Manipulationsskandal: Die dunklen Machenschaften von EZB, Fed und FBI – Andy Verity

Investing.com  |  Autor Marco Oehrl

Veröffentlicht am 24.05.2023 16:25

Investing.com – Es war einer der größten Finanzprozesse in der Geschichte – der Libor-Manipulationsskandal – bei dem sich Banken verbündeten, um noch mehr Geld zu machen. So zumindest die bisherige Wahrnehmung.

Den 37 Angeklagten wurde vorgeworfen, den Libor-Zinssatz zu ihren Gunsten manipuliert zu haben. Am Ende des Prozesses kam es zu 19 Verurteilungen und 9 Haftstrafen. Damit war dem Aufschrei der Bevölkerung Genüge getan, denn die Justiz hatte die vermeintlichen Drahtzieher der Finanzmarkt-Manipulation dingfest gemacht.

Doch mehr als 10 Jahre später scheint es so, als ob nicht nur die Libor- und Euribor-Zinssätze manipuliert wurden, sondern auch die Untersuchungsausschüsse und vorgelegten Beweise.

BBC berichtete unter Verweis auf mittlerweile veröffentlichte Daten, die damals zurückgehalten wurden, dass die Zentralbanken im Oktober 2008 in großen Umfang in das Marktgeschehen eingriffen. Es war eine gemeinsame Aktion von EZB, Fed, BoE und anderen europäischen Zentralbanken, welche zum Ziel hatten, den Markt zu beruhigen, indem die Zinssätze durch Manipulation gesenkt wurden.

Der Euribor und Libor sind die Zinssätze, welche Banken verwenden, um einander Kredite einzuräumen. Im Zuge der großen Finanzkrise war das Vertrauen der Banken untereinander dermaßen zerrüttet, dass dieses Kreditgeschäft fast vollständig zum Erliegen kam, denn die Zinsen waren entsprechend hoch.

Über den Hebel niedrigerer Zinsen sollte das Vertrauen der Finanzmärkte genauso wieder hergestellt werden, wie die Grundlage des Geschäftsmodells der Banken. Und keiner ist für die Koordination eines solchen Vorhabens besser geeignet als die Zentrale der Banken – die Zentralbanken.

So ist es jedenfalls in dem von Andy Verity verfassten Buch "Rigged" nachzulesen, das am 1. Juni erscheinen soll und dessen Thematik von der Times aufgegriffen wurde. Dass es sich dabei nicht um einen fiktiven Roman handelt, macht die Tatsache deutlich, dass sich Andrew Tyrie, der 2012 Vorsitzender des britischen Finanzausschusses war und die Libor-Manipulationen untersuchte, auf die Inhalte des Buches bezieht.

Er sagte gegenüber BBC:

"Die Beweise, die Herr Verity ausgegraben hat, sprechen stark dafür, dass dem Untersuchungsausschuss zum Libor-Skandal nicht die ganze Wahrheit gesagt wurde ... das Parlament scheint in die Irre geführt worden zu sein, und wenn das der Fall ist, sollte es das nicht auf sich beruhen lassen.

Weitere zurückgehaltene Beweise lassen darauf schließen, dass die britische Regierung, einschließlich der Downing Street 10, auch daran beteiligt war, die Banken unter Druck zu setzen, den Libor im Sinne der strafrechtlichen Definition zu "manipulieren" - d.h. zu versuchen, Bewegungen des Referenzzinssatzes zu erreichen, während "die ordnungsgemäße Funktionsgrundlage für den Libor ausgehebelt wurde".

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Das ganze schlug bereits solche Wellen, dass der Abgeordnete David Davis am vergangenen Freitag im britischen Parlament eine vollständige Aufklärung der Geschehnisse verlangte.

Die neuen vorliegenden Beweise lassen darauf schließen, dass die 37 Angeklagten, die teilweise jahrelang im Gefängnis saßen, lediglich Sündenböcke waren. Die Bank of England, die Banque de France, die Europäische Zentralbank, die Banca d'Italia, die Banco de Espana und die Federal Reserve Bank of New York stehen im Verdacht, die wahren Verursacher der Manipulation zu sein, um der Finanzkrise im Herbst 2008 Herr zu werden.

In dem Bericht der Times tauchten auch Gesprächsverläufe auf, die genau das belegen. Dass die Geschäftsbanken die Zinssätze auf Druck der Zentralbanken senkten. Den verurteilten Straftätern aus dem mittleren Management war nicht wohl dabei, aber auf Anweisung von oben hatten sie keine andere Wahl .

"Colin hat uns gerade gesagt, dass er einen Anruf von der EZB bekommen hat, in dem ihm gesagt wurde, dass er seine Libors ebenfalls senken soll", sagte Peter Johnson, der bei Barclays (LON:BARC) für die Festlegung des Libor die Verantwortung hatte.

"Nun, ich mache mir keine Sorgen darüber, was die EZB sagt. Aber wenn sie unsere Geschäftsleitung anrufen, dann sind uns die Hände gebunden. Du, ich und Spence und alle anderen sind sich einig, dass es das Falsche ist... Ich bin genauso skeptisch wie du. Ich habe schon mehrere dieser Gespräche geführt, und die Typen sagten nur: `Tut es einfach.'", so Mark Dearlove von Barclays.

"Unglaublich!" erwiderte Johnson.

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