WOCHENAUSBLICK : Nervenkitzel am Aktienmarkt hält an

dpa-AFX

Veröffentlicht am 20.10.2014 05:50

WOCHENAUSBLICK : Nervenkitzel am Aktienmarkt hält an

FRANKFURT (dpa-AFX) - Anlegern drohen auch in der neuen Woche weitere Chaostage an den Aktienmärkten. Aktuell sieht es zwar danach aus, also ob die Kurse nach der zuletzt steilen Talfahrt wieder nach oben sausen könnten. Doch selbst wenn es in den kommenden Tagen zu einer kleinen Erholungsrally kommen sollte, würde sie auf sehr tönernen Füßen stehen. Denn aktuell sprechen nur die vage Hoffnung auf eine weiter lockere Geldpolitik sowie mickrige Zinsen für ein Investment in Dividendenwerte. Weltpolitische Risiken und die fragile Konjunktur in den Industrieländern können jedoch die Aktien jederzeit wieder in die Tiefe reißen.

Der jüngste Kurseinbruch schlägt den Anlegern derzeit gehörig auf den Magen: Noch im Juni hatte der Dax bei 10 005,98 Punkten sein Rekordhoch erreicht und es schien nur noch eine Frage der Zeit, bis der Leitindex auch die Marke von 11 000 Punkten knackt. Doch es kam anders: Die Zweifel wuchsen, ob die Notenbanker tatsächlich die Wirtschaft und damit den Aktienmarkt stützen können. So brach das Börsenbarometer in der Spitze um mehr als 1600 Punkte ein und sackte am Donnerstag bis auf 8354 Punkte ab. Am Freitag zog der Dax indes wieder steil an und beendete den Tag bei 8850 Punkten. Damit konnte der deutsche Leitindex auf Wochensicht nach drei Verlustperioden in Folge sogar wieder ein kleines Plus verzeichnen.

Nun versuchen Analysten, die nervösen Anleger zu beruhigen. Freilich gebe es viele Gründe für den jüngsten Kursverfall, schreibt Investmentanalyst Uwe Streich von der Landesbank Baden-Württemberg: "Der Konflikt zwischen Russland und der Ukraine bestimmt zwar nicht mehr die Schlagzeilen, am Cocktail aus konjunkturell tendenziell negativ wirkenden Sanktionen und Gegensanktionen hat sich jedoch nichts geändert." Zudem stelle die Terrororganisation "Islamischer Staat" weiter eine große Bedrohung dar, und das immer stärker grassierende Ebola-Virus schaffe eine kaum greifbare Unsicherheit. Die wirtschaftlichen Schwierigkeiten Frankreichs sowie die sich abschwächende Konjunktur in Deutschland täten ihr Übriges dazu, dass Anleger Aktien auf breiter Front Aktien verkauften.

Und dass die geschilderten Faktoren allesamt das Potenzial dazu hätten, die Ertragslage der Unternehmen negativ zu beeinflussen, stehe außer Frage, meint der Analyst. Zu diskutieren sei jedoch, ob der in Kursen ausgedrückte Pessimismus nicht übertrieben sei. Denn der zuletzt vor allem im Vergleich zum US-Dollar spürbar gefallene Euro (FX1:EURUS) sollte einen konjunkturell bedingten Gewinnrückgang bei den Unternehmen abfedern.

Chefvolkswirt Jörg Krämer von der Commerzbank räumt ein, dass die Kurse in den kommenden Tagen und Wochen weiter stark schwanken könnten. Doch die Anleger seien zuletzt zu pessimistisch geworden, zumal die Europäische Zentralbank (EZB) ihr Pulver noch nicht verschossen habe. "Mittlerweile ist die Wahrscheinlichkeit deutlich gestiegen, dass die EZB bereits in diesem Jahr handelt", schätzt Krämer. Dabei geht es um einen breit angelegten Kauf von Staatsanleihen nach US-amerikanischem Vorbild, den Experten eigentlich erst für das kommende Jahr erwarten.

Jetzt die App holen
Werden Sie Teil der größten Finanz-Community der Welt
Downloaden

Die Aussicht auf ein beherztes Eingreifen der Europäischen Zentralbank könnte Krämer zufolge die Kurse stützen: "Die Renditen deutscher Bundesanleihen haben wegen der sich abzeichnenden EZB-Staatsanleihenkäufe wohl noch nicht ihr Tief gesehen." Wenn die Kurse von Anleihen steigen, dann drückt das ihre Rendite. Das lasse Aktien mit hohen Dividendenrenditen attraktiv erscheinen und sei sein Hauptargument, warum sich die Aktienmärkte schrittweise beruhigen und auch wieder steigen dürften.

Unterstützung könnte aber auch aus den USA und China kommen: Sollte die Nervosität der Investoren zu Verwerfungen im Finanzsystem führen, werde die US-Notenbank (Fed) eventuell darauf reagieren, meinte Analystin Claudia Windt von der Landesbank Helaba. Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass die Fed im Notfall bereit sein könnte, einmal mehr in die Bresche zu springen. So hatte der Chef der regionalen Notenbank von St. Louis, James Bullard, am Donnerstag angeregt, das Anleihekaufprogramm der US-Notenbank entgegen anderslautenden Ankündigungen fortzusetzen. Die Aussagen Bullards hatten für den jüngsten Erholungsschub an den Börsen gesorgt.

In der neuen Woche könnten Windt zufolge außerdem Spekulationen um mögliche geldpolitische Impulse aus China stabilisierend wirken, wenn die Wirtschaft dort nicht recht vorankommt. Die Zahlen zum chinesischen Bruttoinlandsprodukt werden am Dienstag veröffentlicht. Am Donnerstag dann stehen Einkaufsmanagerindizes sowohl aus China als auch aus Europa auf der Agenda. Hierzulande rückt am Freitag das vom Marktforscher GfK ermittelte Konsumklima in den Fokus.

Zudem zieht die Berichtssaison in Deutschland an. Bereits am Montag legt SAP F:SAP Zahlen zum dritten Quartal vor. Anleger warten mit Spannung auf Neuigkeiten von Europas größtem Softwarehersteller: Zuletzt hatte Finanzchef Luka Mucic für den Rest des Jahres einen Einstellungsstopp ausgerufen, um Kosten zu sparen - zum anderen wurde Konzernchef Bill McDermott in Medienberichten zitiert, das Geschäft laufe besser als je zuvor. Ebenfalls zu Wochenbeginn wird der Handelskonzern Metro F:MEO einen Zwischenbericht abgeben.

Am Dienstag dann folgen der Laborausrüster Sartorius (ETR:SRT3), der Internethändler für Tierbedarf Zooplus F:ZO1 sowie der Keramikhersteller Villeroy & Boch (ETR:VIB3) mit ihren Geschäftszahlen, bevor zur Wochenmitte der Laborzulieferer Stratec Biomedical F:SBS seine Bücher öffnet. Am Donnerstag präsentieren der Triebwerksbauer MTU F:MTX und der Getränkeabfüllanlagen-Hersteller Krones F:KRN ihre Ergebnisse. Beide Unternehmen sind im MDax F:MDAX notiert. Die Woche beschließt der Chemiekonzern BASF (ETR:BAS) mit seinem Quartalsbericht.as

--- Von Lutz Alexander, dpa-AFX ---

Der Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen birgt hohe Risiken. Sie können Ihren Kapitaleinsatz vollständig oder teilweise verlieren. Die Kurse von Kryptowährungen sind extrem volatil und können von externen Faktoren wie finanziellen, regulatorischen oder politischen Ereignissen beeinflusst werden. Der Handel auf Margin erhöht das finanzielle Risiko.
Stellen Sie unbedingt sicher, dass Sie die mit dem Handel der Finanzinstrumente und/oder Kryptowährungen verbundenen Risiken vollständig verstanden haben und lassen Sie sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten, bevor Sie den Handel aufnehmen.
Fusion Media möchte Sie daran erinnern, dass die auf dieser Internetseite enthaltenen Kurse/Daten nicht unbedingt in Realtime oder genau sind. Alle Daten und Kurse werden nicht notwendigerweise von Börsen, sondern von Market-Makern bereitgestellt, so dass die Kurse möglicherweise nicht genau sind und vom tatsächlichen Marktpreis abweichen können, was bedeutet, dass die Kurse indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sind. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für etwaige Handelsverluste, die Ihnen durch die Verwendung dieser Daten entstehen könnten.
Es ist verboten, die auf dieser Website enthaltenen Daten ohne die vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenanbieters zu verwenden, zu speichern, zu reproduzieren, anzuzeigen, zu ändern, zu übertragen oder zu verteilen. Alle Rechte am geistigen Eigentum sind den Anbietern und/oder der Börse vorbehalten, die auf dieser Website enthaltenen Daten bereitstellen.
Fusion Media kann von den Werbetreibenden, die sich auf der Website befinden, anhand Ihrer Interaktion mit den Werbeanzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.

Abmelden
Sind Sie sicher, dass Sie sich abmelden möchten?
NeinJa
AbbrechenJa
Veränderung wird gespeichert