ROUNDUP/GDV: Prävention vor Naturkatastrophen spielt weiter zu kleine Rolle

dpa-AFX

Veröffentlicht am 06.07.2022 15:35

Aktualisiert 06.07.2022 15:45

BERLIN (dpa-AFX) - Nach der Flutkatastrophe in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen im vergangenen Jahr bauen zahlreiche Geschädigte ihre zerstörten Häuser nach Angaben von Versicherern trotz der Gefahren in besonders betroffenen Regionen wieder am selben Ort auf. "Bis auf 34 Häuser werden alle Häuser an Erft und Ahr wieder am selben Standort errichtet", sagte der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV), Jörg Asmussen, am Mittwoch in Berlin.

Ein prinzipieller Unwille bei Betroffenen, in weniger stark gefährdeten Regionen neu zu bauen, lasse sich indes nicht erkennen, sagte Annegret Thieken, Professorin für Naturrisikenforschung an der Universität Potsdam. Ausschlaggebend seien andere Faktoren. "Zum einen müssen wir bedenken, dass die Betroffenen möglichst schnell wieder aufbauen wollen, um möglichst schnell wieder in den Alltag zurückzukommen." Eine langwierige Suche nach neuen Standorten schrecke ab.

"Zudem ist die Flächenverfügbarkeit in Tälern nicht immer gegeben", betonte Thieken. Mancherorts seien potenzielle alternative Bauflächen begrenzt, weil sie etwa in Landschaftsschutzgebieten lägen und nicht ohne weiteres umgewidmet werden könnten. "Das ist eine Gemengelage, die nicht einfach zu beantworten ist", sagte die Wissenschaftlerin. "Da braucht es neue Konzepte."

Diese forderte auch GDV-Chef Asmussen. "Wir glauben, dass dadurch die Chance verpasst wird, deutlich besser und widerstandsfähiger zu sein", sagte er. Der Wiederaufbau in den Regionen zeige, dass Prävention nach wie vor eine "viel zu geringe Rolle" spiele, "sowohl auf kommunaler Ebene als auch bei den Haushalten selber". Dabei werden extreme Wettersituationen in Zukunft nach GDV-Angaben statistisch immer häufiger auftreten.

Die Naturkatastrophe mit Dutzenden Toten hatte im vergangenen Jahr einen Versicherungsschaden in Höhe von rund 8,5 Milliarden Euro verursacht. Dem GDV zufolge haben Versicherer davon inzwischen rund fünf Milliarden Euro ausgezahlt. Beim verbleibenden Viertel der Schadensfälle dauere der Wiederaufbau an. Gestiegene Materialkosten in Folge der Inflation und lange Wartezeiten bei Handwerkern verzögerten häufig die Instandsetzung, betonte Asmussen.

Dadurch steige der Gesamtwert der versicherten Gebäude und damit einhergehend stiegen die Kosten für die Versicherungen. Der GDV geht deshalb davon aus, dass ab dem kommenden Jahr auch die Prämien für Versicherte steigen werden. Asmussen bekräftigte die ablehnende Haltung des Verbands mit Blick auf eine mögliche verpflichtende Elementarschadenversicherung, die Schäden von Naturgefahren abdecken soll.

Die versicherten Schäden der Flutkatastrophe im vergangenen Jahr stehen indes nur für einen kleinen Teil des Gesamtschadens. Dieser belief sich nach Einschätzung von Fachleuten von Anfang dieses Jahres auf mindestens 33 Milliarden Euro.

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