Börse Frankfurt-News: Anleger auf Schnäppchenjagd (Rohstoffe)

dpa-AFX

Veröffentlicht am 29.07.2015 16:48

Börse Frankfurt-News: Anleger auf Schnäppchenjagd (Rohstoffe)

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - 29. Juli 2015. Neupositionierungen bei fallenden Preisen prägen den Handel mit Öl- und Silberprodukten. Goldprodukte erscheinen weiterhin blass.

Rohöl und Gold sind weiterhin die bewegenden Themen im Rohstoffhandel. In den vergangenen fünf Wochen hat der Ölpreis über 20 Prozent verloren. Ein Barrel der Nordseesorte Brent kostet aktuell 53,13 US-Dollar, das US-amerikanische WTI liegt bei 47,79 US-Dollar.

Für Eugen Weinberg deutet derzeit wenig auf ein Ende des Preisdrucks. "Massive Verluste an den chinesischen Aktienmärkten dürfte die Sorgen vor einer Abschwächung der dortigen Ölnachfrage verstärken", prognostiziert der Rohstoffexperte der Commerzbank.

Zudem belasteten die Daten des Öldienstleisters Baker Hughes zu den aktiven Ölbohrungen in den USA. Trotz sinkender Notierungen seien in den vergangenen Wochen 21 neue Ölbohrungen hinzugekommen. "Alle größeren Schieferölvorkommen verzeichneten Zuwächse." Die Zahl der aktiven Ölbohrungen liege inzwischen auf dem höchsten Niveau seit zwei Monaten.

Wirtschaftliche Förderung sichert das Überleben

Der anhaltende Kampf um Marktanteile auf dem Ölmarkt und das damit verbundene Überangebot wird nach Ansicht von Martin Arnold den Druck auf den Ölpreis zunächst erhalten. Nach dem Ende der westlichen Sanktionen plane nun auch der Iran, seine Öl- und Gasproduktion schnellst möglich auszuweiten. Die tägliche Ölproduktion solle innerhalb eines Jahres auf eine Millionen Barrel hochgefahren werden. Auf lange Sicht führe das niedrige Preisniveau insbesondere bei konventionellen Ölproduzenten mit hohen Fixkosten vermutlich zu einer geringeren Förderung. "Damit wird sich das Überangebot reduzieren und die Preise wieder steigen", schätzt der Rohstoffanalyst von ETF Securities im Rahmen seines Ausblicks für das dritte Quartal 2015.

Viele Rohstoffpreise sind Arnold zufoge tendenziell aktuellen Marktstimmungen statt grundlegender Analysen geschuldet. Investoren hätten sich nach den negativen Preisentwicklungen in den letzten Jahren zum Teil zurückgezogen. "Sobald Fundamentaldaten bei der Preisbildung wieder eine stärkere Rolle spielen, werden die Preise einiger Rohstoffe nach oben tendieren", glaubt der Analyst.

Einstieg bei fallenden Preisen

Anleger sehen in den derzeitigen Ölpreisen scheinbar gute Einstiegschancen und reagieren mit Käufen von Exchange Traded Commodities. "Die Nachfrage nach Öl-ETCs reißt nicht ab", beschreibt Bernhard Wenger von ETF Securities, der von Nettozuflüssen bei den eigenen Ölprodukten in Höhe von über 38 Millionen US-Dollar auf Wochensicht berichtet. In den Anlegerdepots lande unter anderem der ETFS Brent Crude (WKN A1N49P).

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Marcel Sattler von der ICF Bank beobachtet im Zuge der jüngsten Preisrückgänge bei Öl ebenfalls eine erhöhte Nachfrage nach Brent- und WTI-Produkten. Investoren positionierten sich beispielsweise im ETFS WTI Crude Oil (WKN A0KRJX) und ETFS Daily Leveraged WTI Crude Oil (WKN A0V9YX). "Bei beiden Produkten verbuchen wir klare Kaufüberhänge." Gesucht sei auch der ETFS Brent 1 Month (WKN A0KRKM). Anders als in dieser Jahreszeit üblich würden diesmal die Öl-Lagerbestände kaum abgebaut. "Das wird einige Ölproduzenten vermutlich zu Angebotskürzungen zwingen, was die Preise heben könnte", folgert der Händler.

Frank Mohr bestätigt den Trend zu Ölprodukten. "Sowohl Brent- als auch WTI-Produkte waren unterm Strich gesucht." Rege gehandelt würden zudem breiter aufgestellte Rohstoffkörbe wie der hauseigene ComStage Commerzbank Commodity (WKN ETF090). "Allerdings überwiegen hier die Abflüsse", registriert der Händler der Commerzbank.

Ladenhüter Gold

Ein starker US-Dollar aufgrund der erwarteten Zinswende in den USA und die Aussicht auf eine anhaltend ultra-lockere EZB-Geldpolitik erschweren nach Auffassung von Sattler die Erholung der Goldnotierungen. "US-Dollar-Investments erscheinen derzeit lukrativer als zinslose Engagements in Gold", begründet der Händler. Eine Feinunze des Edelmetalls kostet aktuell 1.097 US-Dollar. Mittlerweile notiert Gold auf dem niedrigsten Stand seit 2010. Zu den umsatzstärksten Goldprodukten mit zumeist Abflüssen gehörten bei Sattler der Gold Bullion Securities (WKN A0LP78).

Bei ETF Securities verabschiedeten sich Anleger in der vergangenen Woche ebenfalls von ihren Edelmetall-Investments in Höhe von annähernd 200 Millionen US-Dollar. Allein aus Gold-ETCs wie dem ETFS Physical Gold (WKN A0N62G) seien Mittel in Höhe 175.6 Millionen US-Dollar abgezogen worden. Arnold erwartet im Laufe der zweiten Jahreshälfte eine leichte Verteuerung. Gerade die anhaltende geldpolitische Unterstützung der Märkte durch die Zentralbanken würde die Rolle von Gold zur Risikoabsicherung stärken.

Entspannung nach Zinsschritt

Weinberg senkt seine Prognose auf 1.150 US-Dollar pro Feinunze Gold am Jahresende, geht aber mittel- bis langfristig ebenso von steigenden Notierungen aus. "Nach der ersten Zinserhöhung der US-Notenbank lässt der Gegenwind für Gold vermutlich spürbar nach." Sobald die Unsicherheit über den Beginn des Zinserhöhungszyklus verflogen sei, könne sich der Preis erholen. Weinberg stützt seine Prognose auf Zinsanhebungen der Federal Reserven zwischen 2004 und 2006, als Gold eine ähnliche Reaktion gezeigt habe. "Auch im ersten Halbjahr 2014, nach Rückführung der Anleihekäufe legte der Goldpreis bis zum Einsetzen der Zinserhöhungsdebatte zu."

Silber gefragt

Silber kommt in den vergangenen vier Wochen auf ein Minus von fast 5,5 Prozent und notiert aktuell bei 14,70 US-Dollar pro Feinunze. Anleger nutzten die niedrigen Kurse laut ETF Securities zum Einstieg etwa beim ETFS Physical Silver (WKN A0N62F). Silber-ETCs seien auf Wochensicht 3,3 Millionen US-Dollar schwerer. Mit einem deutlichen Kaufüberhang gehört der mit physischem Silber hinterlegte Wert bei Sattler ebenfalls zu den umsatzstärksten Produkten.

von Iris Merker, Deutsche Börse (XETRA:DB1Gn) AG

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© 29. Juli 2015

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