Schweizer Notenbank will sich mit Zinserhöhung Zeit lassen

Reuters

Veröffentlicht am 21.06.2018 13:57

Schweizer Notenbank will sich mit Zinserhöhung Zeit lassen

Bern/Zürich (Reuters) - Die Schweizer Nationalbank will ihre Zinsen auf absehbare Zeit niedrig halten.

Damit reagieren die Währungshüter auf die jüngsten Turbulenzen an den Devisenmärkten, politische Unsicherheiten in Europa und die absehbar niedrige Inflation. "Wir bleiben vorsichtig", sagte Notenbank-Präsident Thomas Jordan am Donnerstag nach dem Beschluss. "Derzeit gibt es keinen Grund, unsere Geldpolitik zu ändern." Andere Notenbanken sind beim Ausstieg aus ihrer ultralockeren Geldpolitik nach der Finanzkrise bereits weiter: In den USA hat die Federal Reserve seither schon mehrmals die Zinsen erhöht und fährt zudem ihre durch Bondkäufe aufgeblähte Bilanz zurück. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ein Auslaufen ihrer Anleihenkäufe per Jahresende angekündigt und de facto eine Zinserhöhung für frühestens Herbst 2019 in Aussicht gestellt.

Der Leitzins in der Schweiz liegt bei durchschnittlich minus 0,75 Prozent und zählt damit zu den tiefsten der Welt. Damit wollen die Währungshüter den Franken für Investoren möglichst unattraktiv machen, um die heimische Exportwirtschaft zu stützen. Denn der Franken gilt als "sicherer Hafen" und ist daher in Krisenzeiten besonders gefragt. Das zeigte sich erst vor wenigen Wochen rund um die schwierige Regierungsbildung in Italien. Aus Sorge um die Zukunft der Euro-Zone hatte der Franken zum Euro den höchsten Wert seit mehr als einem halben Jahr erreicht. Neben den politischen Risiken in Italien warnte die SNB angesichts des Kurses von US-Präsident Donald Trump vor den möglichen Folgen eines Handelskriegs. Auch dieser könne für Verunsicherung an den Finanzmärkten und eine Flucht in den Franken sorgen.

Um kurzfristige Höhenflüge der Währung zu verhindern, greift die SNB daher bei Bedarf am Devisenmarkt ein, um den Franken zu schwächen. Auch dazu sei die Notenbank weiterhin bereit, betonte Jordan. Zuletzt musste die SNB jedoch kaum mehr intervenieren - denn der Franken hat sich in den vergangenen drei Jahren abgeschwächt - trotz der jüngsten Turbulenzen. Aktuell kostet ein Euro knapp 1,15 Franken. Damit ist die Schweizer Währung aus Sicht der SNB immer noch hoch bewertet.