung für die Exportunternehmen, aber auch für die Tourismusbranche. Das könnte mittelfristig das Schweizer Wachstum bremsen.

SNB-Präsident Thomas Jordan erklärte Anfang Februar in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung", dass der rückläufige Risikoappetit der Investoren im Zuge des Coronavirus sicherlich auch ein Grund für die jüngste Stärke der Schweizer Währung gewesen sei. "Wir halten am Negativzins fest und sind weiterhin bereit, bei Bedarf am Devisenmarkt zu intervenieren", sagte Jordan.

Zwar hat die Schweizerische Zentralbank in der Vergangenheit immer mal wieder in den Devisenmarkt interveniert. Der Eingriff in den Markt hatte aber keine nachhaltige Abwertung der eidgenössischen Währung zur Folge. Die Experten von Capital Economics glauben, dass die SNB bei einem Abgleiten des Wechselkurses EUR/CHF auf 1,05 Franken, den Negativzins auf ein Rekordtief von -1,00 Prozent senken könnte.

Aufgrund der rapiden Aufwertung des CHF taxieren die Analysten des Londoner Forschungsunternehmen die Wahrscheinlichkeit für eine neue Obergrenze für den Schweizer Franken auf 1:4 und das, obwohl Jordan zuletzt gesagt hatte, dass man innerhalb des Rates "im Moment" nicht über eine solche Maßnahme diskutiere. Allerdings hatte Jordan schon damals, 10 Tage vor der Aufhebung des Mindestkurses (im Jahr 2015) in einem Interview im Schweizer TV gesagt, dass der "Mindestkurs absolut zentral um eben adäquate, richtige monetäre Bedingungen für die Schweiz aufrechtzuerhalten".

Im Januar 2015 hatte die Schweizer Notenbank überraschend den Mindestkurs für den Franken zum Euro aufgehoben. In der Folge fiel der Wechselkurs EUR/CHF von 1,20 Franken phasenweise um knapp 30 Prozent auf 0,86 Franken. Seit dem befindet sich das Devisenpaar auf Erholungskurs.

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