IfW: Wirtschaftliche Folgen des Rhein-Niedrigwassers schmerzhaft

dpa-AFX

Veröffentlicht am 12.08.2022 05:31

Aktualisiert 12.08.2022 05:45

KIEL (dpa-AFX) - Die wirtschaftlichen Folgen des Rhein-Niedrigwassers sind nach Einschätzung des Ökonomen Prof. Stefan Kooths vom Kiel Institut für Weltwirtschaft schmerzhaft. "Berechnungen zu den Folgen des Niedrigwasser 2018 im Rhein zeigen, dass die Industrieproduktion um etwa 1 Prozent abnimmt, wenn die Pegelstände an der Messstelle Kaub die kritische Marke von 78 Zentimetern für einen Zeitraum von 30 Tagen unterschritten haben", erläuterte Kooths.

In der Spitze sei die Industrieproduktion 2018 um etwa 1,5 Prozent gedrückt worden, so Kooths weiter. Auf Jahressicht dürfte das Niedrigwasser etwa 0,4 Prozent an Wirtschaftsleistung gekostet haben. "Allerdings ist die damalige Situation nicht eins zu eins auf heute übertragbar", erklärte der Wissenschaftler. So sei die "Fallhöhe" für die deutsche Industrieproduktion damals viel größer gewesen.

Deutlich schlimmer für die Industrie seien aber weiter die negativen Auswirkungen der Lieferengpässe: "Bis zuletzt blieb die Industrieproduktion aufgrund der Lieferengpässe um 7 Prozent hinter dem Niveau zurück, das angesichts der Auftragseingänge zu erwarten wäre", sagte der Vizepräsident und Konjunkturchef des Kieler Instituts.

"Gegenwärtig kommt allerdings verschärfend hinzu, dass die Behinderungen durch das Niedrigwasser auf ohnehin schon sehr angespannte Lieferketten treffen", hieß es weiter. Zudem sei die Binnenschifffahrt ein wichtiges Transportmittel für Energierohstoffe. Die Unternehmen dürften aber durch die Erfahrungen aus 2018 besser auf Ausfälle bei der Binnenschifffahrt vorbereitet sein, etwa durch den Einsatz anderer Schiffstypen.

Jeder weitere Belastungsfaktor drücke aber die wirtschaftliche Dynamik. Und jede zusätzliche Produktionsbehinderung wirke preistreibend, da die Diskrepanz zwischen Nachfrage und Angebot größer wird. "Aus Inflationsgesichtspunkten geht es somit nicht allein um die Folgen steigender Transportkosten", erklärte Kooths.

Den Angaben nach wird in Deutschland nur ein kleiner Anteil der beförderten Güter per Binnenschiff transportiert: 2017 seien es 6 Prozent gewesen. Aber für einzelne Gütergruppen wie Kohle, rohes Erdöl und Erdgas, Kokerei- und Mineralölerzeugnisse sowie chemische Produkte entfielen auf die Binnenschifffahrt 10 bis 30 Prozent der Beförderungsmenge. "Diese Güter stehen am Anfang vieler Produktionsketten, so dass Ausfälle bei deren Transport zu Produktionsbehinderungen in nachgelagerten Produktionsstufen führen können."

Ein Schock in einem kleinen Sektor - der Anteil der Binnenschifffahrt an der Bruttowertschöpfung in Deutschland liege unter 0,2 Prozent - könne so beträchtliche Auswirkungen auf andere Sektoren haben.

Jetzt die App holen
Werden Sie Teil der größten Finanz-Community der Welt
Downloaden

Der Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen birgt hohe Risiken. Sie können Ihren Kapitaleinsatz vollständig oder teilweise verlieren. Die Kurse von Kryptowährungen sind extrem volatil und können von externen Faktoren wie finanziellen, regulatorischen oder politischen Ereignissen beeinflusst werden. Der Handel auf Margin erhöht das finanzielle Risiko.
Stellen Sie unbedingt sicher, dass Sie die mit dem Handel der Finanzinstrumente und/oder Kryptowährungen verbundenen Risiken vollständig verstanden haben und lassen Sie sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten, bevor Sie den Handel aufnehmen.
Fusion Media möchte Sie daran erinnern, dass die auf dieser Internetseite enthaltenen Kurse/Daten nicht unbedingt in Realtime oder genau sind. Alle Daten und Kurse werden nicht notwendigerweise von Börsen, sondern von Market-Makern bereitgestellt, so dass die Kurse möglicherweise nicht genau sind und vom tatsächlichen Marktpreis abweichen können, was bedeutet, dass die Kurse indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sind. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für etwaige Handelsverluste, die Ihnen durch die Verwendung dieser Daten entstehen könnten.
Es ist verboten, die auf dieser Website enthaltenen Daten ohne die vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenanbieters zu verwenden, zu speichern, zu reproduzieren, anzuzeigen, zu ändern, zu übertragen oder zu verteilen. Alle Rechte am geistigen Eigentum sind den Anbietern und/oder der Börse vorbehalten, die auf dieser Website enthaltenen Daten bereitstellen.
Fusion Media kann von den Werbetreibenden, die sich auf der Website befinden, anhand Ihrer Interaktion mit den Werbeanzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.

Abmelden
Sind Sie sicher, dass Sie sich abmelden möchten?
NeinJa
AbbrechenJa
Veränderung wird gespeichert