Bankenbeben 2.0: Supergau auf dem Vormarsch – Inflationsfalle schnappt zu

Investing.com  |  Autor Marco Oehrl

Veröffentlicht am 06.04.2023 15:45

Aktualisiert 06.04.2023 15:59

Investing.com – Die Industrienationen wurden über Jahre hinweg von einer zu niedrigen Inflation geplagt, weshalb die Zentralbanken beschlossen eine ultralockere Geldpolitik umzusetzen. Und während die Märkte zur Freude der Investoren mit frischen Banknoten geflutet wurden, sorgten der Zusammenbruch der Lieferketten und die Explosion der Energiepreise im Zuge der Pandemie und des Russland-Ukraine Kriegs dafür, dass zwischenzeitlich zweistellige Inflationsraten erreicht wurden.

Wovon die westliche Welt anfänglich zu wenig hatte, gibt es nun entschieden zu viel. Die Zentralbanken wie Fed und EZB benötigten einige Zeit, um zu erkennen, was sich vor ihren Augen abspielt, weshalb sie viel zu spät, viel zu extrem reagieren mussten, indem die Zinsen rasant angehoben wurden.

Das blieb nicht ohne Folgen, denn im vergangenen Monat mussten innerhalb von nur elf Tagen fünf Banken ihren Geschäftsbetrieb einstellen oder gerettet werden. Wer jedoch glaubt, dass damit alle Partybremsen aus dem Spiel sind und die scheinbar unaufhörliche Rallye der Aktienmärkte weitergeht, der täuscht sich mächtig gewaltig, wie James G. Rickards, Ökonom und Investmentbanker mit 40 Jahren Wall Street Erfahrung, erklärte .

Das Problem ist aus seiner Sicht, dass weder der Fed-Vorsitzende Jerome Powell noch die US-Finanzministerin Janet Yellen verstehen, was aktuell wirklich vor sich geht.

Die viel besagte Bankenkrise ist nur ein Symptom, denn im Kern der Sache "handelt es sich um eine Krise, die durch einen Mangel an Sicherheiten in Form von US-Staatsanleihen zur Deckung von Derivatpositionen und durch schrumpfende Bilanzen als Folge des Mangels an Sicherheiten verursacht wird."

Doch diese Schieflage lässt sich nicht einfach durch das Drucken von Geld über die Ausgabe von Staatsanleihen lösen. "Wir nähern uns dem Punkt, an dem das Finanzministerium kein Geld mehr hat und durch die gesetzlich festgelegte Schuldenobergrenze die Aufnahme neuer Kredite unmöglich wird. Ist der Kongress bereit, die Schuldenobergrenze anzuheben? Nein. Es ist das übliche Spiel zwischen Demokraten und Republikanern, bei dem keine Lösung in Sicht ist."

Damit befinden sich die internationalen Finanzmärkte an einem Scheideweg, an dem es zu noch viel größeren Verwerfungen kommen kann. Rückwirkend betrachtet war die Welt laut Rickards in den vergangenen 50 Jahren erst zweimal mit einer Situation ähnlicher Tragweite konfrontiert:

"Die Krise von 1998 erreichte ihr akutes Stadium am 28. September 1998, kurz vor der Rettung von LTCM. Wir waren nur noch Stunden davon entfernt, dass alle Aktien- und Anleihenbörsen der Welt geschlossen werden würden."

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Diese Krise hatte ihren Ursprung im Juni 1997. Der thailändische Baht ging auf Talfahrt und löste eine massive Kapitalflucht aus, die auch Russland erfasste. Rickards gibt zu bedenken:

"Es dauerte fünfzehn Monate, bis aus einer ernsten Krise eine existenzielle Bedrohung wurde."

Ähnlich verhielt es sich mit der Subprime-Hypothekenkrise, die ihren Anfang im Frühjahr 2007 mit der HSBC-Ankündigung hatte, dass die Verluste aus dem Hypothekengeschäft über den Erwartungen liegen. Setzte sich im Sommer 2007 mit dem Kollaps "zweier hochverzinslicher Hypothekenfonds von Bear Stearns und der Schließung eines Geldmarktfonds der Société Générale fort". Gipfelte in dem Untergang von Lehman Brothers 2008 und hatte direkte Auswirkungen bis in den März 2009.

"Beginnend mit der HSBC-Ankündigung dauerten die Subprime-Hypothekenpanik und die Dominoeffekte vierundzwanzig Monate von März 2007 bis März 2009."

Zwei gut dokumentierte Krisen , deren Ablauf wir zwar kennen, uns aber nicht vorstellen möchten, dass etwas Ähnliches auf uns zukommt. Rickards sagt:

"Wenn man die zwei Beispiele (1998, 2008) miteinander vergleicht, beträgt die durchschnittliche Dauer dieser Finanzkrisen etwa zwanzig Monate. Die aktuelle Krise ist gerade einmal einen Monat alt. Daher dürfte sie erst am Anfang stehen."

Der große Unterschied zwischen 2023 und den beiden vorangegangenen Finanzkrisen ist, dass heute alles viel schneller geht. Rickards verwendet das Beispiel einer 1 Milliarde-Dollar-Transaktion, die sich mit einem einfachen iPhone auslösen lässt, während man bei McDonalds (NYSE:MCD) auf seine Bestellung wartet.

Rickards ist sich sicher, wenn die Menschen ihr Vertrauen in das US-Bankensystem verlieren, dann fallen nicht nur die Banken. Die Flucht aus dem Dollar würde einen Zug in Bewegung setzen, der mit atemberaubender Geschwindigkeit die ganze Welt erfasst.

"Die wichtigste Frage ist: Ist die Krise vorbei? Hat die Fed genügend getan, um die Sparer davon zu überzeugen, dass das System gesund ist? Hat sich die Panik gelegt?

Die Antwort lautet: Nein. Die Panik fängt gerade erst an."

Von Marco Oehrl

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