HINTERGRUND-Adieu Malaise - Frankreichs Wirtschaft im Aufschwung

Reuters

Veröffentlicht am 26.03.2017 11:20

HINTERGRUND-Adieu Malaise - Frankreichs Wirtschaft im Aufschwung

- von Reinhard Becker und Hanna-Sophie Mast

Berlin (Reuters) - Krisenstimmung war gestern: In Frankreich hellt sich nur wenige Wochen vor den Präsidentenwahlen die wirtschaftliche Lage merklich auf.

Die Unternehmen blicken optimistischer in die Zukunft. Kein Wunder, denn bei ihnen läuft es einer Umfrage zufolge so gut wie seit fast sechs Jahren nicht mehr. Experten nennen das lange Zeit krisengeplagte Land schon wieder in einem Atemzug mit dem weiter östlich gelegenen Kraftzentrum Europas: "Frankreich und Deutschland treiben den Aufschwung im Euro-Raum", sagt Ökonom Stefan Kipar von der BayernLB.

Dieses positive Urteil dürfte ein später Triumph für den scheidenden Präsidenten Francois Hollande sein, der wegen seiner mangelnden Popularität nicht mehr antritt. Er wird womöglich von seinem einstigen politischen Ziehsohn Emmanuel Macron abgelöst. Der parteilose Kandidat und frühere Wirtschaftsminister hat gute Chancen, im Mai in den Elysee-Palast einzuziehen. Dazu muss er allerdings zunächst seine rechtsgerichtete Konkurrentin Marine Le Pen vom Front National wie vielfach prognostiziert in der Stichwahl schlagen. Macron gilt vielen als Hoffnungsträger: Nicht nur weil er im Gegensatz zu Le Pen ein Pro-Europäer ist, sondern auch weil er Frankreich reformieren und wettbewerbsfähiger machen will.

"Von ihm kann man einen wirtschaftsfreundlichen Kurs erwarten", sagt die Konjunktur-Expertin Galina Kolev vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln. Macron stehe bei seinen Wählern im Wort, die Bedingungen für Unternehmensgründungen zu verbessern. Dennoch sei kein starkes Trendwachstum der Wirtschaft zu erwarten, solange die strukturellen Probleme des Landes ungelöst blieben. Dies zeige sich insbesondere darin, dass es trotz erster Ansätze zur Liberalisierung des Jobmarkts nicht gelungen sei, das Problem der Massenarbeitslosigkeit in den Griff zu bekommen: "Vor der Weltwirtschaftskrise lag die Quote bei gut sieben Prozent, nun liegt sie noch immer bei zehn Prozent."

Gegenüber dem deutschen Nachbarn hat das Land in der Vergangenheit konjunkturell an Boden verloren: "Das Wirtschaftswachstum ist in den vergangenen fünf Jahren im Vergleich zu Deutschland deutlich schwächer ausgefallen", erläutert Ökonom Stefan Mütze von der Helaba. Demnach stieg das französische Bruttoinlandsprodukt (BIP) seit 2011 um nur 0,8 Prozent pro Jahr, während hierzulande immerhin ein Wert von 1,2 Prozent erreicht wurde. Auch 2017 wird Deutschland mit 1,6 Prozent die Nase vorn haben, wenn die Prognose der EU-Kommission zutrifft. Frankreich wird immerhin ein Plus von 1,4 Prozent zugetraut.

Denn die Wirtschaft jenseits des Rheins hat mittlerweile mehr Schwung aufgenommen. Ende vorigen Jahres sorgten nicht nur die Kauflust der Verbraucher und ein ausgabenfreudiger Staat für Auftrieb: "Erstmals seit vier Jahren stiegen die Bauinvestitionen - und zwar um 1,3 Prozent", so Helaba-Experte Mütze. Ein starker Anstieg der Wohnungsbaugenehmigungen gilt zudem als gutes Omen für die Entwicklung im laufenden Jahr.

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