Nun klingeln die Alarmglocken: US-Zinskurve immer stärker invertiert

Investing.com  |  Autor 

Veröffentlicht am 29.05.2019 13:55

von Robert Zach

Investing.com - Die Vielzahl von Risiken für die US-Wirtschaft hat einen Teil der US-Zinskurve umgekehrt - und zwar so stark wie zuletzt vor knapp 12 Jahren.

Und dafür gibt es gute Gründe. Denn aus dem handelspolitischen Gerangel im letzten Jahr ist ein ausgewachsener Handelsstreit entstanden, der die Weltwirtschaft so stark bedroht wie schon lange nicht.

Festmachen lässt sich das anhand einiger Datenpunkte: so sind die Einzelhandelsumsätze per April um 0,2 Prozent gesunken. Ohne Autoverkäufe stiegen die Umsätze nur um 0,1 Prozent. Analysten hatten mit einem Plus von 0,7 Prozent gerechnet. Im Vorjahresvergleich sank die Wachstumsrate der Einzelhandelsumsätze auf 3,1 Prozent bzw. 3,3 Prozent ex-Autos.

Sollten die Umsätze im Mai ähnlich schwach ausfallen, so wäre das ein weiteres Indiz dafür, dass die kurzfristigen Effekte der US-Steuerpolitik nachlassen und sich die Konsumausgaben in den kommenden Monaten stark verlangsamen. Der Konsum gilt als eine wichtige Stütze der US-Konjunktur.

Auch die jüngsten Stimmungsindikatoren aus den USA lassen auf Gefahren schließen. So sind die Einkaufsmanagerindizes für das verarbeitende Gewerbe und für den Dienstleistungssektor im Mai nach vorläufigen Berechnungen eingebrochen, halten sich aber noch oberhalb der Wachstumsschwelle von 50 Punkten. Der Gesamtindex rutschte mit 50,9 Punkten auf den tiefsten Stand seit drei Jahren und signalisiert damit eine Wachstumsverlangsamung.

In China sieht das Bild nicht sehr viel besser aus: sowohl die Industrieproduktion als auch die Einzelhandelsumsätze und die Unternehmensinvestitionen hatten die Investoren zuletzt maßlos enttäuscht.

Die Schweizer Großbank UBS (SIX:UBSG) sagte jüngst in einem Marktkommentar, die "Wachstumsdynamik (im Reich der Mitte) sieht nach wie vor schwach aus". In diesem Jahr rechnet die Bank nur noch mit einem Wirtschaftswachstum von 6,2 Prozent. Wenn Trump noch weitergehen sollte, dann drohe sogar ein BIP von weniger als 6 Prozent.

Im Sitzungsprotokoll der Fed Mitte Mai wurde der Handelskonflikt kaum erwähnt, was zeigt, dass die jüngste Eskalation für die US-Notenbank überraschend gekommen ist. Die Währungshüter sprachen sogar von einer Entspannung im Handelskonflikt. Da sich die USA und China aber jüngst mit Zollerhöhungen überzogen, ist diese Bewertung der Risiken wohl nicht mehr angemessen.

Die immer stärkere Umkehr der US-Zinskurve könnte die US-Notenbank, die nicht bereit zu sein scheint, eine Zinssenkung in Betracht zu ziehen, dazu zwingen, die Leitzinsen zu senken, um die Wirtschaft anderweitig zu stimulieren, sollte sich aus der Wachstumsdelle eine ausgewachsene Rezession entwickeln.

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Und genau das zeigt die inverse Zinskurve an, bei der die kurzfristigen Renditen über den langfristigen liegen.

An der Wall Street gilt dies als zuverlässigstes Rezessionssignal. So zeigt es zumindest die Vergangenheit. Schließlich hat eine Umkehrung der Zinskurve bisher jeder Rezession in den letzten 50 Jahren vorhergesagt.

Im Schnitt kam es 311 Tage nach der Inversion der dreimonatigen mit der zehnjährigen US-Rendite zu einer Rezession. Das wäre dann Mitte Februar 2019 der Fall. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass die Zinskurve für einen Zeitraum von drei Monaten invertiert wurde. Im Mai war die Zinskurve an 10 von 24 Handelstagen invertiert.

"Die Menschen sind auf der Suche nach Rendite", sagte Tom di Galoma, Managing Director of Government Trading and Strategy bei Seaport Global Holdings LLC zum Wirtschaftsmagazin Bloomberg. "Und ich sehe nicht, dass der Handelskrieg vorbei ist. Angesichts der Umkehr (der Zinskurve) sind wir wahrscheinlich etwa eineinhalb Jahre von einer US-Rezession entfernt."

Invertiert zur zehnjährigen US-Rendite (2,234 Prozent) sind aktuell:

  • die einmonatige US-Rendite (2,345 Prozent)
  • die dreimonatige US-Rendite (2,351 Prozent)
  • die einjährige US-Rendite (2,300 Prozent)

Am Freitag steht der Preisindex PCE, der von der amerikanischen Notenbank als bevorzugtes Inflationsmaß betrachtet wird, auf der Agenda. ein weiterer enttäuschender Datensatz hier, und die Wahrscheinlichkeit für eine Zinssenkung, die im September 2019 bereits bei mehr als 45 Prozent liegt, dürfte schlagartig in die Höhe schießen.

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