HINTERGRUND-Trump kann US-Kohleindustrie kein neues Leben einhauchen

Reuters

Veröffentlicht am 16.11.2017 09:08

HINTERGRUND-Trump kann US-Kohleindustrie kein neues Leben einhauchen

- von Timothy Gardner

Washington (Reuters) - Ein Jahr nach der Wahl Donald Trumps zum US-Präsidenten haben sich trotz aller Versprechen die Aussichten für die schwächelnde Kohleindustrie des Landes nicht verbessert.

"Wir bringen die Kohleindustrie zu 100 Prozent zurück", hatte Trump im Wahlkampf versprochen. Doch ein Blick auf die Statistiken macht deutlich, dass die Zahl der Beschäftigten und die Produktion der Branche in diesem Jahr nur bescheiden angestiegen sind. Und das lag eher an der vorübergehend angezogene Nachfrage nach US-Kohle im Ausland und weniger an der Politik. Energiekonzerne in den USA schließen ein Kohlekraftwerk nach dem anderen und wechseln zum billigen Erdgas - oder gleich zu Ökostrom aus Wind und Sonne.

In den USA deckt die Inlandsnachfrage 90 Prozent des Kohlemarktes ab. In Deutschland wird die Steinkohle für Kraftwerke hingegen von RWE (DE:RWEG) & Co in erster Linie aus dem Ausland importiert. Russland und Kolumbien sind große Lieferanten. In Deutschland geht seit Jahren ohne Subventionen bei der Steinkohleförderung nichts. 2018 ist auch damit Schluss. RWE fördert die Kohle für seine Braunkohlekraftwerke selbst - steht aber wegen der schlechten Klimabilanz der Anlagen unter Druck.

KEINE PLÄNE FÜR NEUE WERKE

"Wir haben keine Pläne, neue Kohlekraftwerke zu bauen", sagt eine Sprecherin des Versorgers American Electric Power, einem der größten Energiekonzerne in den USA. Die Zukunft der Kohle hänge von der wirtschaftlichen Entwicklung ab. Investitionen in solche Anlagen könnten nicht auf der Grundlage der Politik der gerade amtierenden Regierung beschlossen werden. Derzeit macht der Teil der Stromerzeugung aus Kohle 47 Prozent der gesamten Erzeugungskapazität des Konzerns aus. Der Anteil soll aber bis 2030 auf 33 Prozent sinken.

Die Entwicklung macht deutlich, wie begrenzt der Einfluss der Politik auf große Branchen oder weltweite Wirtschaftstrends ist. Einige Energie-Experten haben schon früh gesagt, dass die Zukunft der Kohleindustrie nicht in der Hand des Präsidenten liegt.

Trump habe alles getan, um der Industrie zu helfen, sagt dagegen ein Sprecher der National Mining Association, die die großen US-Kohlekonzerne vertritt. "Die Regierung ist nicht länger gegen uns." Nun müssten die Kräfte des Marktes ihr übriges tun. Trump hat seinen Wahlkampfversprechen an die Kohlelobby Taten folgen lassen, hatten diese ihm doch mit zum Sieg verholfen. Er hat damit begonnen, den von seinem Vorgänger Barack Obama beschlossenen Clean Power Plan aufzuheben, mit dem der Kohlendioxid-Ausstoß von Kraftwerken reduziert werden soll.