ROUNDUP: Banken buhlen um Sparer - Zinsen steigen nach langer Flaute wieder

dpa-AFX

Veröffentlicht am 27.12.2022 06:03

Aktualisiert 27.12.2022 06:16

FRANKFURT (dpa-AFX) - Millionen Sparer in Deutschland freut's: Nach dem Ende der Zinsflaute buhlen Kreditinstitute wieder um ihre Gunst. "Aktuell sehen wir vor allem unter den Top-Anbietern einen intensiven Konkurrenzkampf um die Spargelder der Anleger", schildert Oliver Maier von der Vergleichsplattform Verivox. Sparzinsen steigen demnach auf breiter Front, ein rasches Ende ist nach Maiers Einschätzung angesichts des Wettbewerbs unter den Geldhäusern vorerst nicht in Sicht. "Um dabei nicht ins Hintertreffen zu geraten, sind die Institute gezwungen, ihre Konditionen kontinuierlich nachzubessern." Die Schattenseite höherer Zinsen: Für Kreditnehmer wird es teuer.

Einer Verivox-Auswertung zufolge bringen bundesweit verfügbare Festgeldangebote mit zwei Jahren Laufzeit im Schnitt inzwischen 2,09 Prozent Zinsen (Stand: 20.12.). Im August waren es gerade einmal 0,82 Prozent. Tagesgeld wirft nach Jahren der Null- und Negativzinsen durchschnittlich 0,45 Prozent ab. Die hohe Inflation mindert allerdings den Ertrag.

Regionalbanken hinken der Auswertung zufolge hinterher. So liegt der Durchschnittszins zweijähriger Festgeldanlagen bei Volksbanken und Raiffeisenbanken sowie Sparda-Banken bei 1,14 Prozent. Sparkassen zahlen für Festgeld im Schnitt 1,21 Prozent. Die Tagesgeld-Zinsen liegen bei regionalen Instituten im Schnitt nur knapp über der Nulllinie.

"Die Regionalbanken müssen aufpassen, dass ihnen die Kunden nicht weglaufen", meint Maier. "Aktuell werben mehrere Wettbewerber mit Kampfkonditionen und versuchen, den anderen Banken so die Kundschaft abspenstig zu machen", sagt der Geschäftsführer der Verivox Finanzvergleich GmbH. Verivox wertet nach eigenen Angaben alle gut 700 Banken mit Tages- und Festgeldangeboten aus, die ihre Zinsen online veröffentlichen. Auch das Verbraucherportal Biallo berichtet von steigenden Zinsen.

Seit die Europäische Zentralbank (EZB) im Kampf gegen die hohe Inflation die Zinsen in mehreren Schritten erhöht hat, wächst das Interesse an Einlagen der Sparer. Die Geldhäuser verdienen daran, dass sie mehr Zinsen für Kredite kassieren, als sie Sparern zahlen.

Nach Daten des Vergleichsportals Check24 kostete beispielsweise ein Ratenkredit über 10 000 Euro mit einer Laufzeit von 60 Monaten bei einem Abschluss im Januar 187 Euro im Monat. Für einen Kredit mit gleicher Summe und Laufzeit wurden Mitte Dezember 196 Euro monatlich fällig.

Stiftung Warentest konstatiert deutlich gestiegene Dispozinsen für die von Banken eingeräumte Kontoüberziehung. "Wenn Kreditinstitute derzeit die Dispozinsen erhöhen, dann gleich kräftig. Die Dynamik hat sich seit Mai verstärkt", berichtete Heike Nicodemus von der Zeitschrift "Finanztest" der Stiftung unlängst. Einer Auswertung (Stand: 21.12.) von gut 450 Kontomodellen bei 171 Kreditinstituten zufolge verlangen die Geldhäuser im Schnitt derzeit 9,94 Prozent Dispozinsen. Im Mai vor der Girokontenuntersuchung von "Finanztest" waren es bei einer Stichprobe 9,25 Prozent.

Jetzt die App holen
Werden Sie Teil der größten Finanz-Community der Welt
Downloaden

Die EZB hatte am 21. Juli die Zinsen im Euroraum erstmals seit elf Jahren wieder erhöht. Damit entfiel auch der Einlagenzins von 0,5 Prozent, den Kreditinstitute zahlen mussten, wenn sie Gelder bei der Notenbank parkten. Viele Geldhäuser hatten die Kosten dafür als sogenanntes Verwahrentgelt auch an Privatkunden weitergegeben.

Trotz der Zinswende ist das Thema nicht endgültig vom Tisch. So will beispielsweise Commerzbank (ETR:CBKG) -Privatkundenvorstand Thomas Schaufler das Instrument von Verwahrentgelten für Notfälle nicht ganz aus der Hand geben. Schaufler betonte zugleich: "Aber es ist kein Werkzeug - und da sind wir uns alle einig -, das wir in normalen Zeiten wieder aus dem Werkzeugkasten rausholen wollen."

Verbraucherschützer wollen Verwahrentgelte für Privatkunden auch für die Zukunft ausschließen. Aktuell sind sechs Klagen des Verbraucherzentrale Bundesverbandes (vzbv) zu dem Thema anhängig. "Wir sehen keinen Grund Klagen zurückzuziehen, solange Kreditinstitute unseren Anspruch nicht als berechtigt anerkennen oder Unterlassungserklärungen abgeben", betont vzbv-Rechtsreferent David Bode. "Wir bezweifeln, dass die Verwahrentgelte tatsächlich auf den Einlagenzins bei der Notenbank zurückzuführen sind, zumal die EZB den Kreditinstituten seit 2019 hohe Freibeträge eingeräumt hat." Sollten Verwahrentgelte unrechtmäßig erhoben worden sein, stünden Bankkunden möglicherweise Erstattungen zu, meinen die Verbraucherschützer.

Der Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen birgt hohe Risiken. Sie können Ihren Kapitaleinsatz vollständig oder teilweise verlieren. Die Kurse von Kryptowährungen sind extrem volatil und können von externen Faktoren wie finanziellen, regulatorischen oder politischen Ereignissen beeinflusst werden. Der Handel auf Margin erhöht das finanzielle Risiko.
Stellen Sie unbedingt sicher, dass Sie die mit dem Handel der Finanzinstrumente und/oder Kryptowährungen verbundenen Risiken vollständig verstanden haben und lassen Sie sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten, bevor Sie den Handel aufnehmen.
Fusion Media möchte Sie daran erinnern, dass die auf dieser Internetseite enthaltenen Kurse/Daten nicht unbedingt in Realtime oder genau sind. Alle Daten und Kurse werden nicht notwendigerweise von Börsen, sondern von Market-Makern bereitgestellt, so dass die Kurse möglicherweise nicht genau sind und vom tatsächlichen Marktpreis abweichen können, was bedeutet, dass die Kurse indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sind. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für etwaige Handelsverluste, die Ihnen durch die Verwendung dieser Daten entstehen könnten.
Es ist verboten, die auf dieser Website enthaltenen Daten ohne die vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenanbieters zu verwenden, zu speichern, zu reproduzieren, anzuzeigen, zu ändern, zu übertragen oder zu verteilen. Alle Rechte am geistigen Eigentum sind den Anbietern und/oder der Börse vorbehalten, die auf dieser Website enthaltenen Daten bereitstellen.
Fusion Media kann von den Werbetreibenden, die sich auf der Website befinden, anhand Ihrer Interaktion mit den Werbeanzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.

Abmelden
Sind Sie sicher, dass Sie sich abmelden möchten?
NeinJa
AbbrechenJa
Veränderung wird gespeichert