DataTrek: Die zehn wichtigsten Punkte aus der Fed-Zinsentscheidung

Investing.com  |  Autor Robert Zach

Veröffentlicht am 23.03.2023 21:01

Investing.com - Die US-Notenbank Fed hat gestern wie erwartet den Leitzins um 25 Basispunkte angehoben. Die Fed Funds bewegen sich damit in einer Spanne von 4,75 bis 5,00 Prozent. Doch während die Notenbanker mit einer weiteren Zinserhöhung in diesem Jahr rechnen, spekuliert der Markt bereits auf erste Senkungen im Schatten der heraufziehenden Rezession. In diesem Kontext erläutern die Experten von die wichtigsten Punkte aus der Fed-Entscheidung und der Pressekonferenz:

Nr. 1: Die wirtschaftlichen Auswirkungen der jüngsten Turbulenzen im US-Bankensystem sind noch unklar. Powell ging in seiner vorbereiteten Rede nur sehr kurz auf das Thema ein. Er begann zwar mit einer beruhigenden Botschaft an die amerikanische Öffentlichkeit, ging dann aber schnell auf die immer noch hohe Inflation in den USA ein. Dabei wiederholte er seine seit langem vertretene Meinung, dass die Minderung des Inflationsdrucks ein langer und "holpriger" Prozess sei.

Nr. 2: Das FOMC schließt Zinssenkungen bis Ende des Jahres weiterhin aus. In der Pressekonferenz machte Powell fast keine dovishen Bemerkungen. Nach Einschätzung des US-Notenbankchefs bleibt die Wirtschaft recht stark und profitiert von einem unverändert robusten Arbeitsmarkt. Daran hat sich in letzter Zeit nicht viel geändert.

Nr. 3: Sollten die US-Finanzinstitute ihre Bedingungen für die Kreditvergabe deutlich restriktiver gestalten oder andere Maßnahmen ergreifen, die den Zugang zu Kapital einschränken, hätte dies nach den Worten Powells ähnliche Auswirkungen wie eine Zinserhöhung der Fed. Es ist aber einfach noch zu früh, um sagen zu können, in welchem Umfang die Kreditvergabe reduziert werden könnte. Auf eine Frage der Medien antwortete der Fed-Chef, dass der Offenmarktausschuss auf der gestrigen Sitzung über einen Verzicht auf Zinserhöhungen diskutiert habe. Letztendlich wurde jedoch einstimmig beschlossen, die Leitzinsen um 25 Basispunkte anzuheben, auch wenn eine "beträchtliche Anzahl" von Teilnehmern eine baldige Verschärfung der Kreditbedingungen erwartete.

Nr. 4: Der Disinflationstrend ("rückläufige Inflation") hält unvermindert an. Die Wareninflation geht zurück. Die Immobilieninflation dürfte in den kommenden Monaten dank höherer Zinssätze klar zurückgehen. Die Kerninflation bei Dienstleistungen ohne den Housing-Bereich (56 Prozent der PCE-Kerninflation) stellt weiterhin ein Problem dar. Die Nachfrage ist schlicht und einfach zu groß und stößt an die Kapazitätsgrenzen des Dienstleistungssektors. Die einzige Lösung für dieses Problem ist nach Einschätzung von Powell eine Verlangsamung der US-Wirtschaft.

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Nr. 5: Die Fed wird ihre Wertpapierbestände an Staatsanleihen und Mortgage-Backed Bonds weiter reduzieren, wobei der jüngste Anstieg der Fed-Bilanz zur Stützung des US-Bankensystems den Auswirkungen dieser "quantitativen Straffung" nicht entgegenwirkt. Der Zweck der "QT" (Verringerung der Bestände an langfristigen festverzinslichen Wertpapieren) besteht darin, die Realzinsen zu erhöhen. Dieser Prozess hat weiterhin die gewünschte Wirkung. Der kürzlich beobachte Ausbau der Fed-Bilanz dient lediglich dazu, das Vertrauen in die Sicherheit der Bankeinlagen zu stärken. Powell sagte auch, dass er derzeit keine strukturelle Liquiditätsknappheit im US-Bankensystem sieht.

Nr. 6: Powell ist der Ansicht, dass die Probleme, die sich auf dem US-Markt für gewerbliche Immobilien (CRE) zusammenbrauen, nicht mit den jüngsten Problemen der Silicon Valley Bank (NASDAQ:SIVB) oder anderer angeschlagener Institute vergleichbar seien. Weiter sagte er, die Fed sei sich des Engagements kleinerer US-Banken im CRE-Markt durchaus bewusst, es handele sich aber um überschaubare Probleme.

Nr. 7: In seiner Antwort auf eine Frage, die bei jeder Pressekonferenz nach der FOMC-Sitzung aufkommt, sagte Powell, dass er immer noch einen Weg zu einer "weichen Landung" für die Wirtschaft sieht. Die Ungewissheit darüber, wie stark die Banken den Zugang zu Krediten einschränken könnten, sei jedoch ein neuer Unsicherheitsfaktor. Seiner Überzeugung nach lautet die entscheidende Frage, wie lange die Phase der allmählichen Verschärfung der Kreditbedingungen andauern kann.

Nr. 8: Das Modell der Fed für die Einbeziehung einer "Kreditklemme" in die Geldpolitik benötigt viel mehr Daten, als ihr derzeit zur Verfügung stehen. Powell meinte, dass die Wirtschaftsliteratur über die Auswirkungen einer verringerten Kreditvergabe der Banken solide ist, dass es aber einfach noch zu früh ist, um zu sagen, wie sich das aktuelle Umfeld entwickeln wird.

Nr. 9: Die Schätzung des FOMC, dass die Arbeitslosigkeit in den USA im kommenden Jahr auf 4,5 Prozent ansteigt, ist nach den Worten des Vorsitzenden eine "höchst unsichere" Schätzung. Rezessionen seien, so Powell, "nichtlinear"; Standard-Wirtschaftsmodelle funktionierten in Zeiten des wirtschaftlichen Abschwungs nicht sehr gut. Das Mantra des FOMC scheint derzeit zu lauten: "Ja, höhere Leitzinsen verursachen auf kurze Sicht einige wirtschaftliche Kosten, aber die Kosten, die entstehen, wenn es nicht gelingt, die Inflation zu senken, sind auf lange Sicht viel höher."

Nr. 10: Powell zeigte sich zuversichtlich, dass das US-Bankensystem nach wie vor solide ist, und erklärte, dass sich die Einlagenflüsse in der letzten Woche stabilisiert haben. Die Probleme bei der SVB waren weitgehend auf das Institut selbst zurückzuführen, auf eine Kombination aus schnellem Wachstum, Konzentration der Einleger und einem nicht abgesicherten Portfolio von festverzinslichen Anlagen. Powell sagte zu Recht, dass die Fed ihre Zinsbotschaft das ganze letzte Jahr über immer wieder deutlich kommuniziert habe, so dass (implizit) kein Finanzinstitut behaupten könne, es sei nicht gewarnt worden.

Fazit: Unserer Sicht nach bestand die zentrale Botschaft des Fed-Chefs Powell darin, dass die Fed sich auf die hereinkommenden Konjunkturdaten stützen wird, ohne zu versuchen, die Auswirkungen einer möglichen Verschärfung der finanziellen Bedingungen durch eine zunehmend restriktive Kreditvergabepraxis der Banken vorherzusagen. Wenn die US-Wirtschaft weiterhin so vor sich hin dümpelt wie in den letzten Quartalen, dann bleiben die Zinsen wohl auf hohem Niveau. Sollte die derzeitige Mini-Krise im Bankensystem das Wachstum bremsen, will die Fed immer noch Beweise dafür sehen, dass dieses Phänomen tatsächlich wie eine Zinserhöhung zur Senkung der Teuerung wirkt. Eines wird die Fed aber sicherlich nicht tun, nämlich davon ausgehen, dass sie weiß, welchen Weg die US-Wirtschaft einschlagen wird. Per Saldo ist das unseres Erachtens ein Rezept für anhaltende Unsicherheit und unruhige Aktienmärkte.

von Robert Zach

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