Jackson Hole: Eine Nagelprobe für die Märkte

Investing.com

Veröffentlicht am 23.08.2019 13:06

Aktualisiert 23.08.2019 13:27

Investing.com - Das sagenumworbene Jackson Hole Symposium der Federal Reserve Bank of Kansas City . Von nichts anderes konnte man in den letzten Tagen mehr lesen als von dem kleinen Skiort in den Rocky Mountains im US-Bundesstaat Wyoming.

Der Grund: es gilt als wichtigstes Treffen der führenden Geldpolitiker und Wirtschaftswissenschaftler. In der Vergangenheit nutzten schon mehrere Notenbankchefs das Treffen als Ort für bahnbrechende geldpolitische Ankündigungen.

So auch der ehemalige Fed-Chef Ben Bernanke im Jahr 2010, als er sagte, die Fed werde "alles tun, was sie kann", um die Wirtschaft wieder auf Kurs zu bringen. Mit diesen Worten gab er damals den Startschuss für das zügellose Gelddrucken der Federal Reserve und löste damit eine noch nie dagewesene Börsenrallye aus, die bis heute anhält.

"Tun Sie es nicht einfach ab. Denn hier werden die Worte gewählt, die für die "wichtigen" Menschen von Bedeutung sein werden. Lassen Sie Jackson Hole nicht als Begriff dastehen", schreibt Andreas Knobloch, langjähriger Portfolio-Manager und Gründer von in einem Artikel .

Beim Jackson Hole Symposium steht in der Regel nicht die Tagesaktualität im Fokus, sondern es werden grundsätzlichere Dinge besprochen - und so erklärt Knobloch: "Es geht nicht um die Rede an diesem Tag, sondern um eine weitreichende strategische und politische Richtung. Und glauben Sie mir, es geht um den Schutz des Finanzsystems. Nullzinsen in Amerika bedeuten tiefe Negativzinsen in Europa...und das ist nicht normal“. Knobloch sieht die "Sache für die Fed als strategische, wegweisende Richtung an".

An Themen dürfte es dem Notenbankchef Jay Powell auf dem Symposium, mit dem Thema "Herausforderungen für die Geldpolitik ", sicherlich nicht Mangeln: Ein Handelskrieg, der die USA und den Rest der Welt an den Rand einer Rezession bringt, der Berg an Anleihen, die eine negative Rendite aufweisen, die anhaltenden Attacken des US-Präsidenten auf die Federal Reserve sowie der Brexit, die Hongkong-Krise und die nach Zinssenkungen gängelnden Märkte.

Die Fed-Beobachter rechnen damit, dass Powell am Nachmittag um 16 Uhr die Hoffnung auf eine Zinssenkung um 25 Basispunkte auf der Sitzung im September am Leben erhält.

Gemäß dem von Investing.com entwickelten FedWatch-Tool liegt die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung um 25 Basispunkte bei mehr als 90 Prozent. Die Zentralbank hatte den Leitzins im Juli um 25 Basispunkte gesenkt und dabei die "globalen Entwicklungen" sowie die "gedämpfte Inflation" als Gründe für diesen Schritt angeführt.

Die US-Großbank Morgan Stanley (NYSE:MS) glaubt, dass sich Powell alle Optionen offen halten wird, indem er sagt, die Fed werde "entsprechend handeln, um die Expansion zu unterstützen".

Jetzt die App holen
Werden Sie Teil der größten Finanz-Community der Welt
Downloaden

Morgan Stanley-Analystin Ellen Zentner behauptet, dass das Wort "somewhat" den Unterschied ausmachen könnte, wenn es um den Umfang der Zinssenkung im September geht. Anleger könnten mit dem Wort "somewhat" (ein bisschen) einen Zinsschritt von 25 Basispunkte in Verbindung bringen.

Sollte Powell indes betonten, dass die Abwärtsrisiken zugenommen haben und das Wort "somewhat" weglassen, so könnte dies die Hoffnung auf eine größere Zinssenkung im September schüren. Das sei Stand heute aber unwahrscheinlich, so Zentner.

Jedoch hatte Trump in den vergangenen Tagen erneut den Druck auf Powell erhöht und nicht nur eine Zinssenkung um 25 Basispunkte gefordert, sondern gleich um 100. Auch etwas QE, also eine quantitative Lockerung, könne nicht schaden, so der US-Präsident.

Larry Benedict, Gründer von The Opportunistic Trader, sagte gegenüber CNBC, dass "Trump diese Burschen zum Handeln zwingt, aber sie sollten einfach nichts tun". Die Arbeitslosigkeit sei gering und die Unternehmen machen noch immer gute Gewinne - insbesondere die Einzelhändler, erklärt Benedict. Er wäre sehr überrascht, wenn Powell zur geldpolitischen Taube mutiert. Das wäre ein echter Schlag ins Gesicht und würde die Unabhängigkeit der Fed in Gefahr bringen, erklärte er.

Neben Trump muss Powell auch die Furcht der Anleger vor einer Rezession adressieren, nachdem die zehnjährige US-Rendite am Donnerstag zum dritten Mal in weniger als 9 Tagen unter das Pendant der Zweijahresrendite gefallen war. Schwache Daten aus dem US-Industriesektor, der nach vorläufigen Berechnungen vom Markit-Institut erstmals seit knapp 10 Jahren geschrumpft ist, zeigen: die Furcht am Markt ist nicht unbegründet.

"Zwei Zinsschritte dürften ironischerweise zu steigenden Renditen zehnjähriger Staatsanleihen führen. Denn der Markt würde damit rechnen, dass der Impuls die Konjunktur verbessert", schrieb Dr. Ulrich Stephan, Chef-Anlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank (DE:DBKGn) , in einer Kundennotiz.

Das sollte wiederum Aktien freuen, so der Experte des deutschen Bankhauses. "Die Korrelation….zwischen Aktien und Anleihen ist nämlich momentan nicht nur hoch, sondern in den letzten Wochen auch stetig gestiegen. Steigende Renditen führten dabei zuletzt zu steigenden Aktiennotierungen".

David Tice, ehemaliger Manager des Prudent Bear Fund, sagte in einem Interview mit CNBC, der Markt könne sicherlich noch sechs oder neun Monate nach oben gehen, "weil wir Trump haben, der den Markt vor den Wahlen nicht kollabieren sehen möchte. Wir haben auch Jerome Powell…, der den Markt versucht, oben zu halten… es ist gefährlich jetzt Short zu gehen", erklärte er.

Alle Augen sind jetzt auf den Redetext von Fed-Chef Powell um 16 Uhr gerichtet und dieser dürfte zu einer echten Nagelprobe für die Aktienmärkte werden.

Der Dow Jones-Future zeigt vorbörslich mit einem Plus von 0,22 Prozent leicht nach oben. Gleiches gilt für den S&P 500-Future, der um 0,25 Prozent zulegt. Der Tech-Index Nasdaq 100 legt um 0,33 Prozent zu.

In Deutschland steigt der Dax um 0,34 Prozent.

Das Programm des Economic Policy Symposium, gibts hier: https://www.kansascityfed.org/publications/research/escp/symposiums/escp-2019

von Robert Zach

Der Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen birgt hohe Risiken. Sie können Ihren Kapitaleinsatz vollständig oder teilweise verlieren. Die Kurse von Kryptowährungen sind extrem volatil und können von externen Faktoren wie finanziellen, regulatorischen oder politischen Ereignissen beeinflusst werden. Der Handel auf Margin erhöht das finanzielle Risiko.
Stellen Sie unbedingt sicher, dass Sie die mit dem Handel der Finanzinstrumente und/oder Kryptowährungen verbundenen Risiken vollständig verstanden haben und lassen Sie sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten, bevor Sie den Handel aufnehmen.
Fusion Media möchte Sie daran erinnern, dass die auf dieser Internetseite enthaltenen Kurse/Daten nicht unbedingt in Realtime oder genau sind. Alle Daten und Kurse werden nicht notwendigerweise von Börsen, sondern von Market-Makern bereitgestellt, so dass die Kurse möglicherweise nicht genau sind und vom tatsächlichen Marktpreis abweichen können, was bedeutet, dass die Kurse indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sind. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für etwaige Handelsverluste, die Ihnen durch die Verwendung dieser Daten entstehen könnten.
Es ist verboten, die auf dieser Website enthaltenen Daten ohne die vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenanbieters zu verwenden, zu speichern, zu reproduzieren, anzuzeigen, zu ändern, zu übertragen oder zu verteilen. Alle Rechte am geistigen Eigentum sind den Anbietern und/oder der Börse vorbehalten, die auf dieser Website enthaltenen Daten bereitstellen.
Fusion Media kann von den Werbetreibenden, die sich auf der Website befinden, anhand Ihrer Interaktion mit den Werbeanzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.

Abmelden
Sind Sie sicher, dass Sie sich abmelden möchten?
NeinJa
AbbrechenJa
Veränderung wird gespeichert