Neue Leasingvorschriften blähen Unternehmensbilanzen auf

Reuters

Veröffentlicht am 13.01.2016 01:01

Neue Leasingvorschriften blähen Unternehmensbilanzen auf

Frankfurt/London, 13. Jan (Reuters) - Neue Bilanzierungsvorschriften für Leasing-Verträge werden von 2019 an den Schuldenberg der meisten Großkonzerne in Europa und vielen anderen Ländern aufblähen. Dann müssen die Unternehmen geleaste oder gemietete Immobilien, Fahrzeuge und Anlagen voll in der Bilanz verbuchen, wie das International Accounting Standards Board (IASB) am Mittwoch mitteilte. Bisher tauchten dort meist nur die Leasingkosten auf. "Das betrifft rund die Hälfte aller Unternehmen, vor allem Fluggesellschaften, die Schifffahrt und den Einzelhandel", sagte IASB-Chef Hans Hoogervorst der Nachrichtenagentur Reuters. Der vom IASB festgelegte IFRS-Bilanzstandard gilt für mehr als 100 Länder. In Deutschland dürften Studien zufolge Konzerne wie die Post DPWGn.DE , die Telekom DTEGn.DE oder Metro MEOG.DE die Veränderungen am stärksten spüren.

Die Regulierer versprechen sich davon ein klareres Bild von der tatsächlichen Verschuldung von Unternehmen. Bisher waren bei börsennotierten Unternehmen 85 Prozent der 3,3 Billionen Dollar schweren Leasingverpflichtungen in der Bilanz unsichtbar. Ratingagenturen und Analysten mussten die Werte schätzen, um sich ein Urteil zu bilden - laut IASB lagen sie damit aber oft weit von der Realität entfernt. Künftig müssen das Nutzungsrecht auf der einen Seite der Bilanz und die finanzielle Verpflichtung auf der anderen Seite verbucht werden. Damit steigen am Anfang der Laufzeit die bilanziellen Belastungen. Ausgenommen von der Bilanzierungspflicht sind Leasing- oder Mietverträge mit bis zu zwölf Monaten Laufzeit und Verträge mit einem Volumen von weniger als 5000 Euro, etwa für Kopierer oder Computer.

Die Auswirkungen der Reform sind umstritten. Bisher ist das Leasing oder die Miete von Maschinen, Autos, Büro-Ausstattung oder ganzen Fabriken für Firmen bilanziell meist günstiger als ein Kauf in bar oder auf Kredit. Hoogervorst sagte, das Leasing bleibe eine attraktive und flexible Form der Finanzierung. Die Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG erwartet dagegen, dass Finanzierungsmodelle wie der Verkauf und das Zurückmieten von Gebäuden und Anlagen ("Sale-and-Leaseback") aussterben werden. Für Finanzkonzerne bedeute die Ausweitung der Bilanz womöglich einen größeren Kapitalbedarf.

Ähnliche Vorschriften sollen im Februar auch für den US-Bilanzierungsstandard US-GAAP eingeführt werden. Auf eine volle Harmonisierung der Regeln hatten sich das IASB und sein Pendant FASB in den USA aber nicht einigen können. An der Neuregelung war 20 Jahre gearbeitet worden. Einen ersten Entwurf von 2010 hatten Praktiker als zu kompliziert verworfen. Hoogervorsts Vorgänger David Tweedie, der Initiator der Reform, begrüßte die Einigung: "Man kann nicht Miete für ein Flugzeug zahlen, das in der Wüste von Arizona steht, und behaupten, das seien keine Schulden", sagte er zu Reuters.

Jetzt die App holen
Werden Sie Teil der größten Finanz-Community der Welt
Downloaden

Der Handel mit Finanzinstrumenten und/oder Kryptowährungen birgt hohe Risiken. Sie können Ihren Kapitaleinsatz vollständig oder teilweise verlieren. Die Kurse von Kryptowährungen sind extrem volatil und können von externen Faktoren wie finanziellen, regulatorischen oder politischen Ereignissen beeinflusst werden. Der Handel auf Margin erhöht das finanzielle Risiko.
Stellen Sie unbedingt sicher, dass Sie die mit dem Handel der Finanzinstrumente und/oder Kryptowährungen verbundenen Risiken vollständig verstanden haben und lassen Sie sich gegebenenfalls von einer unabhängigen und sachkundigen Person oder Institution beraten, bevor Sie den Handel aufnehmen.
Fusion Media möchte Sie daran erinnern, dass die auf dieser Internetseite enthaltenen Kurse/Daten nicht unbedingt in Realtime oder genau sind. Alle Daten und Kurse werden nicht notwendigerweise von Börsen, sondern von Market-Makern bereitgestellt, so dass die Kurse möglicherweise nicht genau sind und vom tatsächlichen Marktpreis abweichen können, was bedeutet, dass die Kurse indikativ und nicht für Handelszwecke geeignet sind. Fusion Media und andere Datenanbieter übernehmen daher keine Verantwortung für etwaige Handelsverluste, die Ihnen durch die Verwendung dieser Daten entstehen könnten.
Es ist verboten, die auf dieser Website enthaltenen Daten ohne die vorherige schriftliche Zustimmung von Fusion Media und/oder des Datenanbieters zu verwenden, zu speichern, zu reproduzieren, anzuzeigen, zu ändern, zu übertragen oder zu verteilen. Alle Rechte am geistigen Eigentum sind den Anbietern und/oder der Börse vorbehalten, die auf dieser Website enthaltenen Daten bereitstellen.
Fusion Media kann von den Werbetreibenden, die sich auf der Website befinden, anhand Ihrer Interaktion mit den Werbeanzeigen oder Werbetreibenden vergütet werden.

Abmelden
Sind Sie sicher, dass Sie sich abmelden möchten?
NeinJa
AbbrechenJa
Veränderung wird gespeichert