Fondsmanager: Sanktionen schaden dem Westen mehr als Russland

Investing.com

Veröffentlicht am 27.07.2022 16:43

von Robert Zach

Investing.com - Über die westlichen Wirtschaftssanktionen gegen Russland als Reaktion auf seinen völkerrechtswidrigen Einmarsch in die Ukraine im Februar wird auf der ganzen Welt kontrovers diskutiert. Beide Seiten müssen gehört werden - schließlich treiben konkrete Anliegen beide Lager um.

In einer aktuellen Kolumne äußert sich nun Peter E. Huber, Fondsmanager bei Taunus Trust, zu den westlichen Sanktionen gegen Moskau.

Der Value-Investor meint, "der Westen führt einen Wirtschaftskrieg gegen Russland – und nicht umgekehrt, wie oft behauptet wird." Ziel sei es dabei, die russische Wirtschaft "zu vernichten" und so Putin für seinen Einmarsch in der Ukraine zu bestrafen. "Sanktionen können ein wirksames Mittel sein, um jemanden zu bestrafen, bewirken aber nur selten eine Verhaltensänderung – eher im Gegenteil. Sie sind aber völlig ungeeignet, um den Krieg zu beenden", kommentierte Huber.

Absurd würden Sanktionen dann, so Huber, wenn man sich damit mehr schadet als dem Sanktionieren. "Und das unter dem Motto 'Frieren für den Frieden' an die Bevölkerung verkauft."

So meint er weiter, eine Energiepartnerschaft ohne Not aufzukündigen, die über Jahrzehnte selbst in den dunkelsten Zeiten des Kalten Krieges reibungslos funktioniert habe, sei schon ein "Schildbürgerstreich ohnegleichen".

Auch die Tatsache, dass sich die Bundesregierung nicht vorher um alternative Bezugsquellen gekümmert hat, stößt dem Investor sauer auf. "In einem beispiellosen Sanktionstaumel haben unsere Empörungspolitiker inzwischen sechs oder sieben Sanktionspakete geschnürt, wozu unter anderem auch ein Ölembargo gehört. Und sie schreien dann empört auf, wenn Putin im Gegenzug am Gashahn dreht", ergänzte er.

Als Antwort auf die westlichen Sanktionen hat Moskau zuletzt die Gaslieferungen nach Europa sukzessive gedrosselt. Seit heute Morgen fließt nur noch Gas zu 20 Prozent der Maximalkapazität durch die wichtige Ostseepipeline Nord Stream 1 nach Deutschland. Grund dafür seien laut Russland technische Gründe. Die Bundesregierung spricht von einem Vorwand.

Die Preise für Öl und Gas sind seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine kräftig gestiegen. Seit Jahresbeginn hat sich der Preis für Nordseeöl Brent um knapp 30 Prozent verteuert, europäisches Gas aus den Niederlanden sogar um fast 200 Prozent.

Auch das Argument derjenigen, die die Sanktionen gegen Russland befürworten, weil man damit angeblich den russischen Angriffskrieg nicht weiter finanzieren würde, lässt Huber so nicht gelten. Wörtlich meinte er:

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"Russland kann sein Öl problemlos auch – mit Abschlag – an andere Staaten verkaufen. So ist der Absatz nach China und Indien anhand der neuesten Statistiken markant gestiegen. Und gerüchteweise kauft selbst Saudi-Arabien russisches Öl zu Diskontpreisen und verhökert es zu Weltmarktpreisen weiter. Die Folge: Russland erzielt Rekord-Einnahmen und der Rubel haussiert", erklärte der Fondsmanager.

Und weiter: "Wenn wir künftig unser Öl nur noch von demokratischen Staaten beziehen wollen, die unsere westlichen Werte teilen, gehen hier sehr schnell die Lichter aus."

Und damit hat Huber nicht ganz unrecht. Festmachen lässt sich das allein schon am Ifo-Geschäftsklimaindex, der die Stimmung in der deutschen Wirtschaft misst. Dieses viel beachtete Konjunkturbarometer ist im Juli von 92,2 Punkten im Vormonat auf 88,6 Zähler gefallen. So niedrig stand der Ifo-Index zuletzt im Juni 2020. "Hohe Energiepreise und drohende Gasknappheit belasten die Konjunktur. Deutschland steht an der Schwelle zur Rezession", meinte Ifo-Präsident Clemens Fuest. Es sei vor allem die Gaskrise, die Ängste der deutschen Unternehmen schüre, ergänzte er.

Auch trübt sich die Konsumlaune in Deutschland immer deutlicher ein. Wegen der hohen Inflation und der Unsicherheiten in Folge des Ukraine-Kriegs hat der GfK-Konsumklimaindex ein neues Rekordtief erreicht. "Seit Beginn der Erhebung der Verbraucherstimmung für Gesamtdeutschland im Jahr 1991 wurde kein schlechterer Wert gemessen", so das Nürnberger Konsumforschungsunternehmen.

Mit seiner Kolumne legt Huber den Finger in die Wunde und vertritt dabei nicht die von den Mainstream-Medien vorgegebene Meinung. Als Putin-Versteher will er aber nicht gesehen werden: "Der bin ich nicht und verabscheue jede militärische Aggression."

Seit Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine brandmarken die Mainstream-Medien gerne jeden als Putin-Versteher, der sich negativ über die westlichen Sanktionen äußert. Das führt dazu, dass einer ganzen Gruppe von Menschen ein Stempel aufgedrückt wird, sie würden mit Russland und Putins Politikstil sympathisieren. Das ist aber nur selten der Fall. Sie sprechen lediglich offen aus, dass die Wirtschaftssanktionen Deutschland härter treffen als Russland, während sie gleichzeitig Putins Kriegshandlungen auf das Schärfste verurteilen.

Abschließend fügte Huber noch hinzu, dass der eigentliche Profiteur in diesem Debakel die USA seien, "die 'zufällig' alles liefern können, was der Westen jetzt braucht: Kampfflugzeuge, Agrargüter und Flüssiggas (LNG)."

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