ROUNDUP: Aurubis mit Gewinnrückgang nach Millionenbetrug - Dividende sinkt

dpa-AFX

Veröffentlicht am 20.12.2023 10:03

Aktualisiert 20.12.2023 10:15

HAMBURG (dpa-AFX) - Der Kupferkonzern Aurubis (ETR:NAFG) muss für das abgelaufene Geschäftsjahr nach Diebstahl- und Betrugsfällen einen Gewinneinbruch verkraften. Das bekommen auch die Anleger zu spüren, denn die Dividende soll nun sinken. Im neuen, bis Ende September laufenden Geschäftsjahr 2023/24 soll der Gewinn zwar wieder steigen, die Beteiligung des Stahlkonzerns Salzgitter (ETR:SZGG) liegt mit der Mitte der Zielspanne aber unter der durchschnittlichen Analystenschätzung. Zudem droht der Aufsichtsrat dem Vorstand nach den Problemen der vergangenen Monate mit Konsequenzen. An der Börse reagierten Anleger negativ.

Der Aktienkurs fiel am Vormittag leicht auf 77,84 Euro. Mit einem Miniplus von gut zwei Prozent liegt das Papier 2023 weit hinten im Index der mittelgroßen Werte, dem MDax. Dessen Gewinne summieren sich in diesem Jahr bislang auf gut acht Prozent.

Zuletzt lagen die Erwartungen von Analysten an das operative Vorsteuerergebnis (Ebt) 2023/24 im Mittel bereits am oberen Ende der vom Unternehmen genannten Zielspanne von 380 bis 480 Millionen Euro. Allerdings dürfte der Ausblick so früh im Jahr eher als vorsichtig wahrgenommen werden, sagte ein Händler.

Aurubis geht mit Blick auf das neue Geschäftsjahr von einer weiterhin hohen Metallnachfrage aus, vor allem nach Gießwalzdraht. Der Gewinnbeitrag durch den Verkauf von Schwefelsäure - einem Nebenprodukt der Kupferproduktion - dürfte infolge der aktuellen Preisentwicklungen indes sinken. Zudem nimmt Aurubis derzeit viel Geld für den Ausbau der Produktion in die Hand. Insgesamt sind aktuell rund 1,7 Milliarden Euro an Investitionen für strategische Projekte genehmigt, wie Aurubis am Mittwoch mitteilte.

Im abgelaufenen Geschäftsjahr war das operative Vorsteuerergebnis um gut ein Drittel auf 349 Millionen Euro gefallen, bei einem Umsatzrückgang um knapp 8 Prozent auf 17,1 Milliarden Euro.

Unter dem Strich verdiente der Recycling-Spezialist 141 Millionen Euro im Geschäftsjahr 2022/23 nach 715 Millionen im vorangegangenen Jahr. Die Aktionäre sollen nun 1,40 Euro Dividende je Aktie erhalten, nachdem für das außergewöhnlich starke Vorjahr noch 1,80 Euro geflossen waren.

Ein Grund für den Gewinnrückgang 2022/23 ist ein großangelegter Betrug, bei dem der Schaden auf fast 200 Millionen Euro beziffert wurde. Aurubis geht davon aus, dass manipulierte Proben mit hohen Gehalten wertvoller Metalle abgegeben wurden, die Lieferungen dann aber deutlich weniger wertvolle Metalle enthielten - wodurch letztlich überhöhte Rechnungen bezahlt wurden. Zuvor war im Juni bekannt geworden, dass eine Diebesbande edelmetallhaltige Zwischenprodukte bei dem Unternehmen gestohlen haben soll. Gegen mutmaßliche Täter wird inzwischen vor dem Landgericht Hamburg verhandelt.

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Das könnte nun auch Folgen für die Chefetage des Unternehmens haben. "Der Aufsichtsrat kann derzeit weder ausschließen, dass die amtierenden Vorstandsmitglieder unverändert ihr Amt fortführen, noch kann er ausschließen, dass es zu einer vorzeitigen Trennung von einzelnen oder mehreren Vorstandsmitgliedern kommt beziehungsweise der Vorstand umstrukturiert wird", hatte das Unternehmen am Dienstag nach einer Sitzung des Aufsichtsgremiums mitgeteilt.

Zunächst solle das Ergebnis einer in Auftrag gegebenen Untersuchung durch die Rechtsanwaltskanzlei Hengeler Mueller "zur Verantwortung des Vorstands im Zusammenhang mit den bekannt gewordenen Straftaten zum Nachteil der Gesellschaft" abgewartet werden. Eine Entscheidung soll dann voraussichtlich im Januar oder Anfang Februar getroffen werden.

Dem Vernehmen nach herrscht durchaus Unzufriedenheit mit dem Risikomanagement des Aurubis-Vorstandes, auch beim Stahlkonzern Salzgitter, der rund 30 Prozent der Anteile hält.

Analyst Christian Obst von der Baader Bank sieht in der Ungewissheit hinsichtlich der Zukunft des Aurubis-Vorstands aktuell den größten Bremsklotz für eine kurzfristige Erholung des Aktienkurses. Mittel- bis langfristig bleibt der Experte indes optimistisch, auch wegen der hohen Investitionen des Konzerns in den Produktionsausbau.

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