ROUNDUP 2/Windenergie und Russland: Höhere Verluste bei Siemens Energy

dpa-AFX

Veröffentlicht am 08.08.2022 11:08

(neu: Aussagen aus der Telefonkonferenz, Aktienkurs.)

MÜNCHEN (dpa-AFX) - Der Energietechnikkonzern Siemens Energy (ETR:ENR1n) ist im dritten Quartal tiefer in die Verlustzone gerutscht. Dafür verantwortlich waren die anhaltenden Probleme bei der Windkrafttochter Siemens Gamesa (BME:SGREN) sowie millionenschwere Belastungen durch den geplanten Rückzug aus Russland. Nach Steuern vergrößerte sich der Verlust daher in den Monaten April bis Juni von 307 Millionen auf 533 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Montag in München mitteilte.

Die negativen Sondereffekte bezifferte Siemens (ETR:SIEGn) Energy auf knapp 300 Millionen Euro, davon entfielen gut 200 Millionen Euro auf Russland. Siemens Energy hat nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine sein Neugeschäft dort eingestellt. Die Umsetzung des Rückzuges sei "nicht trivial", sagte Vorstandschef Christian Bruch in einer Telefonkonferenz mit Journalisten. Optionen seien etwa ein Verkauf oder eine Rückabwicklung, so der Manager. Bis Ende 2022 soll das Thema abgeschlossen werden.

Unabhängig davon ist das Service-Geschäft für die Gaspipeline Nord Stream 1. Hier gebe es Überlegungen, wie man die Wartung aufrechterhalten könne. Grundsätzlich möglich sei dies - sofern es gewünscht sei. Der Servicezyklus geht Bruch zufolge bis 2024. Man sei aber davon abhängig, dass der Kunde sich melde und sage, dass man etwas machen solle, so der Manager.

Siemens Energy war zuletzt wegen einer zur Überholung zunächst in Kanada befindlichen Turbine für die Gaspipeline des russischen Gaskonzerns Gazprom (MCX:GAZP) in die Schlagzahlen geraten. Gazprom hatte zuletzt die Gasmenge, die durch Nord Stream 1 nach Deutschland fließt, massiv gedrosselt - mit Verweis auf die fehlende Turbine, die inzwischen wieder in Deutschland und dem Unternehmen zufolge einsatzbereit ist. Gazprom warf Siemens Energy zuletzt wiederholt vor, nicht die nötigen Dokumente und Informationen zur Reparatur der Maschine übermittelt zu haben. Siemens Energy hat die Vorwürfe zurückgewiesen.

Es gebe derzeit weitere Diskussionen mit Gazprom, ob die Turbine verschifft werden könne, sagte Bruch. Besondere finanzielle Risiken für Siemens Energy sieht der Manager mit Blick auf die Verträge in diesem Zusammenhang nicht. Man könne klar zeigen, "dass wir alles getan haben, damit wir liefern können".

Die Aktie von Siemens Energy schwankte am Montagvormittag stark - wagte sie im frühen Handel zunächst ein kleines Plus, drehte sie rasch in den negativen Bereich und sackte zwischendurch um mehr als vier Prozent ab, bevor sie sich wieder leicht erholte. Zuletzt notierte sie rund 2,4 Prozent im Minus und gehörte zu den wenigen großen Verlierern im Mittelwertesegment MDax.

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Wegen des Russland-Rückzuges senkte Siemens Energy seine Prognose für das Ergebnis nach Steuern für das Geschäftsjahr erneut und erwartet nun 2021/22 (per Ende September) einen Verlust, der das Vorjahresniveau annähernd um die Russland-Belastungen übersteigt. Zuletzt war das Unternehmen von einem Fehlbetrag auf dem Vorjahresniveau von 560 Millionen Euro ausgegangen.

Auch sonst lief es im dritten Quartal alles andere als rund. Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis (Ebita) verschlechterte sich deutlich und rutschte mit 131 Millionen Euro ebenfalls in den roten Bereich, nachdem im Vorjahresquartal noch ein Gewinn von 54 Millionen Euro angefallen war. Die entsprechende Marge sank von plus 0,7 auf minus 1,8 Prozent. Der Umsatz stagnierte bei rund 7,3 Milliarden Euro. Auf vergleichbarer Basis - bereinigt um Währungseffekte sowie Zu- und Verkäufe - sanken die Erlöse um 4,7 Prozent.

Dabei erwies sich erneut der Windanlagenbauer Siemens Gamesa als Bremsklotz. Der ebenfalls börsennotierte Konzern hatte vergangene Woche bereits Quartalszahlen vorgelegt und neben sinkenden Umsätzen deutlich höhere Verluste präsentiert. Der Windanlagenbauer leidet unter hohen Kosten für Rohstoffe und Fracht sowie Lieferengpässen. Zudem kämpft das Unternehmen mit anhaltenden Problemen bei seinen Landturbinen. Siemens Energy hält etwa drei Viertel an Siemens Gamesa und hat angekündigt, die restlichen Anteile übernehmen zu wollen und die Tochter danach zu integrieren. Dafür seien Barsicherheiten im Volumen von 1,15 Milliarden Euro zugunsten der spanischen Wertpapier- und Börsenaufsichtsbehörde hinterlegt worden, teilte das Unternehmen weiter mit. Die Angebotsunterlagen sollen in den kommenden Wochen veröffentlicht werden.

Die auf Energieübertragung sowie Technik und Service für konventionelle Kraftwerke ausgerichtete Sparte Gas and Power (GP) hat ebenfalls mit Lieferkettenproblemen und hohen Materialkosten zu kämpfen. Das um die vor allem Russland-bedingten Sondereffekte bereinigte Ebita sank leicht um 5,7 Prozent auf 212 Millionen Euro. Auftragseingang und Umsatz konnten auf vergleichbarer Basis hingegen robust zulegen. Insgesamt gehörte die Auftragslage zu den Lichtblicken im Quartal. So stieg das Neugeschäft im Konzern um 65,4 Prozent auf 9,8 Milliarden Euro.

Das Unternehmen bekräftigte seine Prognose für die operativen Kennziffern. Für Umsatz und bereinigte Gewinnmarge erwartet der Konzern Ergebnisse weiter am unteren Rand seiner bisherigen vorhergesagten Spannen. Siemens Energy hat eine vergleichbare Umsatzentwicklung von minus zwei bis plus drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr in Aussicht gestellt, dazu eine bereinigte operative Marge (Ebita) von zwei bis vier Prozent.

Die Probleme bei Siemens Energy strahlen auch auf den Technologiekonzern Siemens aus, der den Energietechnikkonzern vor knapp zwei Jahren abspaltete und seitdem noch etwa 35 Prozent hält. Siemens schrieb Anfang Juli Milliarden auf die Beteiligung ab, was das Ergebnis nach Steuern im dritten Quartal Unternehmensangaben zufolge mit etwa 2,8 Milliarden Euro belasten wird. Die Zahlen für das Quartal sowie die Auswirkungen der Abschreibung auf den Ausblick will Siemens am Donnerstag veröffentlichen.

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