So einfach ist das: Am Ende gewinnt die US-Notenbank Fed

Investing.com  |  Autor Robert Zach

Veröffentlicht am 31.01.2023 13:27

Investing.com - Die US-Notenbank Fed, die Europäische Zentralbank und die Bank of England halten in den kommenden Tagen ihre zinspolitischen Sitzungen ab. Trotz der Warnungen und Mahnungen vor dem Hintergrund der zunehmend laxen Finanzbedingungen jagen die Marktteilnehmer die Aktienmärkte wieder nach oben. Sie fordern die Zentralbanken buchstäblich heraus. Von den beiden großen Notenbanken wird die Fed ihre Beschlüsse am Mittwoch, den 1. Februar, und die EZB am Donnerstag, den 2. Februar, bekannt geben. Und das könnte zu massiven Turbulenzen an den Märkten führen.

Die EZB, die der Fed in puncto Leitzinserhöhungen bereits meilenweit hinterherhinkt und mit einem noch größeren Inflationsproblem konfrontiert ist, will die Leitzinsen deutlich über das hinaus anheben, was die Märkte bereits eingepreist haben. Vor zehn Tagen warnte EZB-Chefin Christine Lagarde die Märkte, "ihre Positionen zu überdenken" - eine Randnotiz, die die Märkte gelassen zur Kenntnis nahmen.

Seit der ersten Zinsanhebung der US-Notenbank vor weniger als einem Jahr gab es immer wieder Wetten auf einen Pivot der Fed. Und sie wurden allesamt wieder verworfen. Doch dieses Mal sind die Wetten auf eine Zinssenkung enorm und schreien geradezu nach einer epischen Ohrfeige.

Die Fed wird auf dieser Sitzung keine neuen Projektionen veröffentlichen, die den berüchtigten "Dot Plot" enthalten, aus dem hervorgeht, in welche Richtung sich die Leitzinsen nach Einschätzung der US-Notenbanker künftig entwickeln werden. Derartige Prognosen werden nur auf den vier Sitzungen gegen Ende des Quartals veröffentlicht. Den letzten Dot Plot gab es im Rahmen der Dezember-Sitzung. Der nächste Zinsausblick wird auf der März-Sitzung präsentiert.

Seit Herbst 2021 hat sich die Fed auf jeder einzelnen Sitzung noch hawkischer geäußert als auf der vorangegangenen Sitzung. Von März 2022 an hat sie bei jeder Sitzung die geldpolitischen Zügel weiter angezogen. Auf der Dezember-Sitzung prognostizierte die US-Notenbank zum ersten Mal, dass sie die Leitzinsen auf über 5 % anheben würde und dass es 2023 keine Zinssenkungen geben würde. Seitdem hat jeder Fed-Banker, der sich zu diesem Thema geäußert hat, diese Botschaft unterstrichen: keine Zinssenkungen im Jahr 2023. Und doch glauben die Märkte nicht daran.

Es wird allgemein erwartet, dass die Fed am Mittwoch den Leitzins um 0,25 Prozentpunkte anhebt und damit das obere Band des Zielkorridors auf 4,75 % erhöht. Das läge dann deutlich über den Projektionen von vor einem Jahr. Aus dem nach der Dezember-Sitzung veröffentlichten Dot-Plot ging hervor, dass die Mehrheit der Teilnehmer von einem Zinsanstieg von insgesamt 75 Basispunkten im Jahr 2023 ausgeht. Dementsprechend würden die Leitzinsen am Mittwoch um 25 Basispunkte angehoben werden, gefolgt von einer Erhöhung im März und einer im Mai in gleicher Höhe. Danach soll eine Pause für den Rest des Jahres folgen, um zu beobachten, wie sich die Inflation entwickelt.

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Innerhalb der Fed herrscht offenbar Uneinigkeit über die Höhe der morgigen Zinserhöhung. Einige Gouverneure plädierten im Vorfeld der Sitzung für einen Zinsschritt um 25 Basispunkte, während andere eine Erhöhung um 50 Basispunkte befürworteten. 

Die für dieses Jahr geplanten Zinserhöhungen um 75 Basispunkte, gefolgt von einer Pause bis 2024, hängen allerdings davon ab, dass die Inflation "überzeugende" Beweise dafür liefert, dass der PCE-Kernindex, der von der Fed bevorzugte Maßstab für die Inflation, sich wieder in Richtung 2 % bewegt, wie die US-Notenbank wiederholt betont hat.

Im Monatsvergleich beschleunigte sich der PCE-Kernindex im Dezember jedoch erneut, wenngleich er sich gegenüber dem Vorjahr auf 4,4 % abschwächte. Der PCE-Preisindex für Dienstleistungen legte im Monatsvergleich ebenfalls zu und erreichte im Jahresvergleich den höchsten Stand in den letzten vier Jahrzehnten. 

Die Inflation ist seit ihrem Höchststand Mitte letzten Jahres zwar zurückgegangen. In erster Linie war das auf den Einbruch der Kraftstoffpreise und den Rückgang der langlebigen Güterpreise zurückzuführen. Die Teuerung liegt aber mit 6,5 % immer noch merklich über dem Fed-Ziel von 2 %. Gleichzeitig ziehen die Benzinpreise bereits wieder an, die Preise für langlebige Güter werden nicht ewig sinken, und die Inflation im Dienstleistungssektor ist enorm.

Inflation ist ein Phänomen, das immer wieder für böse Überraschungen sorgt. Die Fed weiß das, hat wiederholt auf die Inflationsrisiken hingewiesen und immer wieder betont, dass es "überzeugende" Beweise für die Eindämmung der Inflation geben muss, bevor eine Zinssenkung kommt.

In den USA lassen alle Inflationswarnungen und alle Mahnungen der Fed, dass es im Jahr 2023 keine Zinssenkung geben wird, die Marktteilnehmer kalt. Und am Mittwoch wird die Fed noch einmal deutlich machen, dass der Kampf gegen die Inflation noch lange nicht vorbei ist.

Während der Hochphase des Gelddruckens und der Zinsrepression lautete das heilige Mantra der Wall Street "Don't fight the Fed". Jetzt kämpfen sie alle mit Begeisterung gegen die Fed, was die Situation brandgefährlich macht, denn am Ende gewinnt die Fed, so einfach ist das.

von Robert Zach

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