Merkel knüpft Brexit-Aufschub an Bedingungen

Reuters  |  Autor 

Veröffentlicht am 21.03.2019 10:38

Merkel knüpft Brexit-Aufschub an Bedingungen

- von Andreas Rinke und Markus Wacket und Andrew MacAskill

Berlin/London (Reuters) - Bundeskanzlerin Angela Merkel will dem britischen Wunsch nach einem Aufschub des Brexit nur unter Bedingungen entgegenkommen.

"Über eine kurze Verlängerung kann man positiv reden", sagte Merkel in einer Regierungserklärung am Donnerstag in Berlin. "Diesem Wunsch können wir im Grundsatz entsprechen, wenn wir in der nächsten Woche ein positives Votum zu den Austrittsdokumenten im britischen Parlament bekommen würden", fügte sie allerdings hinzu. Zudem müsse bei der von London geforderten Verschiebung des Austrittsdatums vom 29. März auf den 30. Juni darauf geachtet werden, dass die Europawahl Ende Mai rechtens bleibe. Merkel kündigte an, dass es einen EU-Sondergipfel geben könnte, falls Premierministerin Theresa May kommende Woche erneut bei der Ratifizierung des Austrittsvertrages im Unterhaus scheitern sollte. Sie werde bis "zur letzten Stunde" dafür arbeiten, dass es keinen ungeregelten Brexit gebe, kündigte die Kanzlerin an.

Die 27 EU-Staats- und Regierungschefs werden am Nachmittag in Brüssel nach einem Vortrag Mays beraten, wie sie mit den britischen Wünschen einer Verschiebung umgehen sollen. Dazu ist ein einstimmiges Votum nötig. Auch der britische Außenminister Jeremy Hunt hält eine EU-Krisensitzung kommende Woche für möglich. Dabei könnten Großbritannien "belastende Auflagen" wie ein neues Referendum gemacht werden. Dies würde jedoch kaum Zustimmung im Unterhaus finden. Ob dort der von May ausgehandelte, bereits zwei Mal gescheiterte Brexit-Vertrag nächste Woche noch einmal zur Abstimmung gestellt wird, sei noch unklar. Brexit-Staatssekretär Kwasi Kwarteng zeigte sich optimistisch, dass es noch eine Mehrheit für den Austrittsvertrag geben werde. Immer mehr Abgeordnete stellten sich hinter Mays Vertrag und konzentrierten sich darauf, "die EU pünktlich und geordnet" verlassen zu können, sagte er dem Sender Sky.