ROUNDUP/Aktien Europa Schluss: Durchwachsener Auftakt in Notenbanken-Woche

dpa-AFX

Veröffentlicht am 30.01.2023 18:45

Aktualisiert 30.01.2023 19:00

PARIS/LONDON (dpa-AFX) - Europas Börsen haben am Montag einen durchwachsenen Auftakt in eine ereignisreiche Woche hingelegt. Vor den ab Mittwoch erwarteten, wegweisenden Zinsentscheidungen in New York, Frankfurt und London sowie den Zahlen mehrerer US-Tech-Giganten schloss der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx 50 0,46 Prozent im Minus bei 4158,63 Punkten. Der französische Cac 40 verlor 0,21 Prozent auf 7082,01 Punkte, während der britische FTSE 100 einen Kursgewinn von 0,25 Prozent auf 7784,87 Zähler schaffte.

Nach dem starken Jahresstart sei das Aufwärtspotenzial für europäische Aktien vorerst limitiert, schreiben die Experten der Privatbank Berenberg. "Die weitere Entwicklung der Märkte dürfte durch die großen Zentralbanksitzungen geprägt sein", betonten die Experten. "Der weiterhin robuste Arbeitsmarkt und steigende Rohstoffpreise könnte den aufgekommenen Zinssenkungsfantasien einen Dämpfer verleihen."

Skeptisch zu den Marktaussichten äußerte sich auch Michael Heise, Chefvolkswirt des Vermögensverwalters HQ Trust. Er hält temporäre Rückschläge für wahrscheinlich. Als Gründe nannte er die immer noch hohe Inflation und die Unsicherheit über den Kurs der Geldpolitik im Kampf gegen die Teuerung. "Die Märkte unterschätzen, dass es noch keine Entwarnung für die Notenbanken gibt", sagte der Experte.

Die US-Notenbank Fed wird am Mittwoch ihr Zinserhöhungstempo voraussichtlich erneut drosseln. Volkswirte gehen nach entsprechenden Signalen des Notenbankpräsidenten Jerome Powell diesmal von einer Anhebung um 0,25 Prozentpunkte aus - nach vier Zinsschritten um jeweils 0,75 Punkte hatten die Währungshüter im Dezember mit einer Erhöhung um 0,5 Punkte bereits den Fuß etwas vom Gas genommen. Mit Spannung wird indes auf Hinweise gewartet, wie die Fed im Jahresverlauf weitermachen wird.

Tags darauf stehen die Zinsentscheide der Europäischen Zentralbank (EZB) sowie der Bank of England (Boe) auf der Agenda. Die Währungshüter der Eurozone haben seit Sommer vier Mal in Folge die Zinsen im Euroraum erhöht und wollen die nach wie vor hohe Teuerung mit weiteren Anhebungen bekämpfen. "Wir müssen die Inflation senken. Und wir werden liefern", sagte die Präsidentin der Europäischen Zentralbank (EZB), Christine Lagarde, zuletzt beim Neujahrsempfang der Deutschen Börse (ETR:DB1Gn).

Im europäischen Branchenvergleich gerieten am Montag vor allem Technologiewerte unter die Räder: Ihr Subindex im marktbreiten Stoxx Europe 600 büßte als Schlusslicht 1,7 Prozent ein und folgte damit den schwachen Vorgaben aus Asien und den USA. Sowohl der techlastige Hongkonger Hang-Seng-Index als auch die New Yorker Technologiebörse Nasdaq präsentierten sich schwach.

Im EuroStoxx war der Tech-Investor Prosus (AS:PRX) mit minus 6,3 Prozent Schlusslicht, nachdem die Titel der Kernbeteiligung Tencent (HK:0700) in Fernost abgerutscht waren. Größere Verluste gab es im Tech-Segment ansonsten auch beim EuroStoxx-Wert ASML (AS:ASML) mit minus 2,7 Prozent. Bei dem Chipindustrie-Ausrüster wurden auch Medienberichte als Belastung angesehen, wonach bestimmte Chip-Produktionsmaschinen künftig von der Lieferung nach China ausgeschlossen werden sollen.

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Auch die ähnlich zinssensiblen Immobilienwerte wurden nach ihrem gutem Lauf rund um den Jahreswechsel wieder abgestoßen, wie das rund einprozentige Minus des Branchenindex zeigte. Hier steigen wieder die Bedenken der Anleger, wie groß der Zinsdruck auf die Branche bleibt. "Während die EZB und die BoE ihren Leitzins wohl nochmals um 50 Basispunkte anheben werden, wird für die Fed mit einem kleineren Schritt gerechnet", äußerten die Experten der Landesbank Helaba ihre Erwartung.

Auf Unternehmensseite gab es zu Wochenbeginn einige kursbewegende Nachrichten. Philips (ETR:PHI1) etwa überzeugte die Anleger mit Eckdaten, die die Erwartungen übertrafen. Der angeschlagene Medizintechnikhersteller hat ein rabenschwarzes Jahr 2022 zumindest mit einem versöhnlichen vierten Quartal abgeschlossen. Dies kam gut an, wie das siebenprozentige Kursplus zeigte.

Bei Renault (EPA:RENA) war die Reaktion eine andere, wie ein Rückschlag um über vier Prozent vom jüngsten Hoch seit fast zwei Jahren zeigt. Anleger nutzten hier die Bekanntgabe, dass man sich mit Nissan (TYO:7201) auf eine Angleichung der Überkreuz-Beteiligung geeinigt hat, zu Gewinnmitnahmen. Laut Analyst Daniel Roeska von Bernstein Research ist der "gordische Knoten" damit nun gelöst.

Unilever (AS:ULVR) lieferte Gesprächsstoff mit der Ernennung von Hein Schumacher zum künftigen Konzernchef. Die Reaktion der Anleger war mit einem Anstieg um 0,7 Prozent verhalten positiv. Laut Bernstein-Experte Bruno Monteyne könnten einige Investoren sich einen anderen Kandidaten gewünscht haben. Sein Kollege John Ennis von Goldman Sachs (NYSE:GS) sah den frühen Zeitpunkt der Mitteilung aber vorteilhaft.

Einen weiteren herben Rückschlag mussten die Aktionäre der französischen Elior Group einstecken: Nach schon herben Verlusten am vergangenen Donnerstag setzten die Papiere ihre Talfahrt nach einer Verkaufsempfehlung der französischen Großbank Societe Generale (EPA:SOGN) mit minus neun Prozent fort. Durch die Übernahme einer Sparte des Großaktionärs Derichebourg ändere sich an den grundlegenden Problemen des Catering-Unternehmens nichts, urteilte Analystin Sabrina Blanc.

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