Chipmangel 2.0 – Ukraine-Krieg löst Neon-Krise aus

Investing.com

Veröffentlicht am 11.03.2022 14:54

Investing.com – Die weltweite Verbreitung des Coronavirus brachte zutage, wie fragil die internationalen Lieferketten sind. Daraus resultierte ein weltweiter Chipmangel, weshalb unter anderem die Autoindustrie nicht in der Lage war, so viele Fahrzeuge zu produzieren, wie ursprünglich veranschlagt.

Während sowohl die Hersteller von Chips als auch die Fahrzeugproduzenten davon ausgingen, dass sich die Lage im Jahr 2022 entspannen wird, könnte nun das ganze Gegenteil eintreten.

Der russische Einmarsch in die Ukraine kostete bereits viele Menschenleben und bringt auch die industrielle Produktion zum Stillstand. Eine Produktion, die für das Funktionieren der internationalen Maschinerie unerlässlich ist.

h2 Taiwan Semiconductor und Co benötigen Neon/h2

In der Halbleiterindustrie (DE:SEC0) gibt es neben Silizium noch einen weiteren Grundstoff, der für die Herstellung von Chips unerlässlich ist. Ohne das Edelgas Neon stehen die Laserroboter still und es kann kein einziger Chip produziert werden.

Die beiden ukrainischen Neonproduzenten Ingas und Cryoin mussten im Rahmen der Kriegshandlungen ihre Produktion bereits einstellen, wie Reuters berichtete .

Die von Reuters ausgewerteten Zahlen des Marktforschungsunternehmens Techcet brachten zutage, dass diese beiden Unternehmen zwischen 45 und 54 Prozent des weltweiten Neonbedarfs decken.

Anhand dieser Daten wird schnell klar, was ein längerer Produktionsstillstand, oder sogar eine Zerstörung der Fabriken für die weltweite Chipproduktion bedeutet. Der CFRA Analyst Angelo Zino erklärte:

„Wenn die Lagerbestände bis April aufgebraucht sind und die Chiphersteller keinen Nachschub aus anderen Regionen der Welt bekommen, bedeutet dies wahrscheinlich weitere Einschränkungen für die gesamte Lieferkette. Viele wichtige Kunden werden dann nicht in der Lage sein, ihre Endprodukt herzustellen“.

Ingas ist einer der beiden Neonproduzenten und hat seinen Produktionsstandort in der heiß umkämpften Region Mariupol. Von hier aus wurden jeden Monat 15.000 bis 20.000 Kubikmeter Neon an Kunden in Taiwan, Korea, China, den Vereinigten Staaten und Deutschland geliefert.

Bei Cyrion gibt es für März offene Aufträge über 13.000 Kubikmeter Neon, aber die Produktion musste in Odessa bereits am 24. Februar stillgelegt werden. Mit dem Beginn der Angriffe war die Sicherheit der Mitarbeiter in Gefahr.

In Taiwan, wo sich mit Taiwan Semiconductor (NYSE:TSM) der weltweit größte Auftragsfertiger für Chips befindet, ist man besorgt. Das Wirtschaftsministerium sprach gegenüber Reuters davon, dass es kurzfristig zu keinen Problemen in der Lieferkette kommen dürfte, denn es gibt „Sicherheitsvorräte“ für Neon.

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Die Leiterin der Geschäftsentwicklung bei Cyrion, Larissa Bondarenko, warnte, dass eine schnelle Wiederaufnahme der Produktion ausgeschlossen ist, wenn es zu Beschädigungen an der Produktionsstätte kommt. Außerdem ist fraglich, ob die für den Betrieb wichtigen Grundstoffe (NYSE:XLB) und Fachkräfte überhaupt zur Verfügung stehen werden.

Wie wichtig die Ukraine für den weltweiten Bedarf an Neon ist, zeigen auch die Preisentwicklungen. Mit den zunehmenden Spannungen im Vorfeld der russischen Annexion der Krim legten die Preise um 600 Prozent zu. Von Dezember letzten Jahres bis heute gab es erneut einen Anstieg um 500 Prozent.

Der Markt ist sich also der Risiken, die in diesem Bereich der Welt schlummern, durchaus bewusst.

Sicherlich könnten andere Neonproduzenten in den Ausbau ihrer Kapazitäten investieren. Doch laut Richard Barnett, Marketingleiter bei Supplyframe, würde das 9 Monate bis 2 Jahre dauern. Obendrein bleibt fraglich, ob überhaupt ein Unternehmen in diesen Engpass investiert, wenn er als vorübergehend eingeschätzt wird.

Von einer Entspannung des Chipmangels kann also keine Rede sein. Aktuell ist eine Verschärfung sogar wahrscheinlicher.

Von Marco Oehrl

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