Studie: Fehlende Arbeitskräfte kosten über 80 Milliarden im Jahr

dpa-AFX

Veröffentlicht am 10.10.2022 05:47

Aktualisiert 10.10.2022 06:15

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Arbeitskräftemangel kostet Deutschland nach Berechnungen der Unternehmensberatung BCG jährlich 84 Milliarden Dollar (86 Mrd Euro) verlorener Wirtschaftsleistung. Damit sind die Einbußen der deutschen Volkswirtschaft nach Einschätzung der Autoren im Vergleich der wirtschaftsstärksten Nationen die international zweithöchsten nach den USA, wie es in der am Montag veröffentlichten Studie der Boston Consulting Group heißt.

Die Studienautoren Johann Harnoss und Janina Kugel haben das Papier in Kooperation mit der Internationalen Organisation für Migration der Vereinten Nationen erarbeitet. Grundlage der Berechnung für Deutschland waren die Zahlen des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, das für das zweite Quartal 1,9 Millionen offene Stellen gemeldet hatte.

"Das ist etwa eine Million über dem langfristigen Durchschnitt", sagte Harnoss der dpa. "Das sehen sowohl Ökonomen als auch wir als strukturellen Mangel." Harnoss und die frühere Siemens (ETR:SIEGn) -Personalvorständin Kugel gehen davon aus, dass im Schnitt jeder dieser eine Million fehlenden Arbeitnehmer pro Jahr in etwa 84 000 Dollar Wirtschaftsleistung erbringen würde - in Summe also 84 Milliarden Dollar.

Bis 2035 würde auch bei einer angenommenen Zuwanderung von 300 000 bis 400 000 Menschen pro Jahr die Zahl der Menschen im arbeitsfähigen Alter um drei Millionen Menschen zurückgehen, bis 2050 um neun Millionen, schätzen Harnoss und Kugel.

"Die Kosten von 84 Milliarden werden noch größer, wenn wir nicht dagegen steuern", sagte Kugel. "Die USA haben zwar die meisten offenen Stellen, sind aber auch am besten positioniert, die Lücke wieder zu schließen." In den USA gehen Kugel und Harnoss für das Jahr 2050 von einer Lücke von 19 Millionen Arbeitskräften aus, jedoch auch von ebenso vielen Einwanderern.

Harnoss schlägt vor, dass Deutschland Arbeitskräfte gezielt in Ländern anwirbt, deren Bevölkerung noch wächst. "Eine Möglichkeit wäre, die Leute dort in ihren Heimatländern auszubilden, bevor sie nach Deutschland kommen." Das hätte Vorteile für die Einwanderer, für die Herkunftsländer und für die Zielländer." Als Beispiele nannte er Indien, Nigeria, Indonesien oder Ägypten.

"Wir müssen unideologische Linien haben", plädierte Kugel für eine sachliche Diskussion über Einwanderung. "Falls wir einen noch größeren Fachkräftemangel bekommen, werden wir politische Diskussionen in noch ganz anderen Tönen bekommen", sagte sie mit Blick auf die Bezahlbarkeit von Renten- und Gesundheitssystem.

"Dort, wo Einwanderung in großem Maßstab stattfindet, ist auch die Akzeptanz deutlich höher", argumentierte Kugel unter Verweis auf Städte wie München, in denen ein sehr hoher Anteil von Einwanderern mit vergleichsweise geringem Zulauf zu Extremisten einhergeht.

Jetzt die App holen
Werden Sie Teil der größten Finanz-Community der Welt
Downloaden

Kugel und Harnoss raten dem deutschen Mittelstand, sich verstärkt auf dem internationalen Arbeitsmarkt umzusehen - und nicht nur, um ausscheidende einheimische Arbeitskräfte zu ersetzen. "Je diverser Unternehmen sind, desto innovativer sind sie auch", sagte Kugel mit Blick auf die US-Techkonzerne, die sehr viele Zuwanderer beschäftigen.

Der Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen birgt hohe Risiken. Sie können Ihren Kapitaleinsatz vollständig oder teilweise verlieren. Die Kurse von Kryptowährungen sind extrem volatil und können von externen Faktoren wie finanziellen, regulatorischen oder politischen Ereignissen beeinflusst werden. Der Handel auf Margin erhöht das finanzielle Risiko.
Stellen Sie unbedingt sicher, dass Sie die mit dem Handel der Finanzinstrumente und/oder Kryptowährungen verbundenen Risiken vollständig verstanden haben und lassen Sie sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten, bevor Sie den Handel aufnehmen.
Fusion Media möchte Sie daran erinnern, dass die auf dieser Internetseite enthaltenen Kurse/Daten nicht unbedingt in Realtime oder genau sind. Alle Daten und Kurse werden nicht notwendigerweise von Börsen, sondern von Market-Makern bereitgestellt, so dass die Kurse möglicherweise nicht genau sind und vom tatsächlichen Marktpreis abweichen können, was bedeutet, dass die Kurse indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sind. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für etwaige Handelsverluste, die Ihnen durch die Verwendung dieser Daten entstehen könnten.
Es ist verboten, die auf dieser Website enthaltenen Daten ohne die vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenanbieters zu verwenden, zu speichern, zu reproduzieren, anzuzeigen, zu ändern, zu übertragen oder zu verteilen. Alle Rechte am geistigen Eigentum sind den Anbietern und/oder der Börse vorbehalten, die auf dieser Website enthaltenen Daten bereitstellen.
Fusion Media kann von den Werbetreibenden, die sich auf der Website befinden, anhand Ihrer Interaktion mit den Werbeanzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.

Abmelden
Sind Sie sicher, dass Sie sich abmelden möchten?
NeinJa
AbbrechenJa
Veränderung wird gespeichert