Reuters
Veröffentlicht am 24.05.2018 15:56
Wachstumsabschwächung bereitet EZB Kopfschmerzen
Frankfurt (Reuters) - Die jüngste Verlangsamung des Wirtschaftswachstums in der Euro-Zone treibt der EZB Sorgenfalten auf die Stirn.
Eine stärker ausgeprägte Abschwächung der Nachfrage könne nicht ausgeschlossen werden, hieß es im Protokoll der Zinssitzung vom April, das die Europäische Zentralbank (EZB) am Donnerstag veröffentlichte. Die Konjunkturaussichten seien unsicherer geworden. Zugenommen habe insbesondere die Gefahr des Protektionismus im Handel. Die Verlangsamung des Wachstums scheine länder- und sektorenübergreifend zu sein. Insgesamt bleibe der Aufschwung im Währungsraum aber intakt. Die Euro-Wächter seien zuversichtlich, dass sich die Expansion in einem soliden Tempo fortsetzen werde.
"Vor diesem Hintergrund, stimmten die Mitglieder weitgehend darin überein, dass eine ruhige Hand in der Geldpolitik zum gegenwärtigen Zeitpunkt gerechtfertigt ist", hieß es im Protokoll. Die EZB hatte im April weder an ihren Leitzins gerüttelt, der auf dem Rekordtief von 0,0 Prozent liegt, noch ihre großangelegten Anleihenkäufe verändert. "Der Sitzungsbericht zum April-Treffen bestätigt, dass die EZB keine Eile hat, ihre aktuelle geldpolitische Richtung zu ändern", kommentierte ING-Diba-Chefvolkswirt Carsten Brzeski. Die nächsten Zinssitzungen finden am 14. Juni in Riga und am 26. Juli in Frankfurt statt.
Wegen des kalten Wetters, vielen Streiks und der Grippewelle hatte sich das Wirtschaftswachstum im Währungsraum zu Jahresbeginn fast halbiert. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) legte zwischen Januar und März nur noch um 0,4 Prozent zum Vorquartal zu. In den drei Vorquartalen lag das Plus noch bei jeweils 0,7 Prozent.
Auf ihrem April-Treffen verbreiteten die Ratsmitglieder jedoch nicht nur Molltöne. So wurde auch die Sichtweise vorgebracht, die Notenbank-Kriterien für eine nachhaltige Veränderung der Inflation Richtung Zielmarke seien bereits fast erfüllt. Diese Einschätzung fand allerdings laut Protokoll keine Mehrheit. Die Beweise hierfür reichten derzeit nicht aus, hieß es. Die EZB strebt mittelfristig knapp zwei Prozent Inflation als Idealwert für die Wirtschaft an. Im April waren es nur 1,2 Prozent.
Geschrieben von: Reuters
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