Studie: Neuartige Atomreaktoren auf Jahrzehnte nicht marktreif nutzbar

dpa-AFX

Veröffentlicht am 21.03.2024 13:37

BERLIN (dpa-AFX) - Anders als von vielen Atomkraft-Befürwortern behauptet können neuartige Reaktoren der vierten Generation aus wissenschaftlicher Sicht in den kommenden Jahrzehnten nicht zum Einsatz kommen. "Alle Technologien brauchen noch mindestens zwei bis drei Jahrzehnte, bis eine Einführung möglich ist", sagte der Physiker Christoph Pistner vom Öko-Institut am Donnerstag bei der Vorstellung einer Studie zur Untersuchung neuer Reaktortypen. Mitautor Christian von Hirschhausen von der Technischen Universität Berlin erwartet eine Marktreife und eine Wettbewerbsfähigkeit nicht in den kommenden "fünf bis sechs Jahrzehnten". Die 652-seitige Studie wurde im Auftrag des Bundesamtes für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) erstellt. Die Förderung betrug 274 000 Euro.

"Die alternativen Reaktorkonzepte kommen zu spät, um die Pariser Klimaziele zu erreichen", sagte BASE-Präsident Christian Kühn. Trotz teils intensiver Werbung von Herstellern sehe seine Behörde keine Entwicklung, die den Bau alternativer Reaktortypen in den kommenden Jahren in großem Maßstab wahrscheinlich mache. "Im Gegenteil: Wir müssen erwarten, dass aus sicherheitstechnischer Sicht die möglichen Vorteile dieser Reaktorkonzepte von Nachteilen und den nach wie vor ungeklärten Fragen überwogen werden." Die Reaktorkonzepte lösten zudem weder die Notwendigkeit, ein Endlager für die strahlenden Abfälle zu finden, noch drängende Fragen des Klimaschutzes.

Mit Blick auf den ersten internationalen Atomgipfel in Brüssel betonte Kühn, dass es natürlich eine nationale Entscheidung sei, wie die Energieproduktion erfolge. Generell zeige sich aber im nationalen wie im internationalen Diskurs zur Zukunft der Atomkraft, dass wirtschaftliche und sicherheitstechnische Fragen "unterbelichtet" seien.

Die Studie untersuchte sieben Reaktortypen, die sich teils stark von den weltweit meistverbreiteten Leichtwasserreaktoren unterscheiden. Darunter sind etwa blei- und gasgekühlte Reaktoren, Salzschmelzenreaktoren oder beschleunigergetriebene Systeme. Die Reaktoren sollen nach Ansicht ihrer Entwickler gegenüber den jetzigen Kraftwerken Vorteile haben - etwa bei Sicherheit und Zuverlässigkeit, Wirtschaftlichkeit sowie Brennstoffausnutzung. Auch soll hier weniger hochradioaktiver Abfall anfallen.

Die wissenschaftliche Arbeit des Öko-Institutes, der TU Berlin sowie des Physikerbüros Bremen kommt zum Schluss, dass kein Reaktortyp eine echte Alternative zu den aktuellen Leichtwasserreaktoren darstelle, sagte von Hirschhausen. Hinzu komme, dass schon jetzt der Ausbau erneuerbarer Energien wesentlich günstiger sei als die aktuellen Atomreaktoren. Diese wiederum seien wesentlich günstiger als die neuartigen Konzepte. Auch in den Ländern, wo die Atomkraft stark vorangebracht werde, sei absehbar kein Durchbruch der neuen Technologien erwartbar.

Jetzt die App holen
Werden Sie Teil der größten Finanz-Community der Welt
Downloaden

Während in Deutschland im April 2023 die drei letzten Atomkraftwerke vom Netz gingen, gehen Staaten wie die USA, Frankreich, China oder Polen einen anderen Weg und treiben eine Renaissance der Atomenergie voran. In Deutschland werden aber auch Rufe nach einem Wiedereinstieg lauter - etwa von Union, FDP und AfD.

Der Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen birgt hohe Risiken. Sie können Ihren Kapitaleinsatz vollständig oder teilweise verlieren. Die Kurse von Kryptowährungen sind extrem volatil und können von externen Faktoren wie finanziellen, regulatorischen oder politischen Ereignissen beeinflusst werden. Der Handel auf Margin erhöht das finanzielle Risiko.
Stellen Sie unbedingt sicher, dass Sie die mit dem Handel der Finanzinstrumente und/oder Kryptowährungen verbundenen Risiken vollständig verstanden haben und lassen Sie sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten, bevor Sie den Handel aufnehmen.
Fusion Media möchte Sie daran erinnern, dass die auf dieser Internetseite enthaltenen Kurse/Daten nicht unbedingt in Realtime oder genau sind. Alle Daten und Kurse werden nicht notwendigerweise von Börsen, sondern von Market-Makern bereitgestellt, so dass die Kurse möglicherweise nicht genau sind und vom tatsächlichen Marktpreis abweichen können, was bedeutet, dass die Kurse indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sind. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für etwaige Handelsverluste, die Ihnen durch die Verwendung dieser Daten entstehen könnten.
Es ist verboten, die auf dieser Website enthaltenen Daten ohne die vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenanbieters zu verwenden, zu speichern, zu reproduzieren, anzuzeigen, zu ändern, zu übertragen oder zu verteilen. Alle Rechte am geistigen Eigentum sind den Anbietern und/oder der Börse vorbehalten, die auf dieser Website enthaltenen Daten bereitstellen.
Fusion Media kann von den Werbetreibenden, die sich auf der Website befinden, anhand Ihrer Interaktion mit den Werbeanzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.

Abmelden
Sind Sie sicher, dass Sie sich abmelden möchten?
NeinJa
AbbrechenJa
Veränderung wird gespeichert