ROUNDUP/'Korn-Krieg': Wie EU-Länder auf drohende Nahrungskrisen reagieren

dpa-AFX

Veröffentlicht am 24.05.2022 18:29

BRÜSSEL (dpa-AFX) - Im Kampf gegen steigende Lebensmittelpreise und drohende Hungerkatastrophen plädiert die Bundesregierung dafür, Umweltstandards zu lockern. Agrarminister Cem Özdemir warb bei einem Treffen mit seinen EU-Kollegen in Brüssel für Ausnahmen künftiger Vorgaben, die eine bestimmte Fruchtfolge vorsehen. Von der EU-Kommission habe er schon vorsichtige Signale der Zustimmung bekommen, sagte der Grünen-Politiker. Fruchtfolgen sollen im Gegensatz zu Monokulturen Böden schonen oder weniger Pestizide nötig machen.

Es sei eine schwierige Abwägung gewesen. Schließlich ergebe es Sinn, Weizen nicht nach Weizen anzubauen, sagte Özdemir. Aber: "Wir haben es hier mit einer Art Korn-Krieg zu tun, den Putin hier führt."

Özdemir war vor allem von Christdemokraten dafür kritisiert worden, angesichts des Ukraine-Kriegs Umweltstandards nicht stärker zu lockern. Weil wegen des russischen Kriegs ukrainischer Weizen auf dem Weltmarkt fehlt, sind Preise gestiegen. "Die Zeichen einer wachsenden Ernährungskrise sind deutlich sichtbar", sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen. Sie warf Russland vor, bewusst Getreidelager in der Ukraine zu bombardieren und ukrainische Schiffe mit Weizen und Sonnenblumenkernen zu blockieren. In vielen ärmeren Ländern hängt auch die politische Stabilität stark von Lebensmittelpreisen ab.

Als Reaktion erlaubte die EU-Kommission bereits, von Umweltregeln abzuweichen, was EU-Länder umgesetzt haben. Wie viel Zusatzernte man sich erhofft, kann kein Land beantworten.

Frankreich

Im landwirtschaftlich besonders starken Frankreich können Bauern in diesem Jahr sämtliche Brachflächen, außer denen zur Honigerzeugung, zum Anbau nutzen. Wie das Agrarministerium in einem Erlass Ende März festlegte, können dort Getreide, Eiweißpflanzen wie Acker- und Futtererbsen sowie Ölsaaten wie Raps angebaut werden. In Deutschland können diese Flächen nur für den Anbau von Futter genutzt werden. In Frankreich machen Brachflächen rund ein Prozent der Agrarnutzfläche und fast zwei Prozent der Ackerfläche aus.

Spanien

Spaniens Agrarminister Luis Planas hatte schon Anfang März betont, Bauern müssten angesichts des Krieges in der Ukraine vorübergehend nicht nur Brachflächen nutzen, sondern auch weitere Böden, die aus ökologischen Gründen sonst nicht bestellt würden. Dort sollten vor allem mehr Getreide und Ölsaaten angebaut werden. Zudem müsse die EU die Einfuhr von Futter für Mastbetriebe sichern, ausdrücklich auch mit Mais aus Südamerika.

Nach Angaben der Vereinigung mittlerer und kleinerer Bauern (UPA) sind einige der Brachflächen aber von derart minderer Qualität, dass eine Aussaat kaum lohnt. Eine Einschätzung, die auch deutsche Agrarwissenschaftler mehr oder weniger teilen.

Jetzt die App holen
Werden Sie Teil der größten Finanz-Community der Welt
Downloaden

Österreich

Die Regierung hat die von der EU-Kommission geschaffenen Möglichkeiten ausgeschöpft und 9000 Hektar Brachflächen für den Anbau freigegeben. Laut Agrarministerium sollen dort unter anderem Getreide, Hirse, Mais, Rüben, Sonnenblumen und Tierfutter wachsen. Der Effekt dürfte überschaubar bleiben: Im Alpenland gibt es 1,3 Millionen Hektar Äcker. Umweltorganisationen warnen, dass nun wichtige Schutzgebiete für Pflanzen und Tiere verloren gehen. Die Landwirtschaftskammer hält dagegen, dass viele Flächen von der Freigabe nicht betroffen seien.

Irland

Auf der Insel gibt es mehrere Maßnahmen, die etwa mit Geldspritzen Bauern dazu ermutigen sollen, mehr Getreide anzubauen. Förderfähig sind Flächen, die 2021 nicht bewirtschaftet wurden. Pro Hektar sind 400 Euro vorgesehen. Ähnliches gelte für Eiweißpflanzen wie Erbsen und Bohnen, so das Agrarministerium. Damit soll, etwa mit einer Förderung von Futter wie Rotkleesilage, die Abhängigkeit von Importen verringert werden.

Polen

Das polnische Landwirtschaftsministerium betont, dass es eine individuelle Entscheidung sei, wie ein Landwirt von Ausnahmeregeln Gebrauch mache. Es sei erlaubt, Brachflächen für den Anbau von Nahrungs- und Futtermitteln zu nutzen.

Der Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen birgt hohe Risiken. Sie können Ihren Kapitaleinsatz vollständig oder teilweise verlieren. Die Kurse von Kryptowährungen sind extrem volatil und können von externen Faktoren wie finanziellen, regulatorischen oder politischen Ereignissen beeinflusst werden. Der Handel auf Margin erhöht das finanzielle Risiko.
Stellen Sie unbedingt sicher, dass Sie die mit dem Handel der Finanzinstrumente und/oder Kryptowährungen verbundenen Risiken vollständig verstanden haben und lassen Sie sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten, bevor Sie den Handel aufnehmen.
Fusion Media möchte Sie daran erinnern, dass die auf dieser Internetseite enthaltenen Kurse/Daten nicht unbedingt in Realtime oder genau sind. Alle Daten und Kurse werden nicht notwendigerweise von Börsen, sondern von Market-Makern bereitgestellt, so dass die Kurse möglicherweise nicht genau sind und vom tatsächlichen Marktpreis abweichen können, was bedeutet, dass die Kurse indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sind. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für etwaige Handelsverluste, die Ihnen durch die Verwendung dieser Daten entstehen könnten.
Es ist verboten, die auf dieser Website enthaltenen Daten ohne die vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenanbieters zu verwenden, zu speichern, zu reproduzieren, anzuzeigen, zu ändern, zu übertragen oder zu verteilen. Alle Rechte am geistigen Eigentum sind den Anbietern und/oder der Börse vorbehalten, die auf dieser Website enthaltenen Daten bereitstellen.
Fusion Media kann von den Werbetreibenden, die sich auf der Website befinden, anhand Ihrer Interaktion mit den Werbeanzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.

Abmelden
Sind Sie sicher, dass Sie sich abmelden möchten?
NeinJa
AbbrechenJa
Veränderung wird gespeichert