Federal Reserve reduziert milliardenschwere Anleihekäufe

Investing.com

Veröffentlicht am 03.11.2021 19:27

Investing.com - Kurz vor dem Jahresende drosselt die US-Notenbank Fed erwartungsgemäß ihre milliardenschweren Konjunkturspritzen.

Die Federal Reserve stutzt ihr Ankaufprogramm für Staatsanleihen und Immobilienpapiere ab November um 15 Milliarden auf 105 Milliarden Dollar zusammen, wie sie am Mittwoch in Washington mitteilte.

Grund dafür seien "die beträchtlichen Fortschritte, welche die Wirtschaft seit Dezember letzten Jahres bei der Erreichung der Ziele des Ausschusses gemacht hat".

Die Fed sagte, sie befinde sich nicht auf einem vorgezeichneten Weg und werde den Prozess bei Bedarf anpassen.

"Der Ausschuss ist der Ansicht, dass eine gleichmäßige Reduzierung des Umfangs der Nettokäufe von Vermögenswerten jeden Monat angemessen sein dürfte, aber er ist bereit, den Umfang der Käufe anzupassen, wenn dies aufgrund veränderter Wirtschaftsaussichten gerechtfertigt ist", so der Ausschuss.

Sollte die US-Notenbank in den kommenden Monaten das Tempo der Drosselung beibehalten, endet der Ankauf von Vermögenswerten im Juni vollständig.

Zwei Monate mit besseren Arbeitsmarktberichten - einen im Oktober und einen im November - könnte die Fed aber zu einer Beschleunigung des Tapering-Prozesses nach der Jahreswende bewegen, meinte Diana Swonk, Chefanalystin bei Grant Thornton LLP.

Zum Thema Inflation äußerte sich die Federal Reserve wie gewohnt nur sehr vage. Zwar machte sie eine kleine Anpassung in ihrem geldpolitischen Begleittext, geändert hat sich an ihrer Einschätzung im Großen und Ganzen aber nichts. 

Statt "die Inflation ist erhöht, was größtenteils auf vorübergehende Faktoren zurückzuführen ist", heißt es jetzt in dem neuen Statement: "Die Inflation ist erhöht, was größtenteils auf Faktoren zurückzuführen ist, die voraussichtlich vorübergehend sind".

Eine solche rhetorische Vernebelung lässt selbst Analysten im Unklaren darüber, worin die Fed eigentlich die Ursache für den Inflationsanstieg sieht.

"Eine Nachfragespitze, Störungen in der Lieferkette oder Friktionen auf dem Arbeitsmarkt? Wohl alle Faktoren zusammen. Die politische Rhetorik vernebelt die Sicht auf die ganze Debatte", so Swonk. 

Capital Economics sagte im Anschluss an die Fed-Sitzung, dass aufgrund des stärkeren Lohnwachstums, steigender Inflationserwartungen und Anzeichen für einen Ausbruch der zyklischen Preisinflation, insbesondere bei den Mieten, die Behauptung des FOMC, es handele sich nur um einen vorübergehenden Schock 'im Zusammenhang mit der Pandemie und der Öffnung der Wirtschaft' darauf hindeute, dass die Notenbank "gefährlich deutlich hinter der Kurve" ist.

Dennoch sei das Statement hinsichtlich der Inflationsbewertung etwas "dovisher" ausgefallen, "als wir erwartet hatten, und stützt trotz der steigenden Markterwartungen unsere Ansicht, dass die Fed die Zinsen nicht vor Anfang 2023 anheben wird."

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Der Leitzins blieb in der niedrigen Spanne von 0,0 bis 0,25 Prozent, wie die Zentralbank mitteilte. 

Wie Powell auf seiner Pressekonferenz noch einmal klarstellte, sei jetzt noch nicht der Zeitpunkt, um über eine Zinserhöhung zu sprechen. 

"Die Zeit ist reif für ein Tapering, aber nicht für eine Zinserhöhung."

"Die Messlatte für Zinserhöhungen liegt etwas höher als für das Zurückfahren der Wertpapierkäufe - und die Fed ist nach wie vor der Ansicht, dass die Inflation vorübergehend ist", erklärte ANZ Research in einer Notiz. "Es sieht jedoch so aus, als ob die Inflation auch 2022 erhöht bleibt, was eine Anhebung der Leitzinsen ab dem dritten Quartal 2022 erforderlich macht - insbesondere angesichts des zugrunde liegenden Anstiegs der dienstleistungsbasierten Inflationskomponenten."

Passend zur ANZ-Prognose sagte Powell, die US-Wirtschaft könne bis Mitte nächsten Jahres die "Maximalbeschäftigung" erreichen. 

An den Finanzmärkten ist eine Zinserhöhung um 25 Basispunkte bis Spätsommer bzw. Frühherbst 2022 bereits komplett eingepreist.

Den Analysten von Wells Fargo (NYSE:WFC) erscheint diese Bepreisung aber zu aggressiv. Sie glauben ähnlich wie Capital Economics, dass die Federal Reserve sich noch etwas länger Zeit lassen dürfte, bis sie sich aus der Deckung wagt. Die Experten erwarten den ersten Zinsschritt im Jahr 2023, aber dann nicht nur einen, sondern gleich drei um insgesamt 75 Basispunkte. 

"Die Zahl der Beschäftigten wird unseres Erachtens erst Ende 2022 wieder das Niveau von vor der Pandemie erreichen", sagte Wells Fargo-Ökonom Jay H. Bryson in einer Kundenmitteilung. "Gleichwohl kann der Ausschuss die Straffung der Geldpolitik etwas beschleunigen, sofern sich die Arbeitsmarktlage schneller erholt, als wir derzeit prognostizieren, und/oder die Inflation hartnäckig hoch bleibt."

In den USA fehlen immer noch rund 5 Millionen Arbeitsplätze, damit der Arbeitsmarkt das Vor-Corona-Niveau wieder erreicht. Der nächste Arbeitsmarktbericht steht an diesem Freitag auf der Agenda. Per Berichtsmonat Oktober erwarten die von Investing.com befragten Volkswirte ein Stellenzuwachs außerhalb der Landwirtschaft von 450.000; der aus den vorangegangenen neun Jobberichten ermittelte Durchschnitt in diesem Jahr liegt bei 561.000. Bei der aktuellen Wachstumsrate würde es also noch etwa acht Monate dauern, bis das Vorkrisenniveau erreicht und damit auch das Ziel der Fed erfüllt ist. 

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