Fed-Chef will bei Zinserhöhungen kein Börsenbeben riskieren

Reuters

Veröffentlicht am 08.05.2018 13:29

Fed-Chef will bei Zinserhöhungen kein Börsenbeben riskieren

- von Ann Saphir und Rodrigo Campos

Zürich/New York (Reuters) - US-Notenbank-Chef Jerome Powell ist Befürchtungen entgegengetreten, durch die angepeilten Zinserhöhungen drohe ein Börsenbeben wie vor fünf Jahren.

Die Fed werde ihre Strategie "so klar und transparent wie nur möglich" kommunizieren, um die Erwartungen zu steuern und Turbulenzen zu vermeiden, versicherte Powell am Dienstag auf einer Veranstaltung der Schweizerischen Nationalbank (SNB) in Zürich. Er sprach dabei die von seinem Vor-Vorgänger Ben Bernanke 2013 mit offenbar unbedachten Äußerungen ausgelösten Verwerfungen an den internationalen Finanzmärkten mit keinem Wort an. Doch der jüngste Verfall des argentinischen Peso und der türkischen Lira hat Erinnerungen an die damaligen Turbulenzen geweckt, in deren Folge Währungen vieler Schwellenländer unter die Räder kamen.

Die US-Notenbank (Fed) hat die Zinsen dieses Jahr im März auf 1,5 bis 1,75 Prozent erhöht und zwei weitere Schritte nach oben signalisiert. Der nächste wird bereits für Juni erwartet. Manche Experten rechnen danach mit noch zwei weiteren Anhebungen in diesem Jahr, womit Anlagen in den USA weit attraktiver werden dürften und massiv Kapital aus Schwellenländern abzufließen droht.

Argentinien stemmte sich jüngst gegen den Verfall seiner Währung, indem die Notenbank den Leitzins auf mittlerweile 40,0 Prozent hievte. Damit dürfte nach Ansicht von Volkswirten die Gefahr vorerst gebannt sein, dass der Peso weiter rasant abrutscht. Doch dem einstigen Pleiteland drohe bei dauerhaft hohen Zinsen eine Konjunkturkrise, warnte Ökonom Claudio Irigoyen von der Bank of America (NYSE:BAC) Merrill Lynch. Dann werde es eines Tages womöglich gezwungen sein, beim Internationalen Währungsfonds (IWF) um Hilfe nachzusuchen, die gewöhnlich an Auflagen gekoppelt ist. "Das wäre mit hohen politischen Kosten verbunden", sagte Irigoyen. Argentiniens Ruf an den Finanzmärkten hatte sich im vergangenen Jahr wieder etwas gebessert, nachdem Anleger es im Zuge des lange nachwirkenden Zahlungsausfalls von 2002 gemieden hatten.

Auch in der Türkei reagierte die Zentralbank mit höheren Zinsen auf die Schwäche der Währung - sehr zum Leidwesen von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan. Die aktuelle Lira-Verkaufswelle bezeichnete er am Dienstag als Angriff auf die heimische Wirtschaft und kündigte Gegenmaßnahmen an.

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