WOCHENAUSBLICK: Brexit und Zollstreit entscheiden wohl über weitere Dax-Erholung

dpa-AFX  |  Autor 

Veröffentlicht am 10.12.2018 05:50

WOCHENAUSBLICK: Brexit und Zollstreit entscheiden wohl über weitere Dax-Erholung

FRANKFURT (dpa-AFX) - Nach einigen düsteren Tagen und einer zaghaften Erholung am Freitag können sich Anleger zu Beginn der neuen Woche Hoffnung auf eine Gegenreaktion machen. Der erstmalige Fall unter die psychologisch wichtige Marke von 11 000 Punkten seit zwei Jahren gibt zwar rein technisch betrachtet nicht gerade Grund zum Optimismus. Die Chancen für eine zumindest vorübergehende Tendenz nach oben dürften damit aber steigen, betonte Andreas Büchler vom Börsenstatistiker Index-Radar in einem Kommentar.

Allerdings wird es wichtige politische Ereignisse geben, die im Wochenverlauf von großer Relevanz für die Finanzmärkte sind. Kritisch geblickt wird dabei vor allem nach Großbritannien. Am Montag urteilt zunächst das oberste EU-Gericht über die Möglichkeit eines britischen Rückziehers beim geplanten EU-Austritt. Am Dienstag wird das britische Unterhaus über das Abkommen entscheiden. "Sollte es keine handfeste Überraschung geben, werden die Parlamentarier den mit der EU ausgehandelten Kompromiss ablehnen", befürchtet Chris-Oliver Schickentanz, Chefanlagestratege der Commerzbank (DE:CBKG).

Sollte der Vertrag durch die Briten abgelehnt werden, droht eine anhaltende Hängepartie. "Zu einer Zustimmung zum Brexit-Deal gibt es keine gute Alternative", glaubt Analyst Christian Apel von der Helaba. Commerzbank-Experte Schickentanz befürchtet, dass die sich ergebende Unsicherheit die Aktienmärkte negativ treffen kann. Das weitere zentrale Thema sehen Experten in der kommenden Woche in dem Handelsstreit zwischen den USA und China, der den Investoren zuletzt weiter Sorgen vor einer sich eintrübenden Wirtschaft bereitete.

Bei allen Unsicherheiten weisen einige Experten aber darauf hin, dass fundamental betrachtet die Zeit für Schnäppchenjäger kommen könnte, nachdem der Dax (DAX) seit Anfang Oktober mehr als 11 Prozent verloren hat. So stellte UBS-Investmentchef Mark Haefele fest, dass Aktien derzeit mit einem 15-prozentigen Abschlag zu ihrem langfristigen durchschnittlichen Kurs-Gewinn-Verhältnis gehandelt werden. Seiner Einschätzung nach hat der Markt damit auf die Handelsstreitigkeiten überreagiert und die tatsächlichen Risiken mehr als eingepreist.

Stratege Emmanuel Cau von Barclays (LON:BARC) glaubt, dass die "Flucht in die Defensive" inzwischen ihren Höhepunkt erreicht hat. In der Vergangenheit habe das von ihm beobachtete Ausmaß von Umschichtungen aus Aktien in den Geldmarkt regelmäßig gute Chancen eröffnet. In fünf vergleichbaren Ausgangslagen seit 2010 seien in den darauf jeweils folgenden drei bis sechs Monaten deutliche Kursgewinne am Aktienmarkt gefolgt.

Jetzt die App holen
Werden Sie Teil der größten Finanz-Community der Welt
Downloaden

UBS-Experte Haefele hält es aber dennoch für unabdinglich, die politischen Spannungen zwischen den USA und China weiter kritisch zu beobachten, zumal die Märkte wohl stärker schwanken dürften als üblich und eine weitere Eskalation nicht auszuschließen sei. "Die strukturellen Unterschiede zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt sind zu groß, um schnell gelöst zu werden", glauben die Anlageexperten der Schweizer Großbank.

Eine Gegenreaktion sollten Anleger daher auch nicht vorschnell mit einer Trendwende verwechseln. "Auch wenn es dazu kommt, dürfte dies noch nicht das Ende einer Abwärtsbewegung darstellen", warnt Index-Radar-Experte Büchler und rät, vorsichtig zu agieren. Andere Experten sehen den Markt in einer längeren Negativspirale. "Mit seinen Jahresverlusten von mehr als 20 Prozent ist der Dax offiziell im Bärenmarkt angekommen", sagte ein Händler.

Ansonsten dürften Anleger ihre Blicke in der neuen Woche auf die Sitzung des EZB-Rates am Donnerstag richten. "Bedeutung hat die Sitzung durch den erwarteten Beschluss, die Nettoanleihekäufe wie schon länger angekündigt zum Jahresende einzustellen", so Commerzbank-Experte Schickentanz. Konjunkturdaten im Allgemeinen wähnt er in der neuen Woche eher im Hintergrund. Von Interesse dürften hier am ehesten die US-Inflationsdaten am Mittwoch wegen ihrer Relevanz für die US-Geldpolitik sein.

Unternehmensseitig ist die Agenda vorweihnachtlich kaum gefüllt. Jahreszahlen der Kupferhütte Aurubis (4:NAFG) am Dienstag sowie des Handelskonzerns Metro (DE:CECG) am Donnerstag könnten hier einen Blick wert sein. Am Mittwoch steht für die noch verbliebenen Aktionäre der alten Linde AG (DE:LING) mit der außerordentlichen Hauptversammlung ein wichtiger Tag an: Nach der Fusion mit dem US-Konkurrenten Praxair will der Gasehersteller Linde Plc. (1:LIN) seine Aktien gegen eine Barabfindung einziehen.

Der Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen birgt hohe Risiken. Sie können Ihren Kapitaleinsatz vollständig oder teilweise verlieren. Die Kurse von Kryptowährungen sind extrem volatil und können von externen Faktoren wie finanziellen, regulatorischen oder politischen Ereignissen beeinflusst werden. Der Handel auf Margin erhöht das finanzielle Risiko.
Stellen Sie unbedingt sicher, dass Sie die mit dem Handel der Finanzinstrumente und/oder Kryptowährungen verbundenen Risiken vollständig verstanden haben und lassen Sie sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten, bevor Sie den Handel aufnehmen.
Fusion Media möchte Sie daran erinnern, dass die auf dieser Internetseite enthaltenen Kurse/Daten nicht unbedingt in Realtime oder genau sind. Alle Daten und Kurse werden nicht notwendigerweise von Börsen, sondern von Market-Makern bereitgestellt, so dass die Kurse möglicherweise nicht genau sind und vom tatsächlichen Marktpreis abweichen können, was bedeutet, dass die Kurse indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sind. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für etwaige Handelsverluste, die Ihnen durch die Verwendung dieser Daten entstehen könnten.
Es ist verboten, die auf dieser Website enthaltenen Daten ohne die vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenanbieters zu verwenden, zu speichern, zu reproduzieren, anzuzeigen, zu ändern, zu übertragen oder zu verteilen. Alle Rechte am geistigen Eigentum sind den Anbietern und/oder der Börse vorbehalten, die auf dieser Website enthaltenen Daten bereitstellen.
Fusion Media kann von den Werbetreibenden, die sich auf der Website befinden, anhand Ihrer Interaktion mit den Werbeanzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.

Abmelden
Sind Sie sicher, dass Sie sich abmelden möchten?
NeinJa
AbbrechenJa
Veränderung wird gespeichert