ROUNDUP: Vor China-Reise: Deutsche Firmen erwarten Rückhalt vom Kanzler

dpa-AFX

Veröffentlicht am 10.04.2024 10:48

Aktualisiert 10.04.2024 11:00

PEKING (dpa-AFX) - Bundeskanzler Olaf Scholz muss bei seinem China-Besuch nach Meinung der deutschen Auslandshandelskammer (AHK) für Unternehmen aus der Bundesrepublik deutliche Worte finden. "Die Erwartung ist natürlich, dass wir hoffen, dass Bundeskanzler Scholz die Herausforderungen, die wir hier haben, verständlich macht", sagte Maximilian Butek, geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Deutschen Handelskammer in Ostchina, am Mittwoch in Peking. Die chinesische Parteiführung müsse auf oberster Ebene verstehen, dass die deutschen Firmen in China Probleme hätten. Sie stünden einer weiteren Erfolgsstory der deutsch-chinesischen Beziehung im wirtschaftlichen Sinne im Weg.

Scholz könne nicht jedes Problem im Detail ansprechen, gestand Butek ein. Er erwarte aber, dass ein regelmäßiger Austausch der Behörden beider Seiten wiederbelebt werde. Zwischen China und Deutschland muss ihm zufolge wieder Vertrauen zwischen den Regierungen geschaffen werden, damit Probleme miteinander besprochen werden können. Der Kanzler werde nicht nur den deutschen, sondern in gewisser Weise auch den europäischen Hut auf haben, sagte Butek.

Drei Stationen in China

Scholz reist am Samstag für drei Tage die Volksrepublik und will dort Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping treffen. Es ist die zweite Reise des Kanzlers in die Volksrepublik seit seinem Amtsantritt im Dezember 2021. Sein Antrittsbesuch im November 2022 war wegen der noch anhaltenden Corona-Pandemie nur ein Tagestrip. Seine Reise beginnt in der zentralchinesischen Mega-Stadt Chongqing, die ihre gesamten Verwaltungsbezirke zusammengerechnet mehr als 30 Millionen Einwohner hat. Chongqing ist auch der Beginn einer Güterzugverbindung zwischen China und Europa, die im nordrhein-westfälischen Duisburg endet. Laut chinesischen Angaben erreichen auf dieser Strecke jede Woche geschätzt 60 Züge die Stadt im Ruhrgebiet, von wo aus Schiffe die Güter etwa über den Binnenhafen weitertransportieren.

Scholz wird außerdem in der Finanzmetropole Shanghai und der chinesischen Hauptstadt Peking zu Gesprächen erwartet. Mit dabei ist auch eine Delegation aus Wirtschaftsvertretern. Die Probleme, die Deutschland etwa durch billige Produkte aus China auf dem eigenen Markt hat, und jene, die deutsche Unternehmen in China haben, könnten damit auch zur Sprache kommen.

"Brauchen Unterstützung der Politik"

Viele der etwa 5000 deutschen Unternehmen kritisieren seit Jahren immer wieder dieselben Schwierigkeiten auf dem Markt der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt. Rund zwei Drittel beklagten laut einer Erhebung der AHK unfairen Wettbewerb. "Wir sehen, dass das Thema Wettbewerbsbedingungen eine andere Priorität hat als es noch vor fünf Jahren hatte", sagte Butek. Chinesische Unternehmen hätten technologisch aufgeholt. "Von daher müssen wir jetzt wirklich die Unterstützung von der Politik haben, dass hier Verhandlungen aufgenommen werden", erklärte er.

Jetzt die App holen
Werden Sie Teil der größten Finanz-Community der Welt
Downloaden

An der Umfrage beteiligten sich 150 der mehr als 2000 AHK-Mitgliedsunternehmen. Ein Großteil kam demnach aus den Branchen Maschinenbau, Autoindustrie und Business-Dienstleistungen. Dabei sind chinesische Privatunternehmen zu 52 Prozent die Hauptwettbewerber.

Nachteile entstehen den Unternehmen laut der Umfrage zum Beispiel durch einen erschwerten Marktzugang. Zudem seien die Regierung, lokale Behörden und öffentliche Ausschreibungen für die Firmen schwerer zugänglich. Nahezu alle Befragten (95 Prozent) sahen in dem verschärften Wettbewerb Auswirkungen auf ihr Geschäft und nannten etwa erhöhten Kostendruck, verminderten Gewinn und geringere Marktanteile als Hauptfolgen.

Stärken und Schwächen der Deutschen

Schon in einer vorangegangenen Umfrage wurde deutlich, dass deutsche Firmen in manchen Branchen wie etwa der Automobilindustrie ihre chinesischen Mitbewerber als Innovationsführer sehen. Gerade in China bestimmten Autobauer wie BYD (F:1211) mit ihren kostengünstigen E-Autos den dortigen Markt, in dem auch deutsche Konzerne wie VW (ETR:VOWG) und Mercedes (ETR:MBGn) versuchen, nicht den Anschluss zu verlieren.

Trotz allem sahen sich die deutschen Unternehmen in Bezug auf Produktqualität, technischer Führerschaft und Innovationsstärke ihren chinesischen Konkurrenten gegenüber im Vorteil. Jedoch zeigte die Befragung der AHK auch, dass sich die Deutschen verglichen mit ihren chinesischen Wettbewerbern etwa bei Kosteneffizienz, Innovationsgeschwindigkeit und der Zeit, bis ein Produkt auf den Markt eingeführt wird, für schwächer hielten.

China als Markt ist für eine erhebliche Zahl deutscher Unternehmen jedoch unabkömmlich, weshalb viele dort weiter investieren wollen - trotz der Strategie der Bundesregierung, das Risiko einer zu starken Abhängigkeit von China zu senken. "Laut unseren Umfragen haben etwa die Hälfte der deutschen Unternehmen Maßnahmen ergriffen, um Risiken aus ihrem China-Geschäft zu mindern", sagte Butek der Deutschen Presse-Agentur. Risikomanagement bedeute keine Abkehr vom chinesischen Markt. Viele Unternehmen investierten vermehrt in Lokalisierung - sei es in China oder in anderen Märkten weltweit, sagte Butek. Einige Unternehmensleitungen entschieden etwa, Forschung und Entwicklung in China zu lokalisieren. Andere arbeiten vermehrt mit lokalen Partnern zusammen, um ihre Lieferkette von Krisen oder Veränderungen außerhalb Chinas unabhängiger zu machen.

Der Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen birgt hohe Risiken. Sie können Ihren Kapitaleinsatz vollständig oder teilweise verlieren. Die Kurse von Kryptowährungen sind extrem volatil und können von externen Faktoren wie finanziellen, regulatorischen oder politischen Ereignissen beeinflusst werden. Der Handel auf Margin erhöht das finanzielle Risiko.
Stellen Sie unbedingt sicher, dass Sie die mit dem Handel der Finanzinstrumente und/oder Kryptowährungen verbundenen Risiken vollständig verstanden haben und lassen Sie sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten, bevor Sie den Handel aufnehmen.
Fusion Media möchte Sie daran erinnern, dass die auf dieser Internetseite enthaltenen Kurse/Daten nicht unbedingt in Realtime oder genau sind. Alle Daten und Kurse werden nicht notwendigerweise von Börsen, sondern von Market-Makern bereitgestellt, so dass die Kurse möglicherweise nicht genau sind und vom tatsächlichen Marktpreis abweichen können, was bedeutet, dass die Kurse indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sind. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für etwaige Handelsverluste, die Ihnen durch die Verwendung dieser Daten entstehen könnten.
Es ist verboten, die auf dieser Website enthaltenen Daten ohne die vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenanbieters zu verwenden, zu speichern, zu reproduzieren, anzuzeigen, zu ändern, zu übertragen oder zu verteilen. Alle Rechte am geistigen Eigentum sind den Anbietern und/oder der Börse vorbehalten, die auf dieser Website enthaltenen Daten bereitstellen.
Fusion Media kann von den Werbetreibenden, die sich auf der Website befinden, anhand Ihrer Interaktion mit den Werbeanzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.

Abmelden
Sind Sie sicher, dass Sie sich abmelden möchten?
NeinJa
AbbrechenJa
Veränderung wird gespeichert