Börse Frankfurt-News: Euphorie verflogen (Markttechnik)

dpa-AFX

Veröffentlicht am 19.06.2013 15:16

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 19. Juni 2013. Aus technischer Sicht mehren sich die Warnzeichen, Analysten sehen zahlreiche Verkaufssignale. Dagegen steigt die Anlegerstimmung.

Ein eindeutiges Bild liefert die Charttechnik im Moment nicht. Klar ist aber: Von Optimismus pur kann, anders als im Mai, nicht mehr die Rede sein. Wie Analysten der Helaba bemerken, konnte der DAX den Ende Mai etablierten Abwärtstrendkanal nicht nachhaltig verlassen. Während die Technik somit als leicht belastend einzustufen sei, könne die US-Notenbank am heutigen Mittwoch für Unterstützung sorgen. 'Sollten die Erwartungen an eine schnelle Rückführung des Anleihekaufprogramms enttäuscht werden, könnte das Interesse an Aktien zunehmen.' Nach einem Sprung über die Zone bei 8.225/250 Punkten finde sich die nächste Hürde bei 8.350 Punkten.

Günstigstes Szenario: seitwärts

Laut Klaus Deppermann von der BHF-Bank könnte sich der Ausbruch über die Hochs aus den Jahren 2000 und 2007 als Fehlausbruch erweisen. Er hält für die kommenden Wochen im besten Fall eine Seitwärtsbewegung zwischen 8.000 und 8.650 Punkten für wahrscheinlich. 'Spätestens im August dürfte der DAX dann, ähnlich wie bereits viele andere Aktienindizes weltweit, deutlich unter Druck geraten', meint der Charttechniker. Dafür sprechen Deppermann zufolge diverse Gründe: Etwa sei der brasilianische Aktienindex Bovespa zuletzt in die Nähe seines Vierjahrestiefs gefallen, auch mehrere asiatische Indizes seien massiv unter Druck geraten. 'Eine solche Entwicklung lässt den DAX auf Dauer nicht kalt.' Andere Intermarket-Betrachtungen zeigten ebenfalls eher Verkaufssignale. In der Intermarket-Analyse wird die Entwicklung unterschiedlicher Marktsegmente - konkret Aktien, Anleihen, Rohstoffe oder Währungen - miteinander verglichen.

Mahnende Indikatoren

'Extreme Ausmaße nimmt die Divergenz-Bildung zum DAX inzwischen auch bei einigen Umsatz-Indikatoren an, so zum Beispiel bei dem von uns favorisierten Volume Only-Indikator', wie Deppermann weiter erläutert. Gegen einen bedeutenden Rückgang spreche fast nur noch die nach wie vor gesunde Marktbreite gemessen an der sogenannten Advance/Decline-Linie. Für den Indikator werden die Anzahl der gestiegenen Aktien mit der Anzahl der gesunken Aktien in Beziehung gestzt. Bei den Stimmungsindikatoren für den deutschen Aktienmarkt sei es nicht ganz leicht, sich ein klares Bild zu machen. 'Positiv ist nach den Erfahrungen der letzten Jahre, dass sich die institutionellen Investoren in den Umfragen deutlich optimistischer zeigen als die privaten.' Insgesamt seien die Stimmungslevel aber nach wie vor auf einem zu hohen Niveau.

Kursrückgang mit Folgen

Für Stefan Salomon, Chartanalyst bei Godmode-Trader.de, ist entscheidend, wie sich der DAX nach der Zinsentscheidung der US-Notenbank verhält. 'Bleibt der Index auf Schlusskursbasis über dem Tief vom 24. Mai bei 8.260 beziehungsweise 8.300 Punkten, besteht die Chance auf Erreichen von 8.400/8.500 Punkten.' Dort sollte sich der DAX dann 'stabil halten'. Auf mittlere Sicht bleibe das Bild durchaus positiv, 'es wackelt nur ein bisschen'.

Das Problem sei nämlich, dass sich seit Jahresanfang ein umgekehrtes Dreieck herausgebildet habe, aus dem der DAX Anfang Mai nach oben ausgebrochen, dann aber wieder zurückgefallen sei. 'Das umgekehrte Dreieck steht für Unsicherheit und signalisiert oft eine Trendwende.' Diese stehe allerdings nur an, wenn der DAX unter 7.873 Punkte falle, das Hoch vom 29. April dieses Jahres. 'Dann dürfte ein Rutsch unter die 200-Tage-Linie bei 7.675 Zählern folgen, selbst 7.000 Punkte müssten einkalkuliert werden.'

Investoren glauben an Aktien

Anders als Charttechniker zeigen sich Anleger viel optimistischer als in der Vorwoche, wie die aktuelle Umfrage der Börse Frankfurt zeigt. Im Vergleich zum vergangenen Mittwoch steigt der Bull/Bear-Index für Institutionelle nochmals sehr deutlich an, und zwar von 55,6 auf 63,9 Punkte. Damit liegt er wieder ganz klar im optimistischen Bereich. 9 Prozent der Befragten sind ins Bullenlager übergelaufen, das jetzt fast die Hälfte der Befragten ausmacht, nur noch knapp ein Viertel ist bearish, der Rest neutral.

Auch Privatanleger sind viel zuversichtlicher geworden, der Bull/Bear-Index klettert hier von 53,7 auf 60,5 Punkte. Details erfahren Sie von Cognitrend ab 17 Uhr auf boerse-frankfurt.de/sentiment.

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© 19. Juni 2013 / Anna-Maria Borse

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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