ROUNDUP/Sozialverband: Am wachsenden Wohlstand haben immer weniger teil

dpa-AFX

Veröffentlicht am 24.04.2014 10:43

BERLIN (dpa-AFX) - Der Paritätische Gesamtverband beklagt eine wachsende soziale Spaltung in Deutschland. In seinem am Donnerstag veröffentlichten Jahresgutachten 2014 wirft der Verband der Politik Passivität vor, "die bisweilen schon an sozialpolitische Ignoranz grenzt". Die politischen Maßnahmen sowohl von Schwarz-Gelb als auch von Schwarz-Rot hätten so gut wie nichts dazu beigetragen, den Trend einer wachsenden sozialen Spaltung zu ändern.

Die Armutsquote habe mit 15,2 Prozent einen Höchststand erreicht. Dabei seien Erwerbslose (59,3 Prozent) und Alleinerziehende (41 Prozent) besonders armutsgefährdet, so die Studie. Es habe noch nie so viel Privatvermögen in Deutschland gegeben wie heute, aber auch noch nie so viele überschuldete Menschen. Jeder zehnte Erwachsene gelte mittlerweile als überschuldet.

Auf dem deutschen Arbeitsmarkt gibt es nach Einschätzung des Verbands immer weniger klassische sozialversicherungspflichtige Vollzeit-Jobs. "Gute Arbeit" werde immer seltener, das sogenannte Normalarbeitsverhältnis sei immer weniger normal, wird in dem Gutachten beklagt. Es habe noch nie so viele Erwerbstätige wie heute gegeben, aber auch noch nie mehr Minijobs. Aber nicht Arbeit um jeden Preis stärke den sozialen Zusammenhalt, vielmehr könne dieser nur wachsen, wenn "gute Arbeit" zunehme.

Es ist das erste umfassende Gutachten des Paritätischen Gesamtverbands. Er will es künftig einmal im Jahr vorlegen und versteht es ausdrücklich als Gegenstück zum auf die Wirtschaft ausgerichteten Gutachten des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung ("Wirtschaftsweise").

An die große Koalition gerichtet hieß es, die Rente mit 63 sei ein Privileg für langjährige Versicherte über 50 und trage nichts dazu bei, Altersarmut zu bekämpfen und die Kluft zwischen Arm und Reich zu schließen. Die Einführung des Mindestlohns sei zu begrüßen. Er sei aber auch kein Instrument der Armutsbekämpfung. Eines der zentralen Ergebnisse des Gutachtens ist demnach: Noch nie sei im vereinigten Deutschland die Spanne zwischen Arm und Reich größer gewesen.

Zahlen der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) von Mitte März relativieren solche häufig gehörten Aussagen. "Deutschland, Österreich und die Schweiz stehen im internationalen Vergleich verschiedener Sozialindikatoren gut da", hieß es bei der OECD. Die verfügbaren Haushaltseinkommen seien in Deutschland in den ersten Jahren der Wirtschafts- und Finanzkrise (2007 bis 2010) stärker gewachsen als die Inflation.

Und die Einkommensungleichheit sei in den drei Staaten geringer als im Schnitt der OECD-Länder: Der Abstand zwischen den zehn Prozent der Bevölkerung mit dem geringsten und den zehn Prozent mit dem höchsten Einkommen sei in Deutschland mit dem Faktor 6,7 erheblich kleiner als im OECD-Mittel (Faktor 9,5).tb

Jetzt die App holen
Werden Sie Teil der größten Finanz-Community der Welt
Downloaden

Der Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen birgt hohe Risiken. Sie können Ihren Kapitaleinsatz vollständig oder teilweise verlieren. Die Kurse von Kryptowährungen sind extrem volatil und können von externen Faktoren wie finanziellen, regulatorischen oder politischen Ereignissen beeinflusst werden. Der Handel auf Margin erhöht das finanzielle Risiko.
Stellen Sie unbedingt sicher, dass Sie die mit dem Handel der Finanzinstrumente und/oder Kryptowährungen verbundenen Risiken vollständig verstanden haben und lassen Sie sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten, bevor Sie den Handel aufnehmen.
Fusion Media möchte Sie daran erinnern, dass die auf dieser Internetseite enthaltenen Kurse/Daten nicht unbedingt in Realtime oder genau sind. Alle Daten und Kurse werden nicht notwendigerweise von Börsen, sondern von Market-Makern bereitgestellt, so dass die Kurse möglicherweise nicht genau sind und vom tatsächlichen Marktpreis abweichen können, was bedeutet, dass die Kurse indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sind. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für etwaige Handelsverluste, die Ihnen durch die Verwendung dieser Daten entstehen könnten.
Es ist verboten, die auf dieser Website enthaltenen Daten ohne die vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenanbieters zu verwenden, zu speichern, zu reproduzieren, anzuzeigen, zu ändern, zu übertragen oder zu verteilen. Alle Rechte am geistigen Eigentum sind den Anbietern und/oder der Börse vorbehalten, die auf dieser Website enthaltenen Daten bereitstellen.
Fusion Media kann von den Werbetreibenden, die sich auf der Website befinden, anhand Ihrer Interaktion mit den Werbeanzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.

Abmelden
Sind Sie sicher, dass Sie sich abmelden möchten?
NeinJa
AbbrechenJa
Veränderung wird gespeichert