IWF-Tagung zwischen Alarm und Beschwichtigung

Reuters

Veröffentlicht am 15.10.2018 10:51

Aktualisiert 15.10.2018 11:01

IWF-Tagung zwischen Alarm und Beschwichtigung

- von Gernot Heller

Nusa Dua (Reuters) - IWF-Konferenzen haben ihre eigenen Gesetze.

"Man (DE:MANG) kommt, um über Probleme zu reden", beschreibt das dieser Tage ein hochrangiger, langjähriger Besucher, der zur diesjährigen Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) auf der indonesischen Insel Bali angereist war.

Dann passiert, was er ein IWF-Phänomen nennt: erst bildet sich irgendein Top-Thema heraus. "Dann reden alle ständig darüber und sind am Schluss davon überzeugt, dass dieses Problem noch größer geworden ist als es bei ihrer Ankunft war." Dabei können schnell Züge von Panik und Hysterie in die hitzige Debatte einfließen.

Es gibt auch IWF-Konferenzen, denen das überstrahlende Thema fehlt - etwa die im vergangenen Jahr, wie sich der deutsche Sparkassenpräsident Helmut Schleweis erinnert. In Nusa Dua auf Bali dieses Jahr war es aber ganz anders: es gab gleich drei offizielle und halboffizielle Großthemen, die die Furcht vor der nächsten Krise nährten. Da war der Handels- und Währungsstreit der beiden größten Volkswirtschaften USA und China, die massiv gewachsene Schuldenlast in der Welt, die der IWF allein bei den Staaten auf inzwischen 182 Billionen Dollar taxiert, und damit als Beigabe das Thema der Haushaltsstreit Italiens mit der EU-Kommission. Letzteres war auf der IWF-Agenda offiziell zwar wenig prominent. Das galt aber nicht für die Gespräche am Rande, und die sind bei solchen Konferenzen immer das Wichtigste.

Beim Handels- und Währungsthema hatte der IWF und seine Chefin Christine Lagarde selbst Dramatik geschürt. Lagarde sprach von der Gefahr von "Kriegen" in diesen beiden Feldern mit höchstem Krisenpotential für die weltweite Wirtschaft. Ihr Fonds garnierte das mit Abwärtskorrekturen seiner Wachstumsprognosen und einem Bericht zur globalen Finanzstabilität, in dem offen vor Turbulenzen an den Märkten und abrupten Anpassungsprozessen gewarnt wird - ein Szenario, was Märkte Grausen lässt. Und da die derzeit ohnehin nervös sind, sackten die Aktienkurse ab.

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