SPD legt Finanzierungskonzept für Grundrente vor

Reuters

Veröffentlicht am 22.05.2019 07:50

SPD legt Finanzierungskonzept für Grundrente vor

- von Holger Hansen

Berlin (Reuters) - Die SPD will ab dem Jahr 2021 eine Grundrente für Geringverdiener einführen und zur Finanzierung Milliardenbeträge aus der Arbeitslosenversicherungen heranziehen.

Arbeitsminister Hubertus Heil und Finanzminister Olaf Scholz (beide SPD) teilten am Dienstagabend in der ARD mit, dass sie sich auf einen Finanzierungsweg verständigt hätten, über den nun mit der Union verhandelt werden solle. Von der Grundrente sollen laut Arbeitsministerium rund drei Millionen Rentner profitieren, vier Fünftel davon Frauen. Auf die im Koalitionsvertrag mit der Union vereinbarte Bedürftigkeitsprüfung will die SPD verzichten.

In dem der Nachrichtenagentur Reuters vorliegenden Gesetzentwurf des Arbeitsministers werden die jährlichen Kosten ab Einführung der Grundrente im Jahr 2021 anfangs auf rund 3,8 Milliarden Euro beziffert. Davon sollen 1,9 Milliarden Euro durch höhere Rentenbeiträge der Bundesagentur für Arbeit (BA) für Arbeitslose finanziert werden. Zudem soll der Bundeszuschuss an die Rentenkasse im Jahr 2021 um 1,8 Milliarden Euro und später noch stärker steigen. Um dies zu finanzieren, will die SPD den ermäßigten Mehrwertsteuersatz für Hotel-Übernachtungen wieder abschaffen, 500 Millionen Euro aus einer Finanztransaktionssteuer heranziehen und 400 Millionen Euro zusätzlich aus dem Haushalt des Arbeitsministeriums beisteuern.

Der von Heil ausgearbeitete Gesetzentwurf für die "Grundrente für langjährig Versicherte mit unterdurchschnittlichem Einkommen" muss nun vom Kanzleramt zunächst grünes Licht bekommen für die Ressortabstimmung mit den anderen Ministerien. Die Union beharrt bislang auf einer Bedürftigkeitsprüfung, wodurch die Kosten weitaus geringer wären. Nach Vorstellungen Heils im Gesetzentwurf soll die Grundrente aber "von einer nachzuweisenden Bedürftigkeit und dem vorrangigen Verbrauch des Vermögens unabhängig sein".