Italien nach Warnung aus Brüssel im Fadenkreuz der Märkte

Reuters

Veröffentlicht am 19.10.2018 14:14

Italien nach Warnung aus Brüssel im Fadenkreuz der Märkte

Rom/Brüssel (Reuters) - Nach dem Warnbrief aus Brüssel gerät Italien im Haushaltsstreit zunehmend unter Druck.

Aus dem Kreis der EU-Partner kam am Freitag der deutliche Aufruf, der Regierung in Rom Verstöße gegen die europäischen Vorgaben nicht durchgehen zu lassen. An den Finanzmärkten wuchsen die Sorgen, dass sich der Konflikt zu einer neuen Schuldenkrise ausweiten könnte. In Rom spitzte sich unterdessen ein Zwist der Regierungsparteien Lega und 5-Sterne-Bewegung über eine Steueramnestie zu.

Österreich, das derzeit die EU-Ratspräsidentschaft innehat, forderte die EU-Kommission zu einer klaren Haltung gegenüber Italien auf. Kanzler Sebastian Kurz sagte, das Land bringe sich selbst und andere in Gefahr, wenn es gegen die europäischen Budgetvorgaben verstoße. Finanzminister Hartwig Löger mahnte: "Wir brauchen hier Disziplin und Konsequenz." EU-Wirtschaftskommissar Pierre Moscovici hatte der Regierung in Rom am Donnerstag einen Brief geschickt, in dem ihr gravierende Verstöße gegen EU-Regeln vorgeworfen werden. Stein des Anstoßes ist der Haushaltsentwurf für kommendes Jahr. Zur Finanzierung kostspieliger sozialpolitischer Wahlversprechen plant die populistische Koalition eine deutlich höhere Neuverschuldung als von der Vorgängerregierung in Aussicht gestellt.

Italien hat nun bis Montag Zeit, um auf die Brüsseler Bedenken zu antworten. Wenn die Regierung ihren Entwurf nicht ändert, könnte die EU-Kommission diesen eine Woche später (29. Oktober) zurückweisen. Es wäre das erste Mal, dass sie diesen Weg geht, seitdem sie diese Befugnisse 2013 erhalten hat. Dies könnte zusätzliche Unruhe an den Finanzmärkten auslösen.

Am Freitag lag der Risikoaufschlag für die zehnjährigen italienischen Staatsanleihen zu vergleichbaren Bundestiteln mit 336,4 Basispunkten so hoch wie zuletzt während der europäischen Schuldenkrise 2012. Die Verzinsung der italienischen Anleihen kletterte auf 3,78 Prozent und damit den höchsten Stand seit viereinhalb Jahren. Die Börse in Mailand büßte 1,7 Prozent ein. Zu den Verlierern zählten insbesondere die Aktien von Banken. Sie haben zahlreiche Staatsanleihen in den Bilanzen. Der italienische Bankenverband äußerte sich besorgt über den Haushaltsstreit und warnte vor schädlichen Folgen für die Finanzen von Staat, Firmen und Bürgern.

BONITÄT AM ABGRUND