Veröffentlicht am 18.01.2018 17:43
Aktualisiert 20.01.2018 01:00
Weidmann verteidigt deutschen Exportüberschuss
Frankfurt (Reuters) - Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hat die kräftigen Überschüsse in der deutschen Handelsbilanz gegen Kritik aus dem Ausland in Schutz genommen.
Der merkliche Anstieg sei zuletzt eine Folge der niedrigen Öl- und Rohstoffpreise und des relativ schwachen Euro gewesen, sagte Weidmann auf einer Veranstaltung der Bundesbank und des Internationalen Währungsfonds (IWF) am Donnerstag in Frankfurt. Zudem spiegele der erhöhte Überschuss auch die sehr lockere Geldpolitik in der Euro-Zone wider. Deutschland gerät wegen seiner enormen Exportüberschüsse immer wieder international in die Kritik.
Der deutsche Überschuss sei das Ergebnis von Entscheidungen der Unternehmen und Verbraucher in Deutschland und im Ausland, sagte Weidmann. "Ich kenne keine fehlgerichteten Initiativen wie protektionistische Maßnahmen zur Verhinderung von Importen oder zur Förderung von Exporten." Auch gebe es keine Manipulation des Wechselkurses, um Leistungsbilanzüberschüsse zu schaffen. Nach Berechnungen des Ifo-Instituts erzielte Deutschland 2017 wegen seiner Exporterfolge den weltweit größten Überschuss in der Leistungsbilanz. Mit umgerechnet 287 Milliarden Dollar fiel er demnach mehr als doppelt so groß wie der von Exportweltmeister China. Damit lag Deutschland zum zweiten Mal in Folge vor allen anderen Ländern.
IWF-Chefin Christine Lagarde forderte Deutschland auf der Konferenz auf, bestehende Finanzspielräume für mehr Investitionen zu nutzen, um so den Überschuss zu senken. "Eine Verringerung des deutschen Überschusses würde dabei helfen, die globalen Ungleichgewichte abzubauen, die uns beim IWF klar Sorgen bereiten," sagte die Französin. Die zunehmende Gefahr des Protektionismus hänge auch mit Anhäufung von Überschüssen in der Leistungsbilanz in manchen Ländern zusammen. IWF-Chefökonom Maurice Obstfeld wurde konkreter: "Es drohen auch Vergeltungsmaßnahmen mit Handelsbeschränkungen, indem protektionistische Kräfte in den importierenden Ländern angefacht werden." 2018-01-18T164235Z_1_LYNXMPEE0H1EJ_RTROPTP_1_IMF-G20.JPG
Geschrieben von: Reuters
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