Was für und was gegen das Ende des Aufschwungs spricht

Reuters  |  Autor 

Veröffentlicht am 15.11.2018 08:37

Was für und was gegen das Ende des Aufschwungs spricht

Berlin (Reuters) - 13 Quartale ist die deutsche Wirtschaft ununterbrochen gewachsen.

Im Sommer wurde dem ein vorläufiges Ende gesetzt: Das Bruttoinlandsprodukt schrumpfte um 0,2 Prozent und damit erstmals seit Anfang 2015. War das nur ein Ausrutscher oder der Anfang vom Ende des Dauer-Booms, der Europas größter Volkswirtschaft neun Wachstumsjahre in Folge bescherte? Es gibt Argumente für beides:

DIE DEUTSCHE WIRTSCHAFT WIRD KLEINERE BRÖTCHEN BACKEN

- EXPORTE: Brexit, Handelskonflikte, Schwellenländer-Krisen, Sanktionen gegen Russland und den Iran: Für die exportabhängige deutsche Wirtschaft sind das alles keine guten Nachrichten. Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) rechnet deshalb damit, dass die Ausfuhren in diesem Jahr mit 2,8 Prozent nur noch halb so kräftig wachsen wie im langjährigen Schnitt. "Was sich erst einmal nur nach Arithmetik anhört, bedeutet übersetzt mehr als 55 Milliarden Euro weniger in den Auftragsbüchern hierzulande", erklärt DIHK-Außenwirtschaftschef Volker Treier. Im nächsten Jahr erwartet der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) sogar nur ein Exportplus von 2,5 Prozent. Läuft der Außenhandel schlechter, bremst das auch Investitionen.

- FACHKRÄFTEMANGEL: Durch den Dauer-Boom stößt die Wirtschaft an Grenzen. Sichtbar wird das beispielsweise an der Zahl der offenen Stellen, die im dritten Quartal mit 1,24 Millionen einen Rekordwert erreichte, wie das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) ermittelte. Allein in der Industrie hat sich der Bedarf binnen eines Jahres um ein Drittel auf 160.000 erhöht. Das bedeutet, dass Unternehmen so manchen Auftrag sausenlassen müssen oder langsamer abarbeiten können - beides drückt das Wachstum.

- INFLATION: Die Lebenshaltungskosten sind im Oktober mit 2,5 Prozent so stark gestiegen wie seit zehn Jahren nicht mehr. "Angesichts der guten Konjunktur und der Nachrichten von Immobilienmärkten kann man erwarten, dass der Trend weiter aufwärtsgeht", sagt LBBW-Chefökonom Uwe Burkert. "Allmählich wird Inflation wieder ein echtes Thema." Dadurch wird ein beträchtlicher Teil der Lohnsteigerungen abgeknabbert, so dass die Kaufkraftgewinne kleiner ausfallen dürften als in der Vergangenheit. Das könnte den Konsum bremsen.

EIN ENDE DES AUFSCHWUNGS IST NICHT IN SICHT