Draghi hält starke EZB-Geldspritzen noch für nötig

Reuters

Veröffentlicht am 17.11.2017 12:24

Draghi hält starke EZB-Geldspritzen noch für nötig

Frankfurt (Reuters) - Die Wirtschaft in der Euro-Zone ist EZB-Präsident Mario Draghi zufolge noch immer auf erhebliche Hilfe der Europäischen Zentralbank angewiesen.

Zwar befinde sich der Währungsraum inmitten einer Phase des solide Konjunkturaufschwungs, sagte Draghi am Freitag in Frankfurt auf dem "European Banking Congress". Dennoch sei die Inflationsentwicklung weiterhin verhalten. "Wir sind noch nicht an einem Punkt angelangt, an dem die Erholung der Inflation selbsttragend sein kann ohne unsere konjunkturfördernde Geldpolitik", sagte der Italiener. Die EZB strebt eine Teuerung von knapp zwei Prozent als Idealwert für die Wirtschaft an. Davon ist sie mit einer Rate von 1,4 Prozent im Oktober aber noch weit entfernt.

"Ein Schlüsselthema hier ist das Lohnwachstum," sagte der EZB-Chef. Zwar habe es seit Mitte 2016 zugenommen. Insgesamt sei der Trend aber weiter verhalten und noch nicht wie gewünscht in der Breite angekommen. Auch andere Euro-Hüter hatten zuletzt auf das ungewöhnliche Phänomen hingewiesen, dass trotz deutlich gesunkener Arbeitslosenquoten die Löhne nicht stärker zulegen. Daher hatten sich Notenbanker für stärkeres Lohnwachstum ausgesprochen. Vor Jahren wäre dies noch undenkbar gewesen.

"Ein zentraler Motor der Erholung bleiben die sehr günstigen Finanzierungsbedingungen für Firmen und Haushalte, die wiederum stark von unseren geldpolitischen Maßnahmen abhängen", erläuterte der EZB-Chef. Geduld und Beständigkeit in der Geldpolitik seien weiterhin erforderlich, um mittelfristig das Preisstabilitätsziel zu erreichen. Die Euro-Notenbank verfehlt ihr Ziel hier inzwischen bereits seit Frühjahr 2013.