ROUNDUP 3/Kurswechsel: Deutsche Bank gibt Postbank-Mehrheit auf

dpa-AFX

Veröffentlicht am 25.04.2015 00:03

ROUNDUP 3/Kurswechsel: Deutsche Bank gibt Postbank-Mehrheit auf

(neu: Verdi)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Die Deutsche Bank (XETRA:DBKGn) trennt sich sieben Jahre nach ihrem Einstieg bei der Postbank von der Mehrheit an dem Bonner Institut. Der Aufsichtsrat des Dax (DAX)-Konzerns beschloss den Kurswechsel am Freitag in einer mehrstündigen Sondersitzung, wie das Frankfurter Geldhaus am späten Abend in einer knappen Mitteilung bekanntgab.

Die Postbank werde "entkonsolidiert", erklärte die Bank. Damit hält sich das Institut die Art der Trennung offen. Möglich ist ein Komplettverkauf oder auch die Platzierung größere Aktienpakete an der Börse. Die Bank wolle ihren Anteil an dem Bonner Institut "mindestens unter 50 Prozent verringern", erklärte ein Deutsche-Bank-Sprecher.

DETAILS AM MONTAG

Auch das schwankungsanfällige Investmentbanking muss Federn lassen und seine Geschäfte reduzieren. Der Konzern kündigte zudem an, seine Auslandsaktivitäten stärker zu konzentrieren. Details will Deutschlands größtes Geldhaus am Montag (27.4.) bekanntgeben.

Die Deutsche Bank reagiert mit ihrer neuen Strategie auf die immer strengeren Anforderungen der Aufseher zum Beispiel in Sachen Kapitalausstattung. Zudem hofft das Management, das eine geschrumpfte Universalbank wieder dauerhaft profitabler sein kann.

VERDI SIEHT VERKAUF DER POSTBANK-MEHRHEIT ALS CHANCE

Die Gewerkschaft Verdi sieht den Verkauf der Postbank-Mehrheit als Chance für die Bonner Tochter und deren Beschäftigte. "Der Postbank wird mit dem Börsengang zugleich eine neue Wachstumsperspektive erschlossen." Verdi-Chef Frank Bsirske, der auch Mitglied im Kontrollgremium der Deutschen Bank ist, ließ erklären: "Der nächste anstehende Schritt für Verdi ist jetzt, Beschäftigungssicherheit für die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer im Konzern zu schaffen und den Verzicht auf betriebsbedingte Beendigungskündigungen durchzusetzen." Die Tarifverhandlungen bei der Postbank waren ins Stocken geraten, mit Streiks versuchen die Beschäftigten Druck zu machen.

Über Wochen und Monate hatten Aufsichtsrat und Vorstand um den künftigen Kurs gerungen. Auf dem Tisch lag auch eine noch radikalere Variante: Eine Abtrennung des kompletten Privatkundengeschäfts inklusive der Filialen unter der Kernmarke Deutsche Bank. Der Konzern hätte sich in diesem Modell wie erfolgreiche US-Konkurrenten auf Kapitalmarktgeschäft, Zahlungsverkehr und Vermögensverwaltung für Reiche konzentriert.

INVESTITIONEN IN PRIVATKUNDENGESCHÄFT

Vor diesem Schritt scheute das Institut aber doch zurück. Stattdessen kündigte das Institut nun an, in das Privatkundengeschäft unter der Marke Deutsche Bank zu investieren. Weiter ausgebaut werden soll das erfolgreiche Transaktionsgeschäft für große Kunden.

Jetzt die App holen
Werden Sie Teil der größten Finanz-Community der Welt
Downloaden

Bei der Postbank war die Deutsche Bank mitten in der Finanzkrise im September 2008 mit knapp 30 Prozent als größter Einzelaktionär eingestiegen. Gut zwei Jahre später sicherte sich Deutschlands größtes Geldhaus die Mehrheit an dem Bonner Institut. Zuletzt kontrollierte die Deutsche Bank 94,1 Prozent der Postbank-Anteile.

ACKERMANN-ENTSCHEIDUNG RÜCKGÄNGIG GEMACHT

Mit der Übernahme der auf Privatkunden spezialisierten einstigen Post-Tochter wollte der damalige Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann den Deutsche-Bank-Konzern unabhängiger vom schwankungsanfälligen Kapitalmarktgeschäft machen. Gut sechs Milliarden Euro kostete der Deal, die hohen Erwartungen erfüllten sich jedoch nie. Angestrebt war, den Vorsteuergewinn der um 14 Millionen Kunden erweiterten Privatkundensparte mittelfristig auf drei Milliarden Euro zu steigern. Im vergangenen Jahr waren es gerade einmal 1,3 Milliarden.

Auch die Ziele der seit Juni 2012 amtierenden Doppelspitze Anshu Jain und Jürgen Fitschen wurden nicht erreicht: Der Konzern wirtschaftet bei weitem nicht so profitabel wie erhofft. Ursprünglich wollte die Bank mit eingesetztem Kapital 12 Prozent nach Steuern verdienen, im vergangenen Jahr lag die Rendite bei 2,7 Prozent.

KOSTEN FÜR RECHTSSTREITIGKEITEN GRÖSSER ALS ANGENOMMEN

Die Kosten für Rechtsstreitigkeiten sind größer als angenommen und zwingen die Deutsche Bank zu immer neuen Milliardenrückstellungen. Erst am Donnerstag hatten britische und amerikanische Behörden die Bank wegen ihrer Verwicklung in den Libor-Skandal um manipulierte Zinssätze zu einer Strafe von 2,5 Milliarden Dollar (rund 2,3 Mrd Euro) verdonnert. Auch die extrem niedrigen Zinsen und der harte Wettbewerb im Privatkundengeschäft in Deutschland gehen am heimischen Branchenprimus nicht spurlos vorüber.

Der Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen birgt hohe Risiken. Sie können Ihren Kapitaleinsatz vollständig oder teilweise verlieren. Die Kurse von Kryptowährungen sind extrem volatil und können von externen Faktoren wie finanziellen, regulatorischen oder politischen Ereignissen beeinflusst werden. Der Handel auf Margin erhöht das finanzielle Risiko.
Stellen Sie unbedingt sicher, dass Sie die mit dem Handel der Finanzinstrumente und/oder Kryptowährungen verbundenen Risiken vollständig verstanden haben und lassen Sie sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten, bevor Sie den Handel aufnehmen.
Fusion Media möchte Sie daran erinnern, dass die auf dieser Internetseite enthaltenen Kurse/Daten nicht unbedingt in Realtime oder genau sind. Alle Daten und Kurse werden nicht notwendigerweise von Börsen, sondern von Market-Makern bereitgestellt, so dass die Kurse möglicherweise nicht genau sind und vom tatsächlichen Marktpreis abweichen können, was bedeutet, dass die Kurse indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sind. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für etwaige Handelsverluste, die Ihnen durch die Verwendung dieser Daten entstehen könnten.
Es ist verboten, die auf dieser Website enthaltenen Daten ohne die vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenanbieters zu verwenden, zu speichern, zu reproduzieren, anzuzeigen, zu ändern, zu übertragen oder zu verteilen. Alle Rechte am geistigen Eigentum sind den Anbietern und/oder der Börse vorbehalten, die auf dieser Website enthaltenen Daten bereitstellen.
Fusion Media kann von den Werbetreibenden, die sich auf der Website befinden, anhand Ihrer Interaktion mit den Werbeanzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.

Abmelden
Sind Sie sicher, dass Sie sich abmelden möchten?
NeinJa
AbbrechenJa
Veränderung wird gespeichert