Wirtschaftsexperte: "Unsere schlimmsten Befürchtungen sind Realität geworden"

Investing.com

Veröffentlicht am 01.07.2022 10:41

von Robert Zach 

Investing.com - Die Inflation ist da - und wie! Mit 8,6 Prozent liegt sie auf dem höchsten Stand seit 1981 und bahnt sich ihren Weg durch die Portemonnaies der Amerikaner.

Die US-Notenbank Fed habe viel zu lange gewartet und laufe nun Gefahr, die Wirtschaft in eine Rezession zu stürzen, so ein renommierter Wirtschaftsexperte der Bank of America (NYSE:BAC).

Nach der Zinserhöhung der US-Notenbank um 75 Basispunkte Mitte Juni erklärte Ethan Harris, Leiter der Abteilung der globalen Wirtschaftsforschung bei der Bank of America, dass die Fed zu solch aggressiven Maßnahmen gezwungen war, weil die Preise aktuell so schnell steigen wie seit Ende 1981 nicht mehr.

"Unsere schlimmsten Befürchtungen in Bezug auf die Fed sind Realität geworden: Sie ist weit hinter der Kurve zurück und betreibt nun eine brandgefährliche Aufholjagd", so Harris in einer Kundenmitteilung. "Das BIP-Wachstum dürfte sich auf fast Null verlangsamen, die Inflation bei etwa 3 Prozent einpendeln und die Fed die Zinsen auf über 4 Prozent anheben."

Eine Rezession sagt Harris zwar noch nicht voraus, aber die Wahrscheinlichkeit, dass es im Jahr 2023 zu einer solchen kommt, sei auf 40 Prozent gestiegen.

Die US-Wirtschaft war Anfang des Jahres mit 1,6 Prozent stärker als bislang angenommen geschrumpft. Und auch für das zweite Quartal sieht es nicht sehr viel besser aus. Das von der Federal Reserve Bank of Atlanta erstellte GDPNow-Prognosemodell taxiert das US-Bruttoinlandsprodukt für den Zeitraum von Anfang April bis Ende Juni auf -1,0 Prozent. Das würde die von vielen erwartete "technische Rezession", also ein rückläufiges BIP in zwei aufeinanderfolgenden Quartalen, bestätigen.

Parallel zur 75 Basispunkte-Zinserhöhung deuteten die Fed-Vertreter in ihrem Dot-Plot an, dass der Leitzins zum Jahresende bei 3,4 Prozent liegen könnte. Dies entspricht einer Aufwärtsrevision der Zinsprognose um 1,5 Prozentpunkte gegenüber der März-Matrix. Das BIP-Wachstum schätzten die Notenbanker dagegen weiterhin auf 1,7 Prozent, nach 5,7 Prozent im Jahr 2021.

Laut Harris spielt sich aktuell ein Szenario ab, das einer Warnung ähnelt, die das Kreditinstitut vor mehr als einem Jahr bereits ausgesprochen hatte.

"Im Frühjahr 2021 argumentierten wir, dass das größte Risiko für die US-Wirtschaft ein Boom-Bust-Szenario sei. Wir befürchteten, dass die Fed zu lange warten würde, um die Zügel in die Hand zu nehmen", sagte er. "Wir fragten uns: Wenn die staatlichen Behörden so viele Konjunkturmaßnahmen ergreifen, warum muss die Fed dann mit einer ungewöhnlich späten Normalisierung der Geldpolitik noch zusätzlich Öl ins Feuer gießen? Nach und nach hat sich das Boom-Bust-Szenario zu unserem Basisszenario entwickelt."

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Noch im November, so Harris, habe er sich gefragt, "ob die Fed es mit der Bekämpfung der Inflation jemals ernst meinen würde".

Inzwischen ist es der Notenbank in Sachen Inflationseindämmung sogar sehr ernst. Erst kürzlich meinte Fed-Chef Jerome Powell, die Priorität der Zentralbank sei es nun, die hohe Teuerungsrate wieder nach unten zu bringen. Es werde daher "rasche Fortschritte" hin zu höheren Leitzinsen geben, drohte er. Die Wirtschaft hält er für ausreichend stark, um das höhere Zinsniveau zu verkraften. Noch im vergangenen Jahr hatten sowohl der Chairman der Fed als auch andere Beamte, wie die amtierende US-Finanzministerin Janet Yellen, die Inflation als vorübergehendes Phänomen abgetan.

Harris zufolge befindet sich die Fed nun in einer weitaus besseren Position als noch im November, kann aber seiner Meinung nach noch nicht den Fuß vom Zinspedal nehmen. Auch die Zinsprognose der Notenbanker ist seiner Meinung nach noch zu konservativ: Demnach soll der Leitzins Ende 2023 bei 3,8 Prozent seinen Gipfel erreichen. Um die Teuerung tatsächlich einzufangen, sei ein Zinsniveau von über 4 Prozent nötig, so Harris.

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