ROUNDUP 2: Erdogan kündigt Boykott von US-Elektronik an

dpa-AFX

Veröffentlicht am 14.08.2018 18:46

Aktualisiert 14.08.2018 19:00

ROUNDUP 2: Erdogan kündigt Boykott von US-Elektronik an

(Neu: Weitere Details)

ISTANBUL (dpa-AFX) - Als Reaktion auf Sanktionen und Strafzölle der USA gegen die Türkei hat Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan einen Boykott elektronischer Produkte aus den USA angekündigt. "Wir werden Amerikas elektronische Produkte boykottieren", sagte Erdogan bei einer Rede vor Anhängern seiner islamisch-konservativen Regierungspartei AKP in Ankara am Dienstag. "Wenn sie (die USA) iPhones haben, dann haben wir Samsung (60:005930)." Die Türkei werde in Zukunft mehr qualitativ hochwertige Waren produzieren und diese auch exportieren.

Seine Rufe nach "Solidarität" im "Wirtschaftskrieg" der USA gegen die Türkei trugen unterdessen erste Früchte. Die größte Fluggesellschaft des Landes, Turkish Airlines, und die große Telekommunikationsfirma Turk Telekom (DE:DTEGn) kündigten an, dass sie auf US-Medienplattformen keine Anzeigen mehr schalten wollen. Die staatliche Nachrichtenagentur Anadolu berichtete, das betreffe auch Google (2:GOOG), Facebook (2:FB), YouTube und Twitter.

Der Staatssender TRT meldete ohne weitere Details, dass auch aus den USA kommende Baumaterialien nicht mehr verwendet werden sollten. In sozialen Medien spielten am Dienstag Zehntausende Menschen Videos von einigen Türken ab, die in Solidarität mit dem Präsidenten ihre iPhones zertrümmerten.

Auslöser des Konflikts mit den USA ist die Festsetzung eines evangelikalen US-Pastors in der Türkei. Um seine Freilassung zu erzwingen hatte US-Präsident Donald Trump am Freitag angekündet, einige Strafzölle auf Waren aus der Türkei zu verdoppeln. Zuvor hatten die USA bereits zwei türkische Minister mit Sanktionen belegt.

Der Kurs der seit Monaten schwächelnden Lira stürzte daraufhin am Freitag und Montag ab. Er erholte sich am Dienstagmorgen leicht, was Analysten auf Notmaßnahmen der Zentralbank zur Stützung der Lira und auf die Ankündigung zurückführten, dass Finanzminister Berat Albayrak am Donnerstag per Telefonkonferenz mit Investoren unter anderem aus den USA und Europa sprechen werde.

Albayrak betonte am Dienstag in einer Rede in Ankara, dass eine Vertiefung der Beziehungen zu Europa und eine langfristige Zusammenarbeit die beste Antwort auf die Bedrohung durch die USA seien. Er fügte hinzu, dass Äußerungen der deutschen Kanzlerin und des deutschen Wirtschaftsministers gezeigt hätten, wie "unfair und böswillig" es sei, was der Türkei widerfahre. Albayrak betonte, wie wichtig die "Äußerungen des gesunden Menschenverstandes" aus Europa seien. Sie stärkten das Vertrauen der Türken in Europa.

Merkel hatte sich am Montag besorgt über die Lage in der Türkei geäußert. Die EU profitiere von einer stabilen Wirtschaftslage in ihrer Nachbarschaft. "Deutschland möchte jedenfalls eine wirtschaftlich prosperierende Türkei", hatte sie gesagt.

Jetzt die App holen
Werden Sie Teil der größten Finanz-Community der Welt
Downloaden

Altmaier hatte die Wirtschaftspolitik der USA mit ihren Sanktionen und Strafzöllen kritisiert. "Dieser Handelskrieg verlangsamt und zerstört Wirtschaftswachstum und produziert neue Unsicherheiten", sagte er der "Bild am Sonntag" und ergänzte mit Blick auf die Türkei: "Wir wollen, dass die Türkei ein stabiles und demokratisches Land ist. Gute Wirtschaftsbeziehungen tragen dazu bei."

Noch im vergangenen Jahr war das deutsch-türkische Verhältnis unter anderem wegen der Inhaftierung mehrerer Deutscher in der Türkei zerrüttet gewesen. Andere Regierungen in der EU hatten scharf Erdogans Beschneidung von Freiheiten und Grundrechten während eines zweijährigen Ausnahmezustands kritisiert.

Auch der russische Außenminister kritisierte die USA während eines Besuchs in Ankara am Dienstag. "Diese Politik darf nicht fortgesetzt werden", sagte Sergej Lawrow. "Wir sehen die Verschärfung von Sanktionen als nicht legitime Politik." In der vergangenen Woche hatte Washington auch Strafen gegen Moskau verhängt.

Sein türkischer Amtskollege Mevlüt Cavusoglu forderte während der gemeinsamen Pressekonferenz, dass die "Ära der Schikanen" enden müsse. Die USA würden nur respektiert werden, "wenn sie anderen Ländern und ihren Bedenken zuhören und alle als gleich ansehen" würden.

Der Grünen-Politiker Cem Özdemir rief die Bundesregierung dazu auf, die Währungskrise in der Türkei zu nutzen, um Einfluss auf das Land zu nehmen. Man müsse mit Erdogan "Tacheles reden und klare Bedingungen stellen, ihm klarmachen, dass es keine Leistung ohne Gegenleistung gibt", sagte er im Interview von NDR Info. Erdogan müsse seine Politik ändern und etwa alle zu Unrecht Inhaftierten freilassen. Özdemir sagte zudem, dass Erdogan die Krise in der Türkei verschärfe, "weil er nicht auf die Wirtschaftsexperten hört". Die Bundesregierung will Erdogan Ende September zu einem Staatsbesuch empfangen.

Erdogan war Ende Juni als Staatspräsident wiedergewählt worden. Im neu eingeführten Präsidialsystem genießt er weitreichende Vollmachten und kann per Dekret regieren.

Der Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen birgt hohe Risiken. Sie können Ihren Kapitaleinsatz vollständig oder teilweise verlieren. Die Kurse von Kryptowährungen sind extrem volatil und können von externen Faktoren wie finanziellen, regulatorischen oder politischen Ereignissen beeinflusst werden. Der Handel auf Margin erhöht das finanzielle Risiko.
Stellen Sie unbedingt sicher, dass Sie die mit dem Handel der Finanzinstrumente und/oder Kryptowährungen verbundenen Risiken vollständig verstanden haben und lassen Sie sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten, bevor Sie den Handel aufnehmen.
Fusion Media möchte Sie daran erinnern, dass die auf dieser Internetseite enthaltenen Kurse/Daten nicht unbedingt in Realtime oder genau sind. Alle Daten und Kurse werden nicht notwendigerweise von Börsen, sondern von Market-Makern bereitgestellt, so dass die Kurse möglicherweise nicht genau sind und vom tatsächlichen Marktpreis abweichen können, was bedeutet, dass die Kurse indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sind. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für etwaige Handelsverluste, die Ihnen durch die Verwendung dieser Daten entstehen könnten.
Es ist verboten, die auf dieser Website enthaltenen Daten ohne die vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenanbieters zu verwenden, zu speichern, zu reproduzieren, anzuzeigen, zu ändern, zu übertragen oder zu verteilen. Alle Rechte am geistigen Eigentum sind den Anbietern und/oder der Börse vorbehalten, die auf dieser Website enthaltenen Daten bereitstellen.
Fusion Media kann von den Werbetreibenden, die sich auf der Website befinden, anhand Ihrer Interaktion mit den Werbeanzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.

Abmelden
Sind Sie sicher, dass Sie sich abmelden möchten?
NeinJa
AbbrechenJa
Veränderung wird gespeichert