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Veröffentlicht am 02.09.2014 20:33
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Börsen-Zeitung: Dämpfer ja - Wende nein, Kommentar zur Chemieindustrie
von Peter Olsen
Frankfurt (ots) - Es ist nur wenige Wochen her, da schien die Welt
für die deutsche Chemieindustrie noch in Ordnung. Verbandspräsident
Karl-Ludwig Kley, im Alltag oberster Geschäftsleiter des Darmstädter
Chemie- und Pharmakonzerns Merck, bestätigte noch vollmundig die
Prognose für das Gesamtjahr, womöglich wegen des überaus starken
ersten Quartals.
Das zweite Vierteljahr konnte die Erwartungen, wie sich jetzt nach
Vorliegen belastbarer Zahlen zeigt, nicht erfüllen. Mit Ausnahme der
Pharma legten fast alle Zweige der Chemie gegenüber dem Startquartal
den Rückwärtsgang ein. Kley sieht darin einen konjunkturellen Dämpfer
und macht zugleich Hoffnung, dass es im zweiten Halbjahr wieder zu
einer leichten Belebung kommt. Dämpfer ja, aber eine Trendwende zum
Negativen nein.
Gleichwohl, die geopolitischen Risiken für die Branche nehmen zu,
die Produktion dürfte nur noch um 1,5% statt der ursprünglich
erwarteten 2% zulegen. Die Chemie als "Industrie der Industrie" ist
in hohem Maße abhängig von der Entwicklung ihrer wichtigen Kunden in
Branchen wie beispielsweise der Automobilwirtschaft. Viele
inländische Kunden des drittgrößten deutschen Industriezweigs aber
drosselten im zweiten Quartal ihre Produktion und orderten weniger
Chemikalien. Die wachsende Unsicherheit über den weiteren
Geschäftsgang lässt viele Abnehmer vorsichtiger agieren. Dennoch:
Spitzen sich die politischen Krisen nicht weiter zu, liegt im dann
notwendigen Wiederauffüllen der Läger mit Vormaterialien die Chance
einer Nachfragebelebung für die Chemieunternehmen.
Die Automobilindustrie hat gestern zumindest kein weiteres
negatives Signal gegeben, während der Maschinenbau seine
Produktionserwartungen schon Ende Juli deutlich von einem Wachstum
von 3% auf nur noch 1% in diesem Jahr nach unten korrigierte. Die
Chemiemanager werden das geopolitische und gesamtwirtschaftliche
Umfeld weiter im Auge behalten müssen, zumal die Erholung bei den
europäischen Nachbarn, den mit Abstand wichtigsten Auslandskunden,
zögerlicher vorankommt als erhofft.
Noch ist die deutsche Chemie guten Mutes. Die Geschäftslage wird
weiter als positiv beurteilt, die Kapazitätsauslastung ist nach wie
vor sehr hoch, und auch die vielen Brückentage im zweiten Quartal
könnten die eigene Produktion stärker beeinträchtigt haben als zuvor
kalkuliert. "Eine Rezession in Deutschland erwarten die
Chemieunternehmen nicht", lautet das beruhigende Resümee.
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