Reuters
Veröffentlicht am 16.11.2017 17:51
Goldman-Sachs-Chef plädiert für erneute Brexit-Abstimmung
London (Reuters) - Goldman-Sachs-Chef Lloyd Blankfein hat bei einem Aufenthalt in Großbritannien ein neues Votum über den EU-Ausstieg des Landes ins Gespräch gebracht.
Blankfein erklärte am Donnerstag auf Twitter, viele Menschen wünschten sich eine erneute Abstimmung über den Brexit. Schließlich handele es sich um eine monumentale und unumkehrbare Entscheidung. "Es steht so viel auf dem Spiel", betonte der Bankchef, der sich zu einem Treffen mit Kunden in London aufhielt. "Hier im Vereinigten Königreich herrscht unter Konzernchefs viel Händeringen über den Brexit." Inzwischen gebe es ein besseres Verständnis dafür, was für ein harter und riskanter Weg zu erwarten sei. "Wie wäre es, sicherzugehen, dass die Zustimmung immer noch da ist?"
Ein Sprecher des Londoner Brexit-Ministeriums erklärte, es werde kein zweites Referendum geben. Befürworter des EU-Ausstiegs kritisierten Blankfein scharf: "Der Goldman-Chef glaubt eindeutig nur dann an die Demokratie, wenn sie mit der Ansicht einiger weniger Konzernchefs zu vereinbaren ist", sagte Richard Tice von der Gruppe Leave Mens Leave.
Blankfein wählte den Begriff "bestätigendes Votum". Was er genau damit meinte, blieb zunächst unklar. Ein Goldman-Sprecher in London lehnte eine Stellungnahme dazu ab. Die Wall-Street-Bank hatte dem Lager der Brexit-Gegner im Vorfeld des Votums im Juni 2016 eine sechsstellige Summe gespendet. Wie viele andere US-Geldhäuser hat Goldman den Großteil seines Europa-Geschäfts in London und bangt um die Kundenbeziehungen in der EU nach dem Brexit.
Doch nicht nur in der Finanzbranche herrscht Verunsicherung. Vor allem die Aussicht auf einen ungeordneten EU-Ausstieg angesichts zäher politischer Verhandlungen über die Modalitäten bereitet Konzernchefs auch anderer Branchen Kopfschmerzen. Europäische Wirtschaftsführer pochten deshalb unlängst bei einem Treffen mit Premierministern Theresa May auf Übergangsregelungen für die Zeit nach dem Brexit.
Geschrieben von: Reuters
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