Börse kompakt: Powell-Anhörung, AstraZeneca-Impfstoff und US-Hauspreise im Fokus

Investing.com

Veröffentlicht am 23.03.2021 10:59

Aktualisiert 23.03.2021 11:14

von Peter Nurse  

Investing.com - Die Aussagen von Fed-Chef Jerome Powell und US-Finanzministerin Janet Yellen vor dem Kongress werden am Dienstag das Hauptthema an den Märkten sein. Im Vorfeld setzen steigende Covid-19-Fallzahlen in Europa, die Deutschland veranlassten, seine Bewegungsbeschränkungen zu verlängern, Ölpreise und Aktienkurse unter Druck. Die türkischen Märkte bleiben volatil, nachdem Präsident Erdogan den Gouverneur der Zentralbank abgesägt hatte, da ihm dieser zu falkenhaft war, während neue Zweifel am Impfstoff von AstraZeneca (LON:AZN) auftauchen. Es gibt neue US-Immobiliendaten, nachdem die britischen Beschäftigungszahlen eine positive Überraschung geliefert hatten. Folgendes müssen Sie am Dienstag, dem 23. März, zum Geschehen an den Finanzmärkten wissen.

1. Powell und Yellen stellen sich den Fragen des Repräsentantenhauses/h2

Der Vorsitzende der Federal Reserve, Jerome Powell, und US-Finanzministerin Janet Yellen werden am Dienstagabend ihre zweitägige Anhörung vor dem Kongress mit ihrer Stellungsnahme vor dem Finanzdienstleistungsausschuss des Repräsentantenhauses beginnen. Sie werden dort die Gesundheit der US-Wirtschaft und die Bedeutung fiskalischer und geldpolitischer Anreize für die Erholung von der Pandemie erörtern. 

Die Renditen von US-Staatsanleihen sind auf den höchsten Stand seit mehr als einem Jahr geklettert, da die Finanzmärkte wetten, dass sich die US-Wirtschaft schneller von den durch die Pandemie verursachten Schäden erholt, als es die Zentralbank derzeit annimmt. Die beiden werden wahrscheinlich viele Fragen von einem tief politisch gespaltenen Kongress gestellt bekommen, ob die Anleiherenditen angesichts der Befürchtungen, dass die Wirtschaft sich überhitzt, weiter steigen werden.

Den vorveröffentlichten Auszügen aus seiner Rede nach zu urteilen, wird Powell jedoch am Plan der Zentralbank festhalten, die Erholung "so lange wie nötig" zu unterstützen, da die Wirtschaft unter dem Niveau vor der Pandemie bleibt. Insbesondere der Arbeitsmarkt ist nach wie vor ein Problem für die Federal Reserve, da die Erwerbsquote immer noch unter dem Niveau vor der Pandemie liegt.

Yellen hat in den letzten zwei Monaten wiederholt gesagt, dass die USA es sich leisten können, bei historisch niedrigen Zinssätzen weitere Kredite aufzunehmen, und dass die Kosten für die Erfüllung dieser Verpflichtungen trotz hoher Verschuldung genauso hoch sind wie in 2007.

2. AstraZeneca-Impfstoff noch nicht komplett zugelassen/h2

Die Führungskräfte von AstraZeneca müssen am Montag das Gefühl gehabt haben, endlich einmal Luft holen zu können, nachdem Daten aus einer großen US-Studie gezeigt hatten, dass der Covid-19-Impfstoff bei 79% der Studienteilnehmer vollständig wirksam und bei 100% ausreichend wirksam war, um schwere Erkrankungen und Krankenhausaufenthalte zu verhindern. 

Dies hat sich jedoch als trügerische Hoffnung erwiesen, nachdem eine US-Gesundheitsbehörde am Dienstag bezweifelt hatte, ob das britisch-schwedische Unternehmen einen vollständigen Einblick in die Wirksamkeitsdaten der Studie zu seinem Impfstoff zur Verfügung gestellt hat, was AstraZenecas Plan kippen könnte, in den kommenden Wochen die US-Notfallgenehmigung für den Impfstoff einzuholen.

Der Pharmakonzern habe möglicherweise "veraltete Informationen" aus dieser Studie aufgenommen, teilte die Gesundheitsbehörde NIAID mit.

Der Impfstoff von AstraZeneca wird von Zweifeln an seiner Wirksamkeit, seinem Dosierungsschema und möglichen Nebenwirkungen verfolgt. Viele europäische Länder, darunter Deutschland und Frankreich, hatten den Einsatz des Impfstoffs Anfang dieses Monats eingestellt, nachdem Berichte ihn mit einer seltenen Blutgerinnungsstörung in Verbindung gebracht hatten.

3. Wall Street etwas schwächer/h2

Die US-Aktienmärkte werden am Dienstag in einem von Vorsicht geprägten Handel voraussichtlich etwas niedriger starten, da die Anleger auf Kommentare von Fed-Chef Powell und Finanzministerin Yellen vor dem Kongress warten.

Um 11:05 MEZ stand der Dow Futures um 150 Punkte oder 0,5% tiefer, der S&P 500 Futures befand sich ebenfalls um 0,4% im Minus, während es mit dem Nasdaq 100 Futures um 0,2% abwärts ging.

Am Dienstag liegt der Tiefpunkt des Marktes ein Jahr zurück, als die Pandemie die Aktienkurse in den Keller stürzen ließ. Seit diesem Tiefstand haben sowohl der S&P 500 als auch der Dow Jones Industrial Average um 80% zugelegt, während der Nasdaq Composite um über 90% gestiegen ist.

Die zu erwartenden Kursverluste an der Wall Street folgen auf die Schwäche in Europa, wo sich die europäischen Börsen von ihrem Ein-Jahres-Hoch zurückzogen, nachdem eine neue Pandemie-Welle und eine Verlängerung der Ausgangssperre in Deutschland Ängste vor einer langsamen wirtschaftlichen Erholung schürten.

Auch an der Börse in der Türkei ging es weiter bergab: der hiesige Leitindex fiel um 7%, nachdem Präsident Tayyip Erdogan am Wochenende abrupt den Notenbankchef entlassen und einen Kritiker der restriktiven Geldpolitik des Landes berufen hat. Entsprechend volatil zeigte sich auch die Landeswährung Lira, die jedoch einen Teil ihrer deutlichen Verluste vom Montag wieder wettmachen konnte.

4. US-Hauspreise im Fokus - Arbeitslosigkeit in Großbritannien gefallen/h2

Im Protokoll der letzten US-Notenbanksitzung hieß es, dass die Zentralbank die hereinkommenden Konjunkturdaten für geldpolitische Entscheidungen beobachten werde. Daher steht am Dienstag vor allem die Bekanntgabe der aktuellen Zahlen zum Immobilienmarkt im Fokus.

Dieser Sektor zählte zu den großen Profiteuren der Pandemie, weil viele Menschen in die Vororte flüchteten und sich von den Städten mit hoher Bevölkerungsdichte fernhielten.

Die Verkäufe neuer Häuser werden heute um 15:00 MEZ veröffentlicht. Analysten gehen davon aus, dass die Februar-Zahlen gegenüber dem Vormonat einen Rückgang um 6,5% zeigen werden. 

In Großbritannien fiel die Arbeitslosenquote in den drei Monaten bis Januar unerwartet auf 5,0%. Volkswirte hatten mit einem Anstieg auf 5,2% gerechnet.

5. Ölpreis schwächelt - Coronavirus-Restriktionen in Europa belasten/h2

Die Rohölpreise schwächten sich am Dienstag aufgrund der wachsenden Sorgen ab, dass ein Aufflammen der Corona-Pandemie in Europa eine Erholung der Nachfrage verlangsamen wird, insbesondere vor der Urlaubssaison im Sommer.

Um 11:10 MEZ lagen die US-Rohöl-Futures um 3,5% tiefer auf 59,42 USD pro Barrel, während die Brent-Futures sich um 3,5% auf 62,37 USD pro Barrel verbilligten.

Deutschland, Europas größter Ölverbraucher, verlängerte am Montag seinen Lockdown bis zum 18. April und forderte die Bürger auf, während der Osterferien zu Hause zu bleiben, um einer dritten Infektionswelle auf dem Kontinent Einhalt zu gebieten.

In einem weiteren Schlag für die Tourismusbranche werden die Grenzkontrollen in Großbritannien verschärft, sodass jetzt Bußgelder in Höhe von 5.000 Pfund (6.900 US-Dollar) für Menschen aus England fällig werden, die versuchen, vor Ende Juni ins Ausland zu reisen.

Auf der Angebotsseite werden die Organisation der erdölexportierenden Länder und ihre Verbündeten (zusammen die OPEC+) am 1. April zusammenkommen, um die Förderpolitik für Mai festzulegen. 

"Das Hin und Her am Markt wird der OPEC+ vor ihrem Treffen etwas zum Nachdenken geben", so die Analysten der ING (AS:INGA) in einer Notiz. "Vor der jüngsten Abwärtsbewegung wurde erwartet, dass die OPEC+ ihre Kürzungen allmählich lockern würde. Doch jetzt könnte die Gruppe zögern, insbesondere wenn sich die Stimmung vor dem Treffen nicht ändert."

Davor gibt es noch die Daten zu den US-Rohölvorräten vom American Petroleum Institute (API), die der Branchenverband heute noch veröffentlichen wird.

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