Börse Frankfurt-News: "Keine Angst vor Rezessionsjahren!" (pfp Advisory)

dpa-AFX

Veröffentlicht am 22.01.2024 11:43

FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Fondsmanager Frank erinnert daran, dass in den vergangenen 72 Jahren Phasen mit schrumpfender Wirtschaft fast immer steigende Aktienpreise bedeutet haben.

22. Januar 2024. FRANKFURT (pfp Adisory).Seit einigen Tagen ist es "halboffiziell": Deutschlands Wirtschaftsleistung ist im Jahr 2023 geschrumpft. Das preisbereinigte Bruttoinlandsprodukt sank laut einer ersten Schätzung des Statistischen Bundesamts im Vergleich zum Vorjahr um 0,3 Prozent. Kalenderjahre mit einer preisbereinigt negativen BIP-Entwicklung kamen in der westdeutschen Geschichte bisher selten vor. Neun Mal in den vergangenen 72 Jahren, um genau zu sein: 1967, 1975, 1982, 1993, 2002, 2003, 2009, 2020 und eben voraussichtlich 2023.

Ich habe diese Jahre hier bewusst vollständig aufgelistet. Denn so mancher "alter Börsenhase" wird beim Lesen zusammenzucken: Das sieht doch aus wie eine Galerie der besten Börsenjahre! In der Tat: Mit einer Ausnahme (2002) waren all diese Jahrgänge hervorragend für Aktionäre. Sechs Mal lag die Jahresrendite des DAX bzw. seines (von der Bundesbank berechneten) Vorgängerindex über 20 Prozent, davon vier Mal sogar über 35 Prozent: 1967 bei rund 51, 1975 bei über 40, 1993 bei etwa 47 und 2003 über 37 Prozent. Für diese Erträge finde ich sogar das effektheischende Wort "Traumrendite" angemessen. Lediglich das Jahr 2002 schert mit einem Minus von rund 44 Prozent aus dieser Reihe aus. Gleichwohl fuhren Aktionäre in diesen "Rezessionsjahren" im Schnitt immer noch locker das Doppelte einer üblichen DAX-Rendite ein.

Als ich vor etwa zwölf Jahren, am 11. Januar 2012, erstmals den Zusammenhang zwischen Rezessionen und Aktienrenditen in einem Artikel analysierte (und verblüffte Reaktionen erntete), lagen die beiden Rezessionen 2020 und 2023 noch in der Zukunft. Aber auch für diese beiden neu hinzugekommenen Schrumpfungsjahre blieb der Zusammenhang gültig: 2020 stieg der DAX immerhin um 3,6, 2023 sogar um 20,3 Prozent. Deshalb bleibe ich bei meinem Fazit, das ich schon 2012 zog: Unternehmer und Angestellte müssen Rezessionen möglicherweise fürchten, Aktionäre wahrscheinlich nicht - so überraschend das auf den ersten Blick auch anmuten mag. Rezessionsjahre sind Aktienjahre!

Überdies bestärken mich diese aktualisierten Ergebnisse in meiner Einschätzung, dass Aktionäre negativen volkswirtschaftlichen Rahmendaten und Prognosen nicht allzu viel Aufmerksamkeit schenken sollten, da diese die künftige Aktienmarktentwicklung kaum korrekt prognostizieren können bzw. sogar zu Fehlschlüssen verleiten, die zwar intuitiv manchmal einleuchten, mit der tatsächlichen Aktienkursentwicklung aber nicht in Übereinstimmung zu bringen sind. Stattdessen sollten sich Anleger vorrangig mit den eigentlichen Investitionsobjekten beschäftigen und diese sorgfältig auf Chancen und Risiken analysieren.

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Von Christoph Frank, 22. Januar 2024, © pfp Advisory

Christoph Frank ist geschäftsführender Gesellschafter der pfp Advisory GmbH. Gemeinsam mit seinem Partner Roger Peeters verwaltet der Experte, der seit über 25 Jahren am deutschen Aktienmarkt aktiv ist, den 2006 aufgelegten und mehrfach ausgezeichneten Stock-Picking-Fonds DWS (ETR:DWSG) Concept Platow (WKN DWSK62) sowie den im August 2021 aufgelegten pfp Advisory Aktien Mittelstand Premium (WKN A3CM1J). Weitere Informationen unter www.pfp-advisory.de. Frank schreibt regelmäßig für die Frankfurter Wertpapierbörse.

(Für den Inhalt der Kolumne ist allein Deutsche Börse (ETR:DB1Gn) AG verantwortlich. Die Beiträge sind keine Aufforderung zum Kauf und Verkauf von Wertpapieren oder anderen Vermögenswerten.

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