ROUNDUP 2: Auch Adler-Tochter Consus drohen Abschreibungen - Aktie bricht ein

dpa-AFX

Veröffentlicht am 17.05.2022 16:54

(neu: Aussagen zu KPMG, Aktienkurs)

LUXEMBURG (dpa-AFX) - Nachdem der mit schweren Vorwürfen konfrontierte Immobilienkonzern Adler Group (ETR:ADJ) im vergangenen Jahr Abschreibungen auf Consus Real Estate vornehmen musste, droht nun der Tochtergesellschaft das gleiche Schicksal. Consus werde wahrscheinlich Abschreibungen auf Beteiligungen und Ausleihungen an verbundenen Unternehmen vornehmen müssen, teilte Adler Group am Dienstag in Luxemburg mit. Grund seien gestiegene Baukosten und eine deutliche Reduzierung des erwarteten Projektentwicklungsvolumens. Die Adler-Tochter habe einen Verlust anzeigen müssen, da sich das bilanzielle Eigenkapital (HGB) der Gesellschaft auf weniger als die Hälfte des Grundkapitals belaufe.

Die Anleger der Adler Group reagieren weiter sehr nervös auf jede Nachricht aus dem Umfeld des angeschlagenen Immobilienkonzerns. Am Dienstagmorgen gab es zunächst deutliche Kursverluste wegen der drohender Abschreibungen bei der Tochtergesellschaft, die im Verlauf aber aufgeholt wurden. Am Nachmittag folgte der nächste Kursrutsch wegen der Meldung, dass KPMG für das laufende Jahr nicht als Abschlussprüfer zur Verfügung steht. Zuletzt brach der Kurs um 12 Prozent ein. Mit 5,065 Euro erreichte er das niedrigste Niveau seit Anfang Mai.

"Die Consus Real Estate ist unser Sorgenkind", sagte Verwaltungsratschef Stefan Kirsten in einer Telefonkonferenz. Hier müsse und werde Adler bilanziell und personell sanieren. Als Eigner von mehr als 90 Prozent werde das Unternehmen natürlich die Bilanz sanieren, dies dürfe aber mit Ausnahme von Transaktionskosten kein Geld kosten. "Ich schließe grundsätzlich bei Consus keine Maßnahmen ein oder aus - außer der Insolvenz", betonte der Manager.

Zudem habe sich bei der Adler-Tochter BCP eine Deckungslücke aufgetan, sagte Kirsten. Adler werde kurzfristig Maßnahmen ergreifen, um die Gesellschaft stärker an sich zu binden. Unter anderem prüfe das Adler-Management eine Übernahme der Mehrheit im Verwaltungsrat von BCP. Adlers Konkurrent LEG (ETR:LEGn) hat eine Kauf-Option auf die Konzerntochter.

Derzeit untersucht die Finanzaufsicht Bafin die Bücher von Adler. Die Behörde hatte sich eingeschaltet, nachdem die Immobiliengesellschaft im Oktober erstmals unter Beschuss des Leerverkäufers Fraser Perring geraten war. Dieser und sein Researchdienst Viceroy hatten schwere Vorwürfe gegen Adler erhoben, darin ging es unter anderem um die Bewertung von Immobilienprojekten. Das Unternehmen hatte die Vorwürfe stets zurückgewiesen. Derzeit größter Adler-Aktionär ist Deutschlands größter Wohnimmobilienkonzern Vonovia (ETR:VNAn) , der rund 20,5 Prozent der Aktien von Adler hält.

Das Adler-Management habe der Bafin erneut umfassend Materialien zur Verfügung gestellt und erwarte weitere Fragen und Kommentierungen, sagte Kirsten. Auch laufe eine Untersuchung der luxemburgischen Aufsichtsbehörde CSSF weiter. Der Manager hat nach eigenen Angaben Ende Mai einen persönlichen Termin bei der Behörde, um sich vorzustellen.

Jetzt die App holen
Werden Sie Teil der größten Finanz-Community der Welt
Downloaden

Adler hatte Ende April trotz der Verweigerung des Testats durch die Wirtschaftsprüfer von KPMG Zahlen für 2021 vorgelegt. Den veröffentlichten Zahlen zufolge legte der operative Gewinn im vergangenen Jahr zu. Unter dem Strich stand wegen Abschreibungen aber ein Verlust von knapp 1,2 Milliarden Euro nach einem Gewinn von 191 Millionen Euro im Vorjahr.

Für den Jahres- und Konzernabschluss 2022 steht KPMG nicht mehr als Wirtschaftsprüfer zur Verfügung, teilte Adler am Dienstag weiter mit. "Diese Entscheidung seitens KPMG kommt für Adler äußerst überraschend, ist enttäuschend und irritierend", teilte Kirsten mit. Alle Mitglieder des Verwaltungsrats hätten in den vergangenen Wochen "sehr professionelle Diskussionen" mit den Verantwortlichen von KPMG geführt. Schließlich sei es das Ziel, für 2022 ein uneingeschränktes Testat zu erhalten. Ursprünglich wollte das Adler-Management KPMG erneut zum Wirtschaftsprüfer für den Jahresabschluss bestellen.

Adler werde ein Auswahlverfahren zur Bestellung eines neuen Abschlussprüfers für die Gesellschaft in die Wege leiten, teilte Kirsten weiter mit. Ein neuer Wirtschaftsprüfer müsse sich aber erst einmal neu einarbeiten. Das werde eine gewisse Zeit dauern, die das Adler-Management gerne durch die "professionelle, selbstverständlich unabhängige und wegen der bisherigen Tätigkeit auch detailreiche Prüfung" durch KPMG eingespart hätte.

Derweil übernimmt der Wirtschaftsprüfer Thomas Echelmeyer zum ersten Juni vorübergehend die Position des Finanzchefs bei Adler. Sein ehemaliger Kollege werde den Posten übernehmen, bis die Postion dauerhaft besetzt ist, sagte Kirsten. Beide hatten ihre Karriere bei Arthur Andersen gestartet. Zuvor war Maximilian Rienecker als Co-Unternehmenschef für die Finanzen zuständig. Er musste jedoch Ende April gehen. Zudem hatten wegen des fehlenden Prüf-Testats fast alle Mitglieder des Verwaltungsrats ihren Rücktritt erklärt. Kirsten hatte jedoch nur vier davon angenommen.

Der Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen birgt hohe Risiken. Sie können Ihren Kapitaleinsatz vollständig oder teilweise verlieren. Die Kurse von Kryptowährungen sind extrem volatil und können von externen Faktoren wie finanziellen, regulatorischen oder politischen Ereignissen beeinflusst werden. Der Handel auf Margin erhöht das finanzielle Risiko.
Stellen Sie unbedingt sicher, dass Sie die mit dem Handel der Finanzinstrumente und/oder Kryptowährungen verbundenen Risiken vollständig verstanden haben und lassen Sie sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten, bevor Sie den Handel aufnehmen.
Fusion Media möchte Sie daran erinnern, dass die auf dieser Internetseite enthaltenen Kurse/Daten nicht unbedingt in Realtime oder genau sind. Alle Daten und Kurse werden nicht notwendigerweise von Börsen, sondern von Market-Makern bereitgestellt, so dass die Kurse möglicherweise nicht genau sind und vom tatsächlichen Marktpreis abweichen können, was bedeutet, dass die Kurse indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sind. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für etwaige Handelsverluste, die Ihnen durch die Verwendung dieser Daten entstehen könnten.
Es ist verboten, die auf dieser Website enthaltenen Daten ohne die vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenanbieters zu verwenden, zu speichern, zu reproduzieren, anzuzeigen, zu ändern, zu übertragen oder zu verteilen. Alle Rechte am geistigen Eigentum sind den Anbietern und/oder der Börse vorbehalten, die auf dieser Website enthaltenen Daten bereitstellen.
Fusion Media kann von den Werbetreibenden, die sich auf der Website befinden, anhand Ihrer Interaktion mit den Werbeanzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.

Abmelden
Sind Sie sicher, dass Sie sich abmelden möchten?
NeinJa
AbbrechenJa
Veränderung wird gespeichert