Reuters
Veröffentlicht am 28.08.2016 17:41
Fed-Chefin Yellen signalisiert baldige Zinserhöhung
- von Jason Lange und Ann Saphir
Jackson Hole (Reuters) - Fed-Chefin Janet Yellen hat die Tür für eine baldige Zinserhöhung in den USA weit aufgestoßen.
Für einen solchen Schritt sprächen eine anhaltend solide Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt sowie insgesamt die Aussichten für die US-Wirtschaft, sagte Yellen am Freitag bei der Notenbanker-Konferenz in Jackson Hole im US-Bundesstaat Wyoming. Sie legte sich aber nicht auf einen genauen Zeitpunkt fest. An den Finanzmärkten rätseln Experten, ob die US-Notenbank die Zügel schon im September oder erst im November oder Dezember anheben wird.
"Die US-Wirtschaft nähert sich den Zielen der Federal Reserve von Vollbeschäftigung und Preisstabilität", erklärte Yellen. Die Argumente für einen Zinsschritt nach oben hätten in den vergangenen Monaten an Zugkraft gewonnen. Vor Yellen hatten sich bereits mehrere Top-Notenbanker für eine baldige Anhebung ausgesprochen. Im November liegt die Fed-Sitzung kurz vor der US-Präsidentenwahl. Diese könne die amerikanische Konjunktur beeinflussen, sagte Fed-Vize Stanley Fischer dem TV-Sender CNBC.
Am deutschen Aktienmarkt gewann der Leitindex Dax zum Wochenschluss 0,55 Prozent auf 10.588 Punkte. Volkswirte sehen jetzt klare Anzeichen dafür, dass die Zentralbank noch dieses Jahr nachlegt. "Yellen möchte den Tisch für September decken. Vielleicht liefert sie die Zinserhöhung aber erst im November oder Dezember," erklärte etwa Brian Jacobsen vom US-Vermögensverwalter Wells Fargo Funds Management. Nach Einschätzung von Subadra Rajappa von der französischen Großbank will die Fed erreichen, dass die Märkte sich langsam auf eine Anhebung in diesem Jahr einstellen.
ERST ZINSWENDE - DANN LANGES ZÖGERN
Die Fed hatte die Zinswende im Dezember 2015 eingeleitet. Erstmals seit fast zehn Jahren wurde damals der Schlüsselsatz für die Versorgung der Geschäftsbanken mit Zentralbankgeld wieder angehoben. Danach beließ sie ihn aber in der Spanne von 0,25 bis 0,5 Prozent. Der Ölpreisverfall, die Furcht vor einem Konjunktureinbruch in China und zuletzt die Unsicherheit über die wirtschaftlichen Folgen des Brexit-Votums ließen die Fed immer wieder zögern.
Zudem waren die US-Konjunkturdaten und die Signale vom Arbeitsmarkt nicht immer eindeutig ausgefallen. So war im zweiten Quartal die amerikanische Wirtschaft etwas schwächer gewachsen als zunächst angenommen - mit einer aufs Jahr hochgerechneten Rate von 1,1 Prozent. Fed-Vize Fischer zufolge ist derzeit das Produktivitätswachstum das größte Problem. Volkswirte gehen aber von einem besseren zweiten Halbjahr für die US-Wirtschaft aus.
Zinserhöhungen sollten "behutsam" erfolgen, ergänzte Yellen. Andere Fed-Notenbanker befürchten, dass eine zu lange Phase mit sehr niedrigen Zinsen die Inflation zu deutlich anheizen könnte. In der Folge müsste die Fed dann womöglich noch stärker die Zügel anziehen - mit entsprechend dämpfenden Auswirkungen für die Konjunktur.
An den Finanzmärkten wird die Wahrscheinlichkeit für einen Zinsschritt im September auf 30 Prozent taxiert. Für die Sitzung im November wird sie mit fast 36 Prozent veranschlagt. Die Chancen im Dezember liegen Marktteilnehmern zufolge mittlerweile bei über 60 Prozent.
Geschrieben von: Reuters
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