Fed: Wofür entscheidet sich Powell – Preis- oder Finanzstabilität?

Investing.com  |  Autor Alessandro Albano

Veröffentlicht am 22.03.2023 10:49

Von Alessandro Albano

Investing.com – Heute Abend um 19:00 Uhr wird die US-Notenbank ihre Zinsentscheidung bekannt geben. Experten fragen bereits, worauf Powell nach den Pleiten der SVB (NASDAQ:SIVB) und der Signature Bank (NASDAQ:SBNY) mehr Wert legt – Preisstabilität und Inflationsbekämpfung oder Finanzstabilität.

Laut dem Fed-Zinsbarometer von Investing.com geht der Markt mit hoher Wahrscheinlichkeit (derzeit 80 Prozent) von einer Zinserhöhung um 25 Basispunkte aus, welche den Leitzins auf die neue Range von 4,75 bis 5 Prozent anheben würde. Es darf jedoch nicht außer Acht gelassen werden, dass sich die Fed dazu entscheiden könnte, heute keine Zinserhöhung vorzunehmen, eine Option, die bereits von großen Investmentbanken wie Goldman Sachs (NYSE:GS) und Nomura aufgezeigt wurde.

Goldman Sachs geht davon aus, dass der Median der Prognosen für 2023 "um 25 Basispunkte auf einen Höchststand von 5,375 Prozent ansteigt. Für 2024 erwartet Goldman Sachs eine Zinssenkung um 75 Basispunkte (gegenüber 100 Basispunkten im Dezember) auf 4,625 Prozent".

In einer Notiz an Investing schreibt Craig Erlam, leitender Marktanalyst beim Londoner Broker OANDA, dass die Fed "die Zinssätze weiterhin ohne große Kontroversen um 25 Basispunkte anheben wird". Die Frage ist jedoch, ob sie "eine ähnliche Haltung wie ihr europäisches Pendant einnehmen wird, indem sie sich nicht direkt zu künftigen Schritten äußert oder starke Signale aussendet".

"Das ist genau der Aspekt, der für die Märkte eine viel höhere Bedeutung haben wird als die Zinserhöhung selbst. Nachdem in der Vergangenheit von 50 Basispunkten die Rede war, wäre es ein großer Schock, wenn die Fed jetzt zu einer Zinserhöhung in diesem Umfang greift, wenn man bedenkt, was in den letzten Wochen alles passiert ist", so der Experte.

In einer separaten Notiz schreibt Filippo Diodovich, Senior Market Strategist bei IG Italy, dass die US-Notenbank "zwangsläufig ihre Strategien ändern muss, wenn sie versucht, das Dilemma zwischen Preisstabilität und Finanzstabilität zu lösen. Unserer Meinung nach wird die Fed keine voreiligen Schritte unternehmen (die Zinsen senken oder um 50 Basispunkte anheben), sondern der Preisstabilität den Vorzug geben".

"Wir erwarten, dass der FOMC die Zinssätze um 25 Basispunkte auf 4,75 bis 5 Prozent anheben wird, während er gleichzeitig eine ziemlich hawkische Haltung beibehält, insbesondere im Dot-Plot. Die FED wird darauf hinweisen, dass es andere Wege gibt, um die Liquidität und die Stabilität des Bankensektors zu unterstützen (das so genannte BTFP, Bank Term Funding Program). Die Priorität besteht derzeit darin, den Inflationsdruck zu bekämpfen, der im Kern weiterhin zu hoch ist", fügt der IG-Analyst hinzu.

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Eine mögliche dovishe Haltung der Fed (Aussetzung der Zinserhöhungen) könnte sich laut Diodovich "sehr kurzfristig positiv auf die Aktienmärkte auswirken, mittelfristig jedoch negativ". "Die Fed beging Ende 2021 den entscheidenden Fehler, als sie die Inflation als vorübergehend ansah, was sie dazu veranlasste, auf geldpolitische Schritte zu verzichten", erinnert der Stratege.

Michele Sansone, Country Manager von iBan First Italien, konzentriert sich stattdessen auf die Frage der Liquidität der Banken. Er weist darauf hin, dass sich die US-Notenbank "in einer komplizierten Situation befindet, in der sich jede Entscheidung als unvorteilhaft erweisen kann: Wenn sie die Banken schützen will, bringt sie ihre Mission der Inflationsbekämpfung zum Scheitern; wenn sie vehement an ihrer Linie festhält, steigt der Stressfaktor bei den Banken. Egal wie, die Fed wird es nicht allen recht machen können."

Die Liquiditätsspritze der letzten Woche (sowohl der koordinierte Swap der Zentralbank als auch die 300 Milliarden Dollar, die die Fed den in Geldnot geratenen US-Banken geliehen hat) "könnte dem Bankensektor vorübergehend helfen" und "große Sprünge des US-Dollars" bewirken, wie es bei großen Liquiditätszuflüssen der Fall ist.

"Eine Lockerung der Liquiditätsbedingungen und das Signal einer lockeren Geldpolitik legen jedoch tendenziell den Grundstein für einen späteren Rückgang. Mit anderen Worten: Der US-Dollar dürfte in der gegenwärtigen Situation kurzfristig zu den großen Gewinnern gehören. Mittelfristig ist dies jedoch alles andere als sicher", erklärt Sansone.

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