Börse Frankfurt-News: Bullen scharren mit den Hufen (Wochenausblick)

dpa-AFX

Veröffentlicht am 22.09.2014 11:20

Börse Frankfurt-News: Bullen scharren mit den Hufen (Wochenausblick)

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 22. September. Analysten skizzieren ein skeptisches Bild für die nächsten Tage - allerdings fundamental, nicht technisch.

Neue Rekordstände an der Wall Street, eine Aufholjagd des japanischen Nikkei 225, ein Plus von 1,8 Prozent des DAX und knapp 1,5 Prozent des DJ Euro Stoxx 50 - in der vergangenen Woche ging es an den Aktienmärkten durchweg heiter zu. Mit der Rückeroberung der 200-Tage-Linien sind für viele technisch orientierte Analysten die DAX-Ampeln erst einmal wieder auf Grün gesprungen.

"Allerdings ist insbesondere der Anstieg hierzulande nicht mehr so breit getragen", meint Markus Reinwand von der Helaba. Immerhin notierten ein Drittel der DAX-Werte und die Hälfte der MDAX-Aktien unter dem langfristigen Durchschnitt. Ebenso ginge es am US-Aktienmarkt nur noch mit den Bluechips voran, während den Smallcaps scheinbar die Puste ausgehe. "Dies ist erfahrungsgemäß ein Zeichen dafür, dass sich das fundamentale Umfeld für Aktien eintrübt."

Zurück zur Hausse?

Die technische Lage bewertet sein Kollege Ulrich Wortberg allerdings optimistisch. Als besonders positiv hebt der Charttechniker die Überwindung des DAX-Hochs vom Monatsanfang bei 9.774 Zählern hervor. Damit stelle sich die Frage, ob es zu einer Rückkehr in den Aufwärtstrend kommen wird. "Die Indikatorenlage stimmt zuversichtlich, zumal der MACD im Wochenchart kurz davor steht, seine Signallinie zu überwinden." Auch im Tageschart drehten die Trendfolger, zu denen z. B der genannte Moving Average Convergence Divergence gehört, gen Norden.

Bullen wieder am Drücker

Grundsätzlich passt die Kursbewegung der vergangenen Handelstage, wie Franz-Georg Wenner von chartanalysen-online.de bestätigt. "Auf Wochensicht sind deutliche Bremsspuren der jüngsten Korrektur erkennbar." Im Idealfall behaupte sich der DAX nun oberhalb von 9.775 Punkten. Wenner vergleicht die derzeitigen Chart-Konstellationen mit der Situation im Sommer 2012, als der DAX ebenfalls deutlich unter die 200-Tage-Linie gerutscht sei. Ähnlich wie vor zwei Jahren habe der Markt den langfristigen Gleitenden Durchschnitt schnell wieder zurückerobert. "Bleibt das Muster bestehen, sollte der DAX zumindest noch das Rekordniveau um 10.000 Punkte erreichen." Bei größeren Rücksetzern müsse der Markt spätestens bei 9.600 Zählern erneut aufwärts drehen." Hier liege eine horizontale Unterstützung sowie auch die 21-Tage-Linie als Taktgeber für kurzfristige Investoren.

10.000 Punkte-Marke wieder in Reichweite

Den DAX-Vorstoß bis in den Bereich der Widerstandszone aus dem Verlaufshoch bei 9.775 Punkten und dem Hoch vom Januar bei 9.794 Punkten nennt Jörg Scherer die Erfüllung der Pflichtaufgabe. "Ein nachhaltiges Überwinden der angeführten Hürden verleiht dem laufenden Aufwärtsimpuls zusätzlichen Nachdruck." Denn damit sei gleichzeitig die im Wochenbereich zur Disposition stehende Schulter-Kopf-Schulter-Formation vom Tisch.

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Für den technischen Analysten der HSBC ist nun der Weg bis zu den bisherigen Höchstständen bei gut 10.000 Punkten frei, zumal der trendfolgende MACD aktuell gerade auf seiner Signallinie aufgesetzt habe und wieder nach Norden abdrehe. "Dieses Phänomen diente regelmäßig als Katalysator dafür, dass das Aufwärtsmomentum wieder an Fahrt gewinnt", bemüht auch Scherer die Erfahrungen der Vergangenheit. Es gelte nun, die gerissene Kurslücke bei 9.645 bzw. 9.650 Punkten nicht mehr zu schließen. Deshalb eigne sich dieser Bereich als Stopp-loss-Marke für kurzfristig orientierte Anleger mit Long-Positionen.

Der Herbst kann ungemütlich werden

Nach Ansicht von Claudia Windt sind die Tage des derzeitigen "Indian Summer" an den Aktienmärkten voraussichtlich gezählt. Aus fundamentaler Perspektive würden in dieser Woche die Grenzen der Geldpolitik sichtbar werden. "Die Stimmungsindikatoren im Euroraum und in Deutschland werden wohl weiter nachgeben", meint die Helaba-Analystin. Dies unterstreiche den fragilen Zustand der Eurokonjunktur. An mangelnder Liquidität könne es angesichts des neuen Langfrist-Tender jedenfalls nicht liegen.

Das Problem sei die fehlende Nachfrage. Nichts verdeutlicht die Kreditzurückhaltung der Banken nach Auffassung von Robert Halver mehr als ihre aktuell enttäuschend geringe Aufnahme der zweckgebundenen Langfristkredite in Höhe von nur 82,6 Milliarden Euro. "Keynes Theorie der Liquiditäts- und Investitionsfallen findet in der Eurozone praktische Anwendung", meint der Analyst der Baader Bank. "Zinsen haben ihre Wirkung zumindest auf die Privatwirtschaft verloren." Das Ziel der EZB, ihre Bilanzsumme um rund eine Billion Euro auf den Stand von Juli 2012 auszuweiten, scheine über diesen Kanal nicht erreichbar zu sein.

Wichtige Konjunktur- und Wirtschaftsdaten

Dienstag, 23. September

9.00 Uhr. Frankreich: Einkaufsmangerindex verarbeitendes Gewerbe (PMI) September. Die anhaltende wirtschaftliche Schwäche insbesondere in Italien und Frankreich wird sich der HSBC zufolge in den Ergebnissen des Stimmungsindikators widerspiegeln. Nach 46,9 Punkten im August erwarten die HSBC-Analysten mit 47,5 Punkten eine leichte Verbesserung, der Konsens liegt bei einem hauchdünnen Plus von 0,1 Punkten.

9.30 Uhr. Deutschland: Einkaufsmangerindex verarbeitendes Gewerbe (PMI) September. Für Deutschland geht die HSBC von einem leichten Rückgang von 51,4 auf 51 Punkten aus während der Konsens keine Veränderung vorhersagt.

10.00 Uhr. Euroraum: Einkaufsmangerindex verarbeitendes Gewerbe (PMI) September. Im gesamten Euroraum bleibt die Stimmung deshalb nach Ansicht der HSBC verhalten. Ein prognostizierter Umfragewert von 50,1 nach 50,7 Punkten im Vormonat deute auf eine Stagnation der industriellen Wirtschaftsaktivität, wobei der Konsens mit 50,6 Punkten optimistischer ist.

Mittwoch, 24. September

10.00 Uhr. Deutschland: ifo-Geschäftsklimaindex September. Die Gründe für das vermutlich schwächere Ergebnis von 105,6 Punkten im Vergleich zu 106,3 im Vormonat sieht die DekaBank überwiegend in der hohen Unsicherheit hinsichtlich dem Ukraine-Konflikt und der Gefahr ausufernder Sanktionen begründet. Die Deflationsdebatte und das Schottland-Referendum hätten zudem zu einer kritischeren Beurteilung der Geschäftserwartungen geführt. Die Bloomberg-Umfrage ergebe einen leicht optimistischeren Wert von 105,8 Punkten. Einen schwächeren Wert von 110,1 nach 111,1 Punkten im Vormonat sehen die Analysten der DekaBank auch für die Lageeinschätzung.

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von Iris Merker, Deutsche Börse AG

© 22. September 2014

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.)

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